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"Natürlich sind uns auch Fehler unterlaufen, aber ...": Hasan Salihamidzic wehrt sich gegen einen Vorwurf in seiner Zeit beim FC Bayern München

Hasan Salihamidzic hat die indirekten Vorwürfe seines Nachfolgers Max Eberl zurückgewiesen, denen zufolge Eberl nun beim FC Bayern München für Fehler in der finanziellen Planung unter Salihamidzic und dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn verantwortlich gemacht werde und diese nun mit einem Sparkurs bei den Kaderkosten ausbaden müsse.

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    WAS WURDE GESAGT?

    "Die Gehälter waren oft an der Grenze, aber wir wollten den Fans eine Attraktion bieten, egal, ob mit Neuzugängen oder Verlängerungen", sagte Salihamidzic im Interview mit der Sport Bild: "Natürlich sind uns auch Fehler unterlaufen, wie das sicher vor uns der Fall war und künftig der Fall sein wird. Fußball ist ein Risikogeschäft, unsere Fehlerquote war aber nicht so hoch, sonst hätten wir nicht 16 Titel gewonnen."

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  • WAS IST DER HINTERGRUND?

    Eberl hatte in den vergangenen Monaten stets bei Nachfragen zu den dann kostspielig fixierten Vertragsverlängerungen von Jamal Musiala, Alphonso Davies und Joshua Kimmich und den offenen Entscheidungen bei Leroy Sane und Thomas Müller betont, dass es beim FC Bayern darum gehe, wieder "eine gesunde Mischung zwischen Einnahmen und Ausgaben zu finden".

    Erstes "Bauernopfer" des Münchner Sparkurses soll nun Müller sein, dessen üppiges Gehalt in Höhe von kolportierten 17 Millionen Euro im Jahr eingespart und die Bayern-Legende ziehen gelassen werden soll.

  • Goretzka Gnabry Bayern 2024Getty

    DIE TRANSFERGESCHICHTE:

    Salihamidzic verteidigte sich nun besonders gegen die Kritik, dass unter seiner Ägide beispielsweise durch die kostspieligen Vertragsverlängerungen von Leon Goretzka, Kingsley Coman und Serge Gnabry die Kaderkosten unverhältnismäßig in die Höhe geschnellt seien und dies den Bayern nun auf die Füße falle.

    "Man muss das fairerweise immer im Zusammenhang mit dem Zeitpunkt sehen, in dem die einzelnen Verträge geschlossen wurden", betonte Salihamidzic und verwies auf den damaligen Status des FC Bayern als amtierender Champions-League-Sieger und als "die beste Mannschaft Europas mit sechs gewonnenen Titeln in einer Saison".

    Seine und auch die Aufgabe von Kahn sei es gewesen, "die Leistungsträger dieser Erfolgsmannschaft langfristig zu binden. Auch wenn es am Ende viel Geld war, die Spieler waren im besten Fußball-Alter - ob Kingsley Coman, Leon Goretzka Serge Gnabry, sie alle hatten Angebote von europäischen Spitzenklubs", sagte "Brazzo" weiter: "Ich möchte nicht wissen, was los gewesen wäre, wenn wir einen von ihnen ablösefrei hätten ziehen lassen müssen."

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  • Hasan Salihamidzic Bayern 2023Getty

    WAS WURDE NOCH GESAGT?

    Bezüglich der zu hohen Kaderkosten betonte Salihamidzic außerdem, dass es zu seiner Zeit beim Rekordmeister "immer das Gleichgewicht zwischen Umsatz, Einnahmen und Kosten" gegeben habe. "Der Verein hatte jedes Jahr ein positives Ergebnis, und da waren auch Pandemie-Jahre dabei. Jede große Spieler-Investition wurde mit dem Aufsichtsrat abgestimmt", betonte der 48-Jährige und verwies auch auf den Rekord-Transfersommer 2022.

    In diesem hatte der FCB unter anderem durch die die Abgänge von Robert Lewandowski zum FC Barcelona und Joshua Zirkzee zum FC Bologna und später zu Manchester United erstmals in der Geschichte mehr als 100 Millionen Euro durch Spielerverkäufe eingenommen. "Ich habe immer auch die wirtschaftliche Situation des Vereins im Auge behalten", sagte Salihamidzic.

    Zudem erklärte der Bosnier, dass sein Nachfolger Eberl auch durch seine Entlassung in den Vertragspokern mit Musiala und Davies, die beide zuletzt zu deutlich höheren Gehältern verlängerten, unter Druck geraten sei.

    "Wir waren bei Musiala und Davies im Frühjahr 2023 schon nahe an einer Verlängerung. Dann kam meine Entlassung dazwischen", erklärte der 46-Jährige: "Mein Grundsatz ist: Zwei Jahre vor Ende der Vertragszeit müssen die Führungsspieler, die gehalten werden sollen, verlängert werden. Andernfalls kommst du unter Druck, und die Berater gewinnen die Oberhand."

    Indirekt also schob er den schwarzen Gehaltspeter, der nun Eberls Arbeit erschwert, auch der damaligen Vereinsführung zu, die ihn kurz vor dem Saisonfinale 2023 vor die Tür gesetzt und somit eine Einigung in den Vertragsverhandlungen verhindert hatte. Auf die Frage, ob Davies und Musiala damals zu günstigeren Bezügen verlängert hätten, sagte Salihamidzic: "Selbst wenn - durch meine Entlassung entstand eine neue Konstellation."

    Letztendlich hätten der Verein und der Sportchef jedoch nur "begrenzt Einfluss" auf die Preise auf dem Markt: "Wenn diese Spieler Angebote von Spitzenvereinen aus Europa auf dem Tisch liegen haben, muss man mitbieten, oder es sich leisten können, sie ziehen zu lassen."

  • WIE GEHT ES WEITER?

    Grundsätzlich habe Salihamidzic "eine Weile gebraucht habe, mein Aus beim FC Bayern zu verarbeiten", schließlich habe er "sechs Jahre für diese Aufgabe, diesen Verein" gelebt. Aber: "Ich bin mit dem FC Bayern im Reinen." Dabei habe ihm auch ein Treffen mit Uli Hoeneß im November des vergangenen Jahres am Tegernsee geholfen.

    "Zuerst haben wir Schafkopf gespielt, mein alter Weggefährte Jens Jeremies und Ulis Sohn Florian waren mit am Tisch. Danach sind Uli und ich zu zweit sitzen geblieben, und wir haben uns ausgesprochen", erzählte Salihamidzic: "Uli und ich, wir sind seit mehr als 25 Jahren befreundet. Egal, welche Entscheidung am Ende getroffen wurde, ich werde den FC Bayern immer lieben und stolz darauf sein, was ich als Spieler mit dem Verein erreicht habe und was wir, mein Team und ich, zu meiner Zeit als Sportdirektor und -vorstand erreicht haben."

    Salihamidzic wird nun zwei Jahre nach seinem Aus beim Rekordmeister wieder aktiv ins Fußballgeschäft zurückkehren. Zunächst als Präsident in der Kings League des Teams No Rules FC. Dort wird auch sein Sohn Nick spielen. "Das ist für uns beide eine Herzensangelegenheit", sagte Salihamidzic. Was danach komme, könne er noch nicht sagen.

    Nur: "Zurzeit beschäftige ich mich selbst mit Projekten, von denen ich überzeugt bin, dass sie in Zukunft eine große Rolle spielen können im Fußball. Es ist noch zu früh, darüber zu sprechen, aber ich bin wieder aktiv."

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