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Monatelanger Horrorfilm als Warnung! Diesen großen Fehler darf der BVB jetzt nicht machen

"Am Ende gewinnt immer der Jäger", sagte Borussia Dortmunds Sport-Geschäftsführer Lars Ricken glücklich nach dem 3:0-Sieg gegen Holstein Kiel bei Sky und adelte die wieder einmal schwer zu erklärende Aufholjagd bis in die Champions League unter Niko Kovac als "eine der größten Trainerleistungen in der Geschichte des BVB". Das war recht dick aufgetragen - ein großes Lob gebührt dem Coach und auch den Verantwortlichen, die ihn schließlich einstellten, um die Saison zu retten, aber selbstverständlich.

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    BVB spielt die zwei schlechtesten Spielzeiten in Folge seit 15 Jahren

    Das muss es dann allerdings auch gewesen sein nach einer wieder einmal schwer turbulenten Spielzeit, die Ricken richtigerweise als "Achterbahnfahrt" bezeichnete. Dass man nach dem 34. Spieltag doch noch einen Erfolg feiern konnte, "als ob wir einen Titel geholt hätten, obwohl es eigentlich nur das Mindestziel ist" (Ricken), ist das Happy End eines monatelangen Horrorfilms.

    Dortmund sollte den finalen Sprung auf Platz vier jedoch tunlichst als Warnung begreifen. Der Klub steht nun zum zehnten Mal in Folge in der Königsklasse, zugleich aber an einem Scheidepunkt. Mit der jeweils mit Abstand zweitteuersten Mannschaft der Bundesliga erreichte der BVB zuletzt lediglich die Ränge fünf und vier - das sind seit Platz sechs 2009 und Rang fünf 2010 die zwei schlechtesten Spielzeiten in Folge. Sechs Punkte weniger als im Vorjahr sammelte die Mannschaft, die über weite Strecken scheußlichen Fußball bot und auf dem Höhepunkt der Krise von ihrer jahrelangen Wankelmütigkeit beinahe zerfressen wurde.

    Die Westfalen sind somit für jeden ersichtlich vom klaren zweiten Platz im deutschen Fußball abgerutscht. Viel zu oft und viel zu lang schlitterte der BVB zuletzt Richtung Mittelmaß und ließ jegliche Konstanz vermissen - Platz zehn nach der Hälfte der Begegnungen spricht Bände. Auch das Abschneiden im DFB-Pokal (Aus in der 2. Runde) war ein weiteres Mal enttäuschend. Unter die letzten Acht in Europa zu kommen dagegen ebenso ein Lichtblick wie der Schlussspurt in der Liga.

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    Platz vier ist für den BVB kein gutes Ergebnis

    Dieses Licht darf jedoch nicht den Blick auf eine unbefriedigende Saison vernebeln, in der man das Schlimmste gerade noch so verhindern konnte. Bei einem solchen Personalaufwand, den der BVB für seine Kicker betreibt, steht Platz vier in einem Missverhältnis und ist kein gutes Ergebnis. Die Schlüsse und Lehren, die die Führungsriege um Ricken jetzt zieht und die Maßnahmen, die sie einleitet, entscheiden darüber, ob Dortmund den Turnaround in dieser Rückwärtsentwicklung schafft. Sie sollten diesmal sitzen.

    Immerhin gaben sich die Verantwortlichen bereits einsichtig. Kovac äußerte nach Spielschluss, es bestehe "kein Grund zu feiern". Der im Oktober scheidende Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte kürzlich im ZDF: "Wenn du zwischenzeitlich Elfter warst, kann nicht alles gut gewesen sein." Ricken stieß dieser Tage bei den Ruhr Nachrichten ins selbe Horn: "Selbst wenn der erneute Sprung in die Königsklasse jetzt gelingen sollte, ist für mich der Weg dahin entscheidend. Wir haben drei Trainer gebraucht, wir mussten im Winter Spieler nachverpflichten - dann kann nicht alles gut gewesen sein. Und es gab generell zu viel Unruhe im Verein. Das werden wir aufarbeiten."

