Napoli sucht Spallettis Nachfolger: Julian Nagelsmann ist unter den Kandidaten

Laut Corriere dello Sport beschäftigt sich De Laurentiis intensiv mit einer Verpflichtung von Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Der 35-Jährige ist nach seiner überraschenden Entlassung beim FC Bayern Ende März auf dem Markt. Nagelsmann genießt großen Respekt beim Napoli-Boss, allerdings spricht ein Faktor gegen ein Engagement des Deutschen in Süditalien: Geld.

De Laurentiis soll nicht bereit sein, ihm mehr als sechs Millionen Euro netto pro Saison zu zahlen. Dazu kommt, dass Nagelsmann noch bei den Bayern unter Vertrag steht und die Roten sich eine ordentliche Ablöse erhoffen.

Viel Zeit ist vergangen, seitdem Thiago Motto als Trainer der U19 von Paris Saint-Germain mit seiner 2-7-2-Formation ohne Torhüter für skeptische Blicke sorgte.

Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis der frühere italienische Nationalspieler einen der begehrten Trainerposten im europäischen Fußball bekommt, vielleicht sogar im Parc des Princes - oder in einem anderen Stadion, in dem er einst kickte, dem San Siro ...

Im Moment wird er jedoch mit Napoli in Verbindung gebracht, weil er in seiner ersten Saison bei Bologna in der Serie A hervorragende Arbeit geleistet hat. Die Nachfolge des verstorbenen Sinisa Mihajlovic war eine enorm schwierige Aufgabe, aber Motta hat die Rossoblu zu einer der fußballerisch besten Mannschaften der Serie A gemacht.

Für De Laurentiis wäre er aber nicht nur wegen seines Spielstils eine attraktive Option, sondern auch wegen des vergleichsweise geringeren Gehalts. Dennoch hat man das Gefühl, dass diese Gelegenheit für den 40-Jährigen nicht ganz zum richtigen Zeitpunkt kommt, denn er muss erst noch beweisen, dass er als Trainer genauso gut ist wie als Spieler.

Gian Piero Gasperini, der Kopf hinter Atalantas bemerkenswerter Reise vom Provinzklub zum Champions-League-Teilnehmer, ist mittlerweile seit sieben Jahren in Bergamo. 65 Jahre ist er nun alt und könnte seine Trainerkarriere gut und gerne in Bergamo beenden.

De Laurentiis schätzt Gasperini sehr, wie so ziemlich jeder im italienischen Fußball, und wollte ihn schon vor zehn Jahren verpflichten. Doch der damalige Trainer Walter Mazzarri beschloss, seinen Aufenthalt in Neapel um eine weitere Saison zu verlängern.

Ist es also wahrscheinlich, dass Gasperini sein geliebtes Atalanta in Richtung Napoli verlässt? Nein. Aber es ist verständlich, dass De Laurentiis an einem Trainer interessiert ist, der dafür bekannt ist, fantastischen Fußball mit einer Mischung aus vermeintlich gescheiterten Spielern und jungen Talenten zu spielen.

Roberto De Zerbi wird logischerweise als idealer Nachfolger für Spalletti angesehen. Die beiden haben einen ähnlichen Spielstil. De Zerbi hat bereits bei Sassuolo in der Serie A und jetzt bei Brighton in der Premier League bewiesen, dass er in der Lage ist, mit einem relativ kleinen Budget unglaubliche Erfolge zu erzielen. Hinzu kommt, dass De Zerbi in seiner aktiven Zeit als Spieler vier Jahre lang bei Napoli unter Vertrag stand.

Obwohl De Zerbi dazu bestimmt zu sein scheint, eines Tages als Trainer ins Maradona-Stadion zurückzukehren, könnten wir noch eine Weile darauf warten müssen. Der gebürtige Brescianer scheint seine Arbeit in England zu genießen und hat Brighton gerade in die Europa League geführt. Während einige seiner Top-Spieler das Amex-Stadion im Transferfenster verlassen könnten, wird er wahrscheinlich bleiben.

Und wenn er sich doch schließlich dazu entschließen sollte, den Verein zu verlassen, könnte es durchaus sein, dass er einen der Top-Jobs in der Premier League bekommt. Denn De Zerbi wird derzeit von City-Coach Pep Guardiola in den höchsten Tönen gelobt.

Vincenzo Italiano kam vor zwei Jahren zur Fiorentina. Er galt als der nächste große italienische Trainer, nachdem er in Spezia Wunder vollbracht hatte. In seiner ersten Saison schaffte er den historischen Aufstieg in die Serie A und in seiner zweiten Saison den Klassenerhalt. Und das alles mit gutem Fußball.

