NxGn 2020: Die größten Wunderkinder des Frauenfußballs

Welch eine Debütsaison für Linda Caicedo: In ihrem ersten Jahr bei den Seniorinnen wurde die Angreiferin Torschützenkönigin in Kolumbiens oberster Spielklasse und führte America de Cali so zur ersten Meisterschaft der Klubgeschichte. Ihre Mannschaft schaffte es auch ins Halbfinale der Copa Libertadores, da durfte Caicedo aber nicht auflaufen - sie war noch zu jung!

Im Februar 2020 feierte sie ihren 15. (!) Geburtstag und hat im kolumbianischen Fußball bereits einen ganzen Haufen Rekorde aufgestellt. Caicedo ist unter anderem die jüngste Torschützin aller Zeiten in der Liga Aguila und noch nie war jemand so junges für die Wahl zur Fußballerin des Jahres nominiert.

Künftig wird Caicedo, die auch schon für die kolumbianische A-Nationalmannschaft debütiert hat, für Americas Erzrivalen Deportivo Cali auf Torejagd gehen. Der kontroverse Transfer ist Teil eines Deals, der Caicedo langfristig beim FC Barcelona anheuern lässt.

Sie hatte es angekündigt! Vor dem Finale der asiatischen U19-Meisterschaft 2019 sagte Yuzuki Yamamoto: "Ich bin immer auf der Suche nach Toren, und ich werde im nächsten Spiel treffen."

Gesagt, getan. Yamamoto markierte mit ihrem fünften Turniertor im Endspiel das 1:0 gegen Norkorea und brachte Japans Juniorinnen damit auf die Siegerstraße.

Was ihre Zukunft angeht, hat die Stürmerin vom Top-Klub NTV Beleza aus Tokio ebenfalls klare Vorstellungen: "Ich will für die A-Nationalmannschaft nominiert werden, an der WM teilnehmen und sie gewinnen." Die Ansage ist forsch, aber davon lässt sich Yamamoto ja bekanntermaßen nicht abschrecken.

Die Penn State University ist eine der produktivsten Talentschmieden der USA: Unter anderem schafften hier Alyssa Naeher und Ali Krieger den Durchbruch. Beide wurden 2015 und 2019 mit der US-Nationalmannschaft Weltmeisterinnern.

Das nächste Juwel steht nun schon in den Startlöchern: Kate Wiesner eilt der Ruf voraus, der nächste US-Top-Star zu werden. Erica Dambach, die seit 13 Jahren als Trainerin an dem berühmten College in Pennsylvania arbeitet, lobt die 19-Jährige: "Sie ist eine Spielerin auf Weltklasseniveau und wird das in ihren vier Jahren hier zeigen. Sie wird eine ganz große Spielerin in diesem Programm werden."

Wiesner ist auf der linken Außenbahn eine echte Waffe. Sie kann als Verteidigerin und als Flügelstürmerin aufgeboten werden und hat bereits zahlreiche Turniere mit diversen US-Junioren-Nationalteams bestritten. Unter anderem lief sie schon im Alter von 16 Jahren für die U19 auf.

Beim Gewinn der U17-CONCACAF-Meisterschaft wurde Wiesner in die Top-11 des Turniers gewählt.

Dass Gift Monday im vergangenen September ihr Debüt in der nigerianischen A-Nationalmannschaft feierte, überraschte kaum noch jemanden. Die Stürmerin gilt als größtes Talent ihre Landes und sorgte als eine der besten Spielerinnen bei der U20-Weltmeisterschaft 2018 auch international für Furore.

Ein Jahr später gewann Nigeria zum ersten Mal die African Games in Marokko und Trainer Christopher Danjuma schwärmte von den "überragenden“ Leistungen Mondays, die unter anderem das erste Turniertor ihrer Mannschaft erzielte.

Im Mai 2019 wurde der australische Kader für die WM-Endrunde in Frankreich offiziell bekanntgegeben. Dabei gab es eine Überraschung: Die erst 16-jährige Mary Fowler schaffte es in den Kader.

Ein Jahr zuvor war sie im Alter von 15 Jahren und 162 Tagen die fünftjüngste Spielerin überhaupt im Dress der Matildas gewesen. Mittlerweile hat hat sie auch für Adelaide United in der W-League debütiert und in sieben Spielen drei Treffer markiert. Es folgte im Februar der Wechsel nach Montpellier, wo Fowler nun das Trikot mit der Rückennummer "9" trägt.

Ihr neuer Klub verkündete bei der Vorstellung, man hoffe, sie werde in Montpellier ähnlichen Erfolg haben, "wie ihr Namensvetter Robbie, der beim FC Liverpool in den 1990er Jahren Tore am Fließband erzielte".

In Haiti, sonst nicht unbedingt eine Hochburg des Frauenfußballs, ist die Euphorie rund um die Nationalmannschaft aktuell groß. Das liegt auch an Mittelfeldspielerin Melchie Durmonay, die sich mittlerweile aus den Junioren-Auswahlteams in die A-Elf gekämpft hat.

2018 wurde sie sowohl bei der U17- als auch bei der U20-CONCACAF-Meisterschaft in die Mannschaft des Turniers gewählt Bei der U17-Endrunde gewann sie zudem den Goldenen Ball für die beste Spielerin.

Im Februar 2020 glänzte die heute 16-Jährige auch im Dress der Seniorinnen und trat beim 6:0 gegen Panama in der Olympia-Qualifikation als Vorbereiterin und Torschützin in Erscheinung.

Im September stand Lauren James zum ersten Mal in der Women's Super League für Manchester United in der Startelf und der Eindruck, den sie hinterließ, war bärenstark.

Liverpools Trainerin Vicky Jepson sagte gar über die 18 Jahre alte Stürmerin: "Ich glaube nicht, dass mir jemand eine Innenverteidigerin aus unserer Liga nennen kann, die mit ihr fertig wird."

James hat seitdem sieben Pflichtspieltore markiert und ist eine Schlüsselspielerin in der Mannschaft von Casey Stoney. Laut ihr ist die Entwicklung der Torjägerin aber längst noch nicht abgeschlossen, denn James habe "noch Bereiche in ihrem Spiel, an denen sie arbeiten muss. Sie weiß das auch und sie ist hungrig. Sie wird so gut, wie sie es sein will."

In Spanien schwärmen sie von Claudia Pina. Die Stürmerin vom FC Barcelona verkörpert eine herausragende Mischung aus Technik, Selbstvertrauen und Durchschlagskraft. Mit der spanischen U17 gewann sie bei Europameisterschaft und Weltmeisterschaft bereits die Titel. Bei der WM-Endrunde wurde sie dabei zur besten Spielerin des Turniers gekürt und landete auf Platz zwei der Torschützenliste.

Insgesamt bringt es die 18-Jährige auf 37 Treffer in 39 Einsätzen für Spaniens Junioren-Nationalteams.

Für das Starensemble des FC Barcelona lief Pina erstmals im Alter von 16 Jahren auf und sich beim angehenden spanischen Meister einen Stammplatz zu erkämpfen, ist für die Angreiferin die nächste Herausforderung.

Für viele junge Sportler in Nordamerika ist klar, dass sie den Gang zum College anstreben. Dort eignen sie sich Wissen an und entwickeln ihr sportliches Potenzial, ehe sie im besten Fall den Weg zum Profi einschlagen.

Ausnahmen bestätigen aber die Regel, und Jordyn Huitema ist solch eine Ausnahme. Sie schlug die Chance auf's College aus und wechselte im Alter von 18 Jahren direkt zu Frankreichs Top-Klub Paris Saint-Germain.

Die Stürmerin hat schon 30 Einsätze für Kanadas A-Nationalelf auf dem Buckel und schoss ihr Land im Februar zur Teilnahme an den Olympischen Spielen. Beim CONCACAF-Qualifikationsturnier gewann sie als jüngste Spielerin überhaupt die Torjägerkanone.

Kanadas Heldin Christine Sinclair, die kürzlich zur Spielerin mit den meisten Länderspieltoren der Historie avancierte, wird in absehbarer Zeit in fußballerische Rente gehen. Aber mit Huitema hat Kanada ihre Nachfolgerin schon gefunden.

Als Lena Oberdorf im vergangenen Sommer bei Deutschlands WM-Auftaktspiel gegen China (1:0) zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, war das ein historischer Moment: Oberdorf war die jüngste europäische Spielerin, die je bei einer Weltmeisterschaftsendrunde zum Einsatz kam. Passenderweise beerbte Oberdorf damit Birgit Prinz, eine der besten deutschen Spielerinnen aller Zeiten.

Zwei Tage nachdem sie im Trainingslager des DFB noch eine dreistündige Abiturprüfung hinter sich gebracht hatte, stand die Teenagerin also auf der größten Fußballbühne der Welt. Trainerin Martina Voss-Tecklenburg sagte damals: "Mit Lena wollten wir mehr körperliche Präsenz in unser Spiel bringen. Und wenn wir das mit unserer jüngsten Spielerin tun, dann sagt das eine Menge über sie aus."

Oberdorf ist außerdem vielseitig einsetzbar. Sie besticht durch ihre Reife und kann in der Innenverteidigung, dem zentralen Mittelfeld, oder auf der defensiven und offensiven Außenbahn eingesetzt werden. Im Alter von 18 Jahren ist sie nicht nur bei der SGS Essen sondern auch in der Nationalmannschaft auf dem Weg zum Stammplatz.