    Fragt sich nur, wie. Finanziell jedenfalls geht der BVB ohne Nachteil aus dieser Spielzeit. Dank des Abschneidens in der CL und der Teilnahme an der Klub-WM nimmt man weit über 100 Millionen Euro ein. Ein großflächiger Umbau der Mannschaft mag für viele frustrierte Anhänger ein Muss sein, wäre aber ohnehin nur gedacht wie bei einem virtuellen Fußball-Managerspiel. In der Realität muss sich der Verein mit laufenden Verträgen der derzeitigen Spieler sowie Angebot und Nachfrage auf einem immer diffizileren Transfermarkt auseinandersetzen.

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    Dortmunds Aufschwung ist verführerisch und trügerisch zugleich

    Was allerdings erkannt und behoben werden sollte, sind die offensichtlichen Fehler, die man zuletzt beging. Dortmunds Kader entpuppte sich schnell als viel zu klein. Mit der Leihe und nun dem Kauf von Daniel Svensson ist zumindest einmal die Fehlplanung auf der Linksverteidigerposition behoben. Doch der BVB braucht vor allem einen robusten, spielstarken Mann im defensiven Mittelfeld, der in der Lage ist, das Spiel aus der Zentrale heraus zu lenken. Zudem einen reinen Stürmer, der hinter Serhou Guirassy die Nummer zwei gibt, aber auch direkt helfen kann, sollte der Torjäger ausfallen.

    Werden dazu teure Verkäufe wie des vermeintlich abwanderungswilligen Jamie Gittens oder des zuletzt begehrten Karim Adeyemi getätigt, benötigt es anders als nach Donyell Malens Abgang im Winter rechtzeitig Ersatz - und gerade bei einem wahrscheinlichen Gittens-Abgang vor allem mindestens einen echten Flügelspieler. Eine Posse wie bei Rayan Cherki, den man unbedingt haben wollte, aber gleich zweimal nicht von Pleite-Klub Lyon loseisen konnte, darf sich der BVB bei der Personalakquise im Sommer nicht mehr leisten.

    Die vergangenen acht Bundesligaspiele mit 22 erzielten Punkten sind verführerisch und trügerisch zugleich. Sie sind der Beleg einer kurzfristigen, positiven Entwicklung unter Kovac, die niemand für möglich gehalten hat. Nicht zum ersten Mal in jüngerer Vergangenheit lieferte der BVB erst dann ab, wenn er das Messer an der Kehle hatte. Der langfristige Trend ist jedoch besorgniserregender.

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    Die Mannschaft des BVB braucht deutliche Veränderungen

    Die Dortmunder dürfen daher nicht den Fehler begehen, wieder davon überzeugt zu sein, dass es die aktuelle Mannschaft ja kann. Mit ihr wird der BVB die Rückkehr zur sportlichen Konstanz über 34 Spieltage hinweg nicht erreichen. Ihr Gesicht benötigt deutliche Veränderungen.

    Erfolgreich können diese aber nur sein, wenn sich die Borussia nach Jahren der immer stärker verblassenden fußballerischen Identität endlich wieder auf eine übergeordnete Leitidee festlegt und sich langfristig bedingungslos zu ihr bekennt. Der Verein muss vorgeben, für welche Art von Fußball er stehen möchte und dieser Prämisse entsprechend dann auf dem Transfermarkt agieren.

    Nun erneut nur für den nächsten der zuletzt viel zu vielen Trainer einzukaufen und sich während dessen Amtszeit seiner Philosophie gewissermaßen zu unterwerfen, wird zum Scheitern verurteilt sein. Das zeigt ein Blick in die eigene Vergangenheit, aber auch nach links und rechts zur Konkurrenz. So würde man weiterhin der Jäger sein - doch maximal lediglich des Minimalziels, nicht des FC Bayern.

  • BVB: Die kommenden Spiele von Borussia Dortmund

    Datum (Uhrzeit)

    Gegner

    Wettbewerb

    Dienstag, 17. Juni (18 Uhr)

    Fluminense

    Klub-WM

    Samstag, 21. Juni (18 Uhr)

    Mamelodi Sundowns

    Klub-WM

    Mittwoch, 25. Juni (21 Uhr)

    Ulsan

    Klub-WM

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