Als er Anfang Juli als Trainer von Paris Saint-Germain vorgestellt wurde, sprach Luis Enrique auch mit deutlichen Worten über Neymar. Er konnte nicht versichern, dass der Brasilianer, der damals mit einem Wechsel ins Ausland in Verbindung gebracht wurde, bleiben würde. Er gab zu, dass er überhaupt nicht wisse, wie die Mannschaft zu Beginn der Saison 2023/24 aussehen werde. Er verwies auf die zahlreichen anderen Offensivspieler, die die Pariser im Kader haben. Letztendlich sandte er diese eine Botschaft: PSG braucht Neymar nicht.
Doch das könnte sich inzwischen geändert haben: Jetzt braucht PSG Neymar vielleicht doch. Die Zeit von Kylian Mbappé bei PSG neigt sich allem Anschein nach dem Ende entgegen, nachdem er dem Verein mitgeteilt hat, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wird wird. Lionel Messi ist bereits abgereist. Der argentinische Weltmeister wechselte zu Inter Miami in die MLS.
Bleibt also nur noch Neymar. Das letzte verbliebene Mitglied des viel gescholtenen Superstar-Trios ist allein. Das Aushängeschild eines Projekts, das - wie schon am Anfang - viel Potenzial hat, das nicht genutzt wird. Es ging alles sehr schnell schief. Als andere große Spieler hinzukamen, schwanden der Einfluss und das Ansehen von Neymar im Team. Der Brasilianer kämpfte mit Verletzungen, für die er nichts konnte: Knöchel, Mittelfuß, Adduktoren. Aber es gab auch Probleme, für die erst selbst gesorgt hatte: wilde Partys und seltsame Urlaube und Auszeiten.
Die fünf Jahre seit seinem Wechsel zu PSG waren gefühlt verschwendete Zeit, zumindest für Neymar als Weltklasse-Spieler. Das einzige Ziel, das Neymar mit seinem Wechsel nach Paris verfolgte, war sein persönlicher Ruhm und Erfolg. Er wollte eine Mannschaft führen und im Idealfall den Ballon d'Or gewinnen. Erfolge auf dem Platz, vor allem der Titel in der Champions League, standen wahrscheinlich erst an zweiter Stelle auf seiner Prioritätenliste.
Jetzt hat es aber so etwas wie einen Neustart gegeben. Neymar hat eine weitere Chance bekommen, die Hauptrolle zu spielen. Dieses Mal ist der Druck für ihn weg. Von PSG wird nicht erwartet, dass das Team ausgerechnet nun den Henkelpott in den Parc des Princes bringt. Die Mannschaft wird auch nicht im Mittelpunkt des Medieninteresses stehen - das wird sich wahrscheinlich ganz auf das Santiago Bernabéu richten, wenn Mbappé seinen Wechsel zu Real Madrid verkündet.
Stattdessen steht Neymar nicht mehr im Rampenlicht, sondern ist der beste Spieler einer interessanten, sich entwickelnden Mannschaft. Und vielleicht ist es genau dieses Umfeld, das der Brasilianer braucht, um den Abwärtstrend, dem seine Karriere seit Jahren folgt, zu stoppen.