Nach der Europa-Qualifikation mit dem siebten Platz in der Saison 2021/22 wird die Viola diesmal einen Platz im Mittelfeld der Tabelle einnehmen. Allerdings standen bzw. stehen sie in dieser Saison auch in zwei Pokalfinals: Die Coppa Italia verloren sie 1:2 gegen Inter Mailand - doch am 7. Juni steht noch das Conference-League-Endspiel gegen West Ham United an.

Er erfüllt so ziemlich alle Voraussetzungen für De Laurentiis - bis auf eine vielleicht: Starpower. Aber ein Coup in zwei Wochen in Prag würde das sicher auch noch ändern.

Italiano hat in Florenz noch einen Vertrag bis 2024, aber wie er selbst Anfang der Woche sagte: "Ich hoffe, dass ich in Rom und Prag feiern kann und dann werden wir sehen, was passiert..."

Nachdem Simone Inzaghi Inter auf sensationelle Art und Weise aus der Krise geführt hat, scheint eine Rückkehr von Antonio Conte ins San Siro unwahrscheinlich - es sei denn, der derzeitige Trainer beschließt, aufgrund der unfairen Kritik doch zu gehen.

Doch Conte könnte durchaus auch bei Juventus landen, wo Massimiliano Allegri wohl den Platz räumen müssen wird. Doch die Unsicherheit um den Punktabzug und die Teilnahme an der Champions League machen die Situation kompliziert.

Auch in Neapel ist Conte ein Kandidat. De Laurentiis, seinerseits Filmregisseur, hat großen Respekt vor ihm und mag starke Persönlichkeiten. Sein internationales Standing könnte außerdem nicht nur dafür sorgen, dass die Stars bleiben - sondern auch neue anlocken.

Es wurde jedoch die Frage aufgeworfen, ob Conte stilistisch gesehen der richtige Mann für diese Aufgabe ist. Wie bei Nagelsmann geht es aber ums Geld. Schließlich hatte Conte bei Tottenham einen gigantischen Vertrag und müsste seine Gehaltsforderungen deutlich senken, um eventuell der neue Napoli-Trainer zu werden.

Steht Rafa Benítez vor einer Rückkehr nach Neapel? Das ist durchaus möglich. De Laurentiis schätzt den Spanier, der in seiner letzten Amtszeit die Coppa Italia und die Supercoppa gewonnen hat.

Benítez hat kürzlich darauf hingewiesen, dass er nicht nur nach "neuen Herausforderungen" Ausschau hält, nachdem er Everton 2022 verlassen hat, sondern auch seinen Teil zur Entwicklung einiger ehemaliger Superstars in Neapel beigetragen hat.

"2013 wollte der Präsident die Mannschaft nach dem Verkauf von [Edinson] Cavani an PSG neu aufbauen", erklärte er gegenüber The Coaches' Voice. "Das war eine große Herausforderung. Wir holten [Gonzalo] Higuaín, [Raúl] Albiol, [Dries] Mertens, [Jose] Callejón, [Pepe] Reina, [Duvan] Zapata und im Januar dann Jorginho und [Faouzi] Ghoulam. Später haben wir [Kalidou] Koulibaly für sieben Millionen Euro aus Genk geholt, der später für sehr viel Geld verkauf wurde. Aber die ganze Mannschaft hatte sich damals stark entwickelt und an Marktwert zugelegt."

Und das ist die Art von Entwicklung, die perfekt zu Napolis neuer, nachhaltiger Herangehensweise passt. Auch wenn die Ernennung von Benítez die Fans wahrscheinlich nicht begeistern würde - sie stellt eine realistische Option dar.

In den letzten Tagen hat sich Luis Enrique als ernsthafter Kandidat für die Nachfolge von Spalletti herauskristallisiert.

Zunächst einmal ist der Spanier auf der Suche nach einem neuen Job, nachdem er sich nach der WM 2022 von Spanien getrennt hat. Seitdem hat er auch den Chelsea-Job abgelehnt.

Der Triple-Gewinner mit dem FC Barcelona hat früher auch schon in der Serie A gearbeitet, bei der Roma, und hat eine starke Bindung zu Italien. Er hat bereits öfters offen darüber gesprochen, eines Tages dorthin zurückkehren zu wollen. Für ihn spricht außerdem, dass er am liebsten im 4-3-3 spielen lässt.

Laut der Gazzetta dello Sport haben De Laurentiis und Luis Enrique noch nicht miteinander gesprochen. Wenn die finanziellen Rahmenbedingungen passen würden, wäre "Lucho" ein Top-Kandidat. Allerdings hat seit dieser Woche auch PSG seine Fühler nach ihm ausgestreckt.