Wenn man den FC Bayern aber dennoch als Verlierer bewerten möchte, dann muss man auch die Bundesliga und Deutschland als Ganzes mit reinziehen. Woltemade wird laut transfermarkt.de der 15. Spieler sein, der in diesem Sommer fest in die Premier League wechselt. Darunter hochtalentierte Spieler wie Florian Wirtz, Hugo Ekitike, Benjamin Sesko, Jamie Gittens, Jeremie Frimpong, Mathys Tel oder Adam Aznou. Hinzu kommen Gerüchte um Xavi Simons.
Die Bundesliga war im modernen Fußball noch nie in einer Position, in der sie allen anderen Ligen überlegen war. Finanzstärker waren immer andere. Gleichzeitig ist die aktuelle Entwicklung bedrohlich für den deutschen Fußball. Denn auch abseits des FC Bayern zeigt sich bei Teams wie Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen, dass es nicht so leicht ist, einen Kader zusammenzuhalten und dann aber auch wieder entsprechend zu verstärken. Immer häufiger muss mit Notlösungen gearbeitet werden, weil Wunschspieler lieber nach Saudi-Arabien oder eben England wechseln.
In den kommenden Wochen und Monaten wird es in Deutschland richtungsweisende Entscheidungen mit Blick auf die 50+1-Regelung geben. Erzwungen durch das Bundeskartellamt, das im Juni die Ausnahmen RB Leipzig, Leverkusen, Wolfsburg und auch Hoffenheim als nicht vereinbar mit dieser Regelung bezeichnete.
Angesichts der sportlichen Lage im internationalen Vergleich und mit Blick auf die Verbindungen, die die Entscheidungsträger und Investoren der genannten Klubs im deutschen Fußball haben, ist eine konsequentere Durchsetzung von 50+1 wohl unwahrscheinlicher als andere Szenarien. Wie die dann aussehen, bleibt abzuwarten.
Klar ist aber, dass der deutsche Fußball am Scheideweg steht. Einer, der ungeahnte Konsequenzen in alle Richtungen haben kann. Der Woltemade-Deal ist dabei nur ein kleines Mosaiksteinchen, aber eben ein weiteres. Immerhin: Für die Nationalmannschaft könnte der Wechsel positiv sein.
Setzt sich Woltemade in England durch, ist das gut für Julian Nagelsmann und die Nationalmannschaft. Gerade auf der Neunerposition war man in der jüngeren Vergangenheit oft nicht gut genug aufgestellt.