Vincent Kompany Bayern 2025Getty

Nächste Chance vergeben! Er hat wohl das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis beim FC Bayern München

Der Ablauf war durchaus bezeichnend: Der FC Bayern tat sich am Samstag gegen Union Berlin lange schwer, Mitte der zweiten Halbzeit beim Stand von 0:0 musste Serge Gnabry als erster Münchner runter, wenig später traf ausgerechnet der für ihn eingewechselte Leroy Sané zur erlösenden Führung. Einen Münchner Sieg in Berlin verhinderte einzig Jonas Urbigs folgenschwerer Patzer.

Der wohl größte Verlierer des Spiels war aber nicht der junge Keeper, der den verletzten Stammtorwart Manuel Neuer bis dahin erneut tadellos vertreten hatte. Sondern Gnabry, der innerhalb kürzester Zeit seine zweite Startelf-Chance vergab.

Nach dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Bayer Leverkusen (3:0) unterzog Trainer Vincent Kompany seine Mannschaft am vergangenen Wochenende gegen den VfL Bochum einer Komplett-Rotation. So rutschte auch Gnabry in die Startelf. Zwar bereitete er (eher glücklich) die Führung vor, vergab dann aber erst einen Elfmeter und verteidigte schließlich bei Bochums Ausgleich zu zaghaft. Am Ende stand es 2:3.

Beim Rückspiel gegen Leverkusen musste Gnabry folgerichtig wieder auf die Bank, nach seiner Einwechslung setzte er immerhin vereinzelte Akzente. Stammspieler Kingsley Coman erlitt derweil einen Schlag und fiel deshalb gegen Union aus. Also bekam Gnabry direkt die nächste Startelf-Chance - und vergab sie erneut. Erst blieb er lange unsichtbar, kurz vor der Pause scheiterte er aus vielversprechender Position an Union-Keeper Frederik Rönnow, dann musste er für Sané runter.

  • GnabryImago

    Serge Gnabry rutschte im Ranking der Flügelstürmer ab

    Anfang der Saison galt Gnabry als einer der größten Gewinner unter dem neuen Trainer Vincent Kompany. Weil er die Heim-EM verletzungsbedingt verpasst hatte, stieg der 29-Jährige als erster Flügelstürmer in die Vorbereitung ein. Sané (29) und Coman (28) genossen ihren verlängerten Urlaub, Neuzugang Michael Olise (23) spielte mit der französischen Auswahl noch bei Olympia.

    Gnabry nutzte den Vorsprung und erarbeitete sich zum Saisonstart einen Stammplatz. Zehn der ersten elf Pflichtspiele begann er - mal links, mal rechts. Kein Flügelstürmer des FC Bayern sammelte damals mehr Einsatzminuten als Gnabry. In den ersten vier Spielen gelang ihm jeweils ein Scorerpunkt, im Oktober feierte er sein Comeback im DFB-Team.

    Dann begann der schleichende Abstieg. Zunächst wurden die Startelfeinsätze seltener, Ende des Jahres fehlte er wegen Knieproblemen. In den ersten 14 Spielen 2025 stand Gnabry nur zweimal in der Startelf. Als Joker markierte er zwar immerhin drei Treffer, alle jedoch bei deutlichen Führungen. Im Ranking der Flügelstürmer rutschte Gnabry auf den letzten Platz ab. Olise ist unumstritten gesetzt, den anderen Posten bekommt in den wichtigen Spielen meistens entweder Sané oder Coman. Auch sie glänzen nicht konstant, präsentieren sich aber insgesamt überzeugender.

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  • EberlGetty Images

    FC Bayern: Wie lassen sich Gehaltskosten einsparen?

    Nach den kostspieligen Vertragsverlängerungen mit Jamal Musiala, Alphonso Davies und Joshua Kimmich muss der FC Bayern auf Geheiß des mächtigen Aufsichtsrats um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge dringend Gehaltskosten einsparen.

    Gnabry ist dafür mittlerweile der offensichtlichste Kandidat: Mit seinem Salär von kolportierten 19 Millionen Euro verfügt er in der bisherigen Saison wohl über das schlechteste Preis-Leistungs-Verhältnis aller Bayern-Spieler. Der einzige ernsthafte Herausforderer für diesen unrühmlichen Status ist Joao Palhinha (16 Millionen Euro Gehalt).

    Paradoxerweise ist es dennoch gut möglich, dass Gnabry - anders als seine Rivalen Sané und Coman - auch in der kommenden Saison in München spielt. Mindestens einer, wenn nicht sogar zwei aus dem Trio sollen abgegeben werden. Um Gehaltskosten zu sparen. Aber auch, um Platz für einen Neuzugang zu schaffen. Gehandelt werden unter anderem Nico Williams (Athletic Bilbao), Rayan Cherki (Olympique Lyon) und Jamie Gittens (Borussia Dortmund).

    Sanés Vertrag läuft im Sommer aus. Er selbst würde zwar liebend gerne verlängern, das betonte er in Berlin einmal mehr. Der Klub zögert aber noch. Durch eine einfache Nicht-Verlängerung ließe sich Sanés Gehalt am schnellsten einsparen. Coman und Gnabry sind beide noch bis 2026 gebunden. Während Coman mit einem Wechsel nach Saudi-Arabien kokettiert, strebt Gnabry einen Verbleib in München an.

  • Leon Goretzka FC Bayern 2025Getty Images

    FC Bayern: Leon Goretzka könnte Serge Gnabry als Vorbild dienen

    Er habe "noch nie" über einen Abschied vom FC Bayern nachgedacht, betonte er im Herbst in einem Interview mit den Klubmedien. "Ich fühle mich sehr wohl, da, wo ich bin. In dieser Mannschaft. Bei diesem Verein." Dass ein Spieler mit laufendem Vertrag nicht einfach zu einem Abgang gezwungen werden kann, zeigte sich vergangenen Sommer am Beispiel Leon Goretzkas.

    Auch er sollte aufgrund seines hohen Gehalts von etwa 17 Millionen Euro unbedingt verkauft werden, beharrte aber auf seinen bis 2026 gültigen Vertrag. Zuletzt holte sich Goretzka seinen Stammplatz in beeindruckender Manier zurück, gewissermaßen dient er Gnabry somit als Vorbild. Für die anstehenden Länderspiele steht Goretzka erstmals seit rund eineinhalb Jahren wieder im Kader der Nationalmannschaft. Gnabry fehlt dagegen wieder.

    Vor allem an dieses bis 2026 gebundene Duo dürfte Sportvorstand Max Eberl gedacht haben, als er im Sky-Interview vor dem Union-Spiel auf Gehaltseinsparungen angesprochen wurde. "Der Plan, den wir haben, geht über zwei Sommertransferperioden", erwiderte Eberl. "Dann werden wir irgendwann an dem Punkt sein, dass wir auch Geld sparen."

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