Rasmus Hojlund Napoli 2025Getty Images

Mit schönen Grüßen auf die Insel: Ein 78-Millionen-Euro-Flop startet nach seinem Abschied von Manchester United sofort durch

Es war das sechste Tor in den zurückliegenden vier Spielen für Verein und Nationalmannschaft, das Rasmus Höjlund bei Dänemarks 3:1-Sieg gegen Griechenland im WM-Qualifikationsspiel am Sonntagabend gelang. Nach der Partie griff der Stürmer zu Social Media, um auf die allgemein bekannte Sache mit der Ketchup-Flasche einzugehen. "Ein weiser Mann sagte mal: Tore sind wie Ketchup. Wenn sie mal kommen, dann kommen sie immer weiter", schrieb er bei Instagram.

Es ist noch nicht lange her, da kamen aus Höjlunds imaginärer Ketchup-Flasche fast überhaupt keine Tore. Seine zwei Jahre bei Manchester United verkamen zum Albtraum, der Makel des superteuren Transferflops begann an ihm zu haften. Doch seit er Anfang September zur SSC Neapel wechselte, hat Höjlund diesen Makel eindrucksvoll abgestreift - inklusive Lobeshymnen von prominenter Stelle.

  • Bei United hörte Höjlund längst keine Lobesyhmnen mehr, stattdessen war Spott beinahe an der Tagesordnung. 2023 hatten die Red Devils fast 78 Millionen Euro Ablöse für den Dänen an Atalanta Bergamo überwiesen. Ein enorm hoher Preis, der der mitunter absurden Marktentwicklung im Fußball zuzuschreiben ist. Und der für einen Stürmer, der damals gerade einmal eine Saison in einer Top-Liga mit einer guten, aber keineswegs überragenden Torquote hinter sich hatte, natürlich viel zu hoch war.

    Allen voran Höjlund selbst litt unter der Mega-Ablöse und den damit verbundenen Erwartungen. Schwer genug, mit seinerzeit nur 20 Jahren plötzlich die Nummer 9 bei einem Weltklub wie Manchester United zu sein. Nun musste er sich auch ständig an seinem Preisschild messen lassen und hatte nach einer Torflaute zu Beginn in der Mitte seiner ersten Saison trotzdem sogar eine richtig gute Phase, als er von Mitte Januar bis Mitte Februar 2024 in sechs aufeinanderfolgenden Premier-League-Spielen stets traf und in diesem Zeitraum insgesamt sieben Tore erzielte.

    Es sollte seine einzige richtig gute Phase in Manchester bleiben, vergangene Saison sank die Torquote dann noch einmal ab. Nur vier Treffer glückten ihm in 32 Liga-Einsätzen, die Negativspirale des gesamten Vereins tat ihr Übriges. Höjlund mühte sich merklich, doch wie seinen Mannschaftskameraden wollte auch ihm meist überhaupt nichts gelingen. "Sie haben keinen Stürmer", fällte Vereinslegende Roy Keane im Mai bei Sky Sports ein vernichtendes Urteil über United und sprach damit indirekt Höjlund an. 

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  • Rasmus Hojlund Napoli 2025-26Getty

    Aufschwung bei Napoli: Rasmus Höjlund investierte im Urlaub viel

    Trotz der verheerenden Entwicklung und all den negativen Erlebnissen sah sich Höjlund eigentlich weiter in Manchester. Auch die Verpflichtungen von gleich drei teuren neuen Offensivspielern (Matheus Cunha, Benjamin Sesko und Bryan Mbeumo) schreckten ihn dem Vernehmen nach nicht ab. Er wollte sich bei United durchbeißen, sich im Old Trafford für eine neue Bewährungschance empfehlen und sagte deshalb der AC Milan ab.

    Dass er kurz vor Ende des Sommertransferfensters für eine Leihgebühr in Höhe von sechs Millionen Euro dann doch noch ging und an Napoli verliehen wurde, dürfte der 22-Jährige Stand jetzt aber als absolut richtige Entscheidung verbuchen. Es sei eigentlich "nicht viel passiert, außer dass ich zu einer guten Fußballmannschaft gekommen bin", kommentierte Höjlund seinen Aufschwung in Italien jüngst nüchtern und schickte damit vielleicht auch eine kleine Spitze in Richtung Manchester. "Ich habe schon viel gespielt, fühle mich fit und griffig", führte er aus und betonte, dass der Formanstieg dann doch auch ein bisschen tiefer zu erklären ist: "Ich wollte unbedingt vorbereitet sein und habe während meines Urlaubs viel dafür getan. Ich verbrachte eine Woche in Portugal mit meinem Vater und meinem jüngeren Bruder, wir haben viele Läufe gemacht und sehr intensiv trainiert", verriet Höjlund.

    Die Arbeit zahlt sich aus. Jedenfalls benötigte Höjlund bei seinem neuen Verein keine Anlaufzeit und traf gleich in seinem ersten Pflichtspiel für Napoli, als er Mitte September beim 3:1-Sieg in Florenz das zwischenzeitliche 2:0 erzielte. Auffällig: Nach dem Jubel mit den Mitspielern suchte Höjlund auch noch den Weg zu Trainer Antonio Conte, bedankte sich bei jenem für das schnelle Vertrauen.

    Conte beorderte Höjlund seit dessen Ankunft stets in die Startelf, zuletzt gab es dabei zwei starke Auftritte in Folge. Zunächst war es beim wichtigen 2:1-Sieg im Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon der dänische Nationalspieler, der beide Tore besorgte. Das erste davon veranschaulichte Höjlunds große Stärke sehr präzise: Voller Entschlossenheit wählte er bei einem Gegenangriff den Tiefenlaufweg in Richtung Tor, wurde von Kevin De Bruyne maßgeschneidert bedient, setzte sich mit seiner Geschwindigkeit entscheidend von den Gegenspielern ab ab und vollendete dann eiskalt.

  • Hojlund ConteGetty Images

    Vergleiche mit Erling Haaland und Rasmus Höjlund trifft auch beim Nationalteam

    Vorlagengeber De Bruyne nutzte die Entstehung des ersten Tores zu einem ambitionierten Vergleich mit einem seiner ehemaligen Mitspieler bei Manchester City. "Ich finde, Rasmus hat viel Qualität. Er ähnelt Haaland (Erling, d. Red.) in seiner Spielweise, beide sind Linksfüßer und attackieren gerne den freien Raum", lobte De Bruyne nach dem Spiel gegen Sporting. "Es war ein toller Abend für ihn. Ich glaube, er wird uns helfen, viele Tore zu schießen."

    Höjlund nahm das Kompliment bescheiden auf: "Erling ist momentan vielleicht der beste Stürmer der Welt, das sind also große Worte", meinte er. "Ich sehe die Parallelen, da wir beide Linksfuß sind und sich unsere Spielertypen in gewisser Weise ähneln. Aber für mich ist es noch ein ganzes Stück, bis ich dieses Level erreiche."

    Dass Höjlund in jedem Fall noch einige Schritte nach vorne machen kann, davon ist auch sein neuer Trainer überzeugt. Der Däne spürt Contes Vertrauen merklich und weiß, dass der Napoli-Coach etwas in ihm sieht, was in jüngerer Vergangenheit nur selