Neymars Albtraum-Rückkehr zum FC Santos: Das bittere Urteil eines Ex-Trainers bewahrheitet sich

Neymar feierte sein mit Spannung erwartetes zweites Debüt für Santos an seinem 33. Geburtstag, als er zu Beginn der zweiten Halbzeit in einem Campeonato-Paulista-Spiel gegen Botafogo, in dem seine Mannschaft mit 1:0 führte, in die Partie kam. Santos musste sich schließlich mit einem 1:1-Unentschieden begnügen, aber Neymar zeigte viel von seinem typischen Flair und hätte beinahe nach einem traumhaften Sololauf durch die Abwehr von Botafogo den Siegtreffer erzielt.

"Ich brauche Spielpraxis, ich bin noch nicht bei 100 Prozent", sagte er hinterher. "Ich hätte nicht erwartet, heute Abend so viel zu laufen und zu dribbeln. Ich denke, nach vier oder fünf Spielen werde ich mich besser fühlen."

Neymar bekam, was er wollte, als er in Santos' nächstem Paulista-Spiel gegen Novorizontino zum ersten Mal in der Startelf stand, hatte aber Mühe, mit dem Tempo der Partie mitzuhalten. In seinen 75 Minuten auf dem Platz schaffte der erfahrene Stürmer nur ein Dribbling und verlor 24-mal den Ball, während er auch keinen Torschuss abgab, sodass Santos sich mit einem 0:0-Unentschieden begnügen musste.

Auch ein anschließender Ausflug zum Erzrivalen Corinthians konnte Neymar noch nicht wieder voll auf die Beine bringen, denn Santos verlor mit 1:2 und er sorgte eher durch sein Verhalten außerhalb des Spielfelds für Schlagzeilen als durch seine Leistungen auf dem Platz, indem er sich über die von der FIFA zugelassenen Spielbälle in der Paulista beschwerte, anstatt Verantwortung für das Endergebnis zu übernehmen.

Der Moment, auf den die Fans von Santos gewartet hatten, kam jedoch am 16. Februar: Neymar erzielte sein erstes Tor seit seiner Rückkehr beim 3:1-Sieg gegen Agua Santa, als er einen Elfmeter souverän verwandelte, den er nach einem brillanten Lauf in den Strafraum selbst herausgeholt hatte. Außerdem bereitete er den Treffer von Guilherme vor und krönte damit eine beeindruckende Gesamtleistung.

Plötzlich keimte die Hoffnung auf, dass Neymars Rückkehr weit mehr als nur ein Werbegag sein würde. Santos gewann auch die nächsten drei Spiele gegen Noroeste, Inter Limeira und Red Bull Bragantino und erreichte das Halbfinale der Paulista A1. Neymar trug mit vier weiteren Toren zu diesem Erfolg bei.

"Neymar ist ein Fußballgenie", sagte der damalige Santos-Trainer Pedro Caixinha nach dem 3:0-Auswärtssieg in Limeira. "Unsere Aufgabe ist es, ihm zu helfen, sich weiterzuentwickeln, ihm Selbstvertrauen zu geben, ihn glücklich zu machen, damit er spielen und etwas bewegen will."

Zu diesem Zeitpunkt lief alles wie am Schnürchen – doch bei Neymar ist das Unglück immer ganz nah.

Neymar konnte beim 2:0-Sieg von Santos gegen Bragantino aufgrund einer Verletzung nicht bis zum Ende auf dem Rasen stehen, spielte jedoch die Schwere der Verletzung in den sozialen Medien herunter. "Mir geht es gut, ich habe mich etwas unwohl gefühlt und dachte, ich sollte mich besser schonen!", schrieb Neymar auf Instagram. "Es ist schon eine Weile her, dass ich ein Spiel mit dieser Intensität gespielt habe ... Ich bin super glücklich, wieder in besserer Form zu sein!"

Der damalige Selecao-Coach Dorival Junior schloss sich dieser Aussage an und berief Neymar zum ersten Mal seit 2023 wieder in den Kader Brasiliens, für das zwei wichtige WM-Qualifikationsspiele gegen Kolumbien und Argentinien anstanden. Dorival zeigte sich erleichtert, dass Neymar endlich wieder zur Verfügung steht, und betonte, dass Brasilien "auf ihn gewartet hat". Was dann kam, muss sich wie ein harter Schlag ins Gesicht angefühlt haben.

Neymar saß am 9. März während des gesamten Halbfinales der Paulista-Meisterschaft zwischen Santos und Corinthians, das Santos mit 1:2 verlor, auf der Bank und gab anschließend bekannt, dass seine Oberschenkelverletzung schwerer sei als zunächst angenommen. Nach Gesprächen mit Dorival und dem restlichen brasilianischen Trainerstab wurde beschlossen, ihn doch nicht für die Länderspiele zu berufen. "Ich kann momentan nicht das schwerste Trikot der Welt tragen!", erklärte er in einer emotionalen Botschaft an seine Fans.

Zu allem Überfluss wurden auch Fragen zu Neymars Aktivitäten außerhalb des Fußballs laut, wie schon so oft einst bei PSG. Ihm wurde vorgeworfen, den Fußball nicht ernst genug zu nehmen und seine Behandlung zu vernachlässigen, nachdem er nur wenige Tage nach dem Spiel gegen Corinthians beim Karneval in Rio beim Feiern gesehen worden war und erst Mitte April wieder auf den Platz zurückkehrte.

Nach sechs Wochen Pause spielte Neymar in der zweiten Halbzeit beim 0:1 von Santos gegen Fluminense Mitte April wieder. Damit verlängerte sich die Sieglos-Serie des Vereins zu Beginn der brasilianischen Serie A 2025 auf drei Spiele, was Caixinha den Job kostete. Neymar wurde jedoch sofort wieder in die Startelf berufen, als Co-Trainer Cesar Sampaio vorübergehend das Ruder übernahm.

Leider hielt der flinke Stürmer in seinem 100. Heimspiel für Santos gegen Atlético Mineiro nur 34 Minuten durch. Ein sichtlich emotionaler Neymar wurde mit einer Verletzung am linken Oberschenkel erneut mit einem Buggy vom Platz gebracht und es wurde berichtet, dass er mindestens einen weiteren Monat pausieren müsse.

Daraufhin begannen die Spekulationen über Neymars Zukunft zu brodeln. Santos hatte ihn erst mit einem Fünfmonatsvertrag zurückgeholt und dafür seine finanziellen Ressourcen bis zum Äußersten ausgeschöpft. Berichten zufolge erhielt der brasilianische Nationalspieler neben einem Grundgehalt in Höhe von 163.000 Euro pro Monat 90 Prozent aller Einnahmen aus Produkt- und Marketingmaßnahmen, die der Verein mit ihm erzielte.

Eine Verlängerung von Neymars Vertrag würde finanziell keinen Sinn machen, wenn seine Fitnessprobleme anhalten würden, worauf Santos-Präsident Marcelo Teixeira in einem Interview mit TV Globo anspielte: "Neymars Verletzung bringt keinen Vorteil. Es gibt ein Projekt, diese Arbeit ist unabhängig davon, ob er spielt. Wir müssen das Projekt, die Kontinuität, die Gewinne und die Vorteile eines Verbleibs von Neymar wirklich analysieren und kalkulieren."

Neymar ist mittlerweile zwar wieder fit, aber es könnte zu wenig und zu spät sein. Der neue Cheftrainer Cleber Xavier gab dem Stürmer am 25. Mai beim 1:0-Sieg von Santos gegen Vitoria einen Kurzeinsatz und drei Tage später stand er in einem Freundschaftsspiel gegen RB Leipzig in der Startelf, bei dem er auf seinen ehemaligen PSG-Teamkollegen Xavi Simons traf.

Nach dem Spiel wollten alle Reporter aus dem ganzen Land dasselbe wissen: Wird Neymar nach dem 30. Juni noch bei Santos spielen? Der Superstar selbst konnte jedoch keine definitive Antwort geben und erklärte: "Ich weiß es noch nicht. Ich werde keine weiteren Fragen dazu beantworten, weil ich noch darüber nachdenke. Ich werde mich erst nach dem 12. Juni entscheiden."

An diesem Tag wird die brasilianische Saison für einen Monat unterbrochen, um Platz für die Klub-Weltmeisterschaft zu machen. Santos hatte zu jenem Zeitpunkt Ende Mai noch zwei Spiele zu absolvieren, darunter ein wichtiges Auswärtsspiel beim amtierenden Champion der Serie A und Copa-Libertadores-Titelträger Botafogo.

Wenn es eine gute Gelegenheit gab, bei der Neymar mit einer beeindruckenden Leistung seine Chancen auf eine Vertragsverlängerung verbessern konnte, dann war es diese. Aber wieder einmal schaffte er es nicht einmal bis zum Schlusspfiff. Beim Stand von 0:0 in der 76. Minute sah Neymar die Gelb-Rote Karte, nachdem er den Ball mit der Hand ins Tor geschlagen hatte - und Santos verlor mit zehn Mann schließlich noch mit 0:1.

Neymars Versuch, die "Hand Gottes" nachzuahmen, war alles andere als subtil. Er selbst gab zu, dass es ein Akt der "Verzweiflung" war. Der Kapitän von Santos fügte in den sozialen Netzwerken hinzu: "Ich möchte mich bei meinen Teamkollegen und auch bei den Fans entschuldigen! Ich habe einen Fehler gemacht, bitte verzeiht mir!!!"

Da Santos nun auf dem 18. Platz der Serie-A-Tabelle steht, wird es zweifellos einige Fans geben, die nicht bereit sind, auf Neymars Bitte einzugehen.

Es war keine Überraschung, dass Neymar nicht in den aktuellen Kader Brasiliens aufgenommen wurde, der zum ersten Mal von Carlo Ancelotti, dem ehemaligen Trainer von Real Madrid, betreut wird. Ancelotti schloss Neymar jedoch keineswegs aus, wie er den Medien deutlich machte: "Bei dieser Nominierung habe ich die Spieler ausgewählt, die derzeit gut in Form sind. Neymar ist gerade erst von einer Verletzung zurückgekommen, jeder kennt seine Qualitäten und wir zählen auf ihn."

Wenn Brasilien jedoch ernsthaft weiterhin auf Neymar für die Weltmeisterschaft 2026 setzt, kann es den sechsten Weltmeistertitel gleich abschreiben. Neymar ist nicht in der Verfassung, sein Land oder Santos anzuführen.

Tatsächlich könnte Neymar sein letztes Spiel für seinen Jugendverein bestritten haben, da er für die Partie am kommenden Mittwoch gegen Fortaleza gesperrt ist und sein Vertrag am 30. Juni ausläuft. Das ist theoretisch genug Zeit für Santos, um seine Ikone weiter an sich zu binden, aber Neymars Vater verriet Globoesporte letzte Woche, dass die Gespräche mit dem Verein noch nicht einmal begonnen haben.

Noch beunruhigender für Neymar ist die Tatsache, dass es offenbar keine anderen Optionen gibt. Die Verbindungen zu Lionel Messis Inter Miami sind abgekühlt, und Barcelona hat sich Berichten zufolge von einer Rückkehr des Brasilianers distanziert.

"Neymar kann nicht mehr auf dem Niveau spielen, das wir gewohnt sind", sagte der ehemalige Al-Hilal-Trainer Jorge Jesus vor Neymars Weggang im Januar. Das ist eine Realität, die die ganze Welt nun akzeptieren muss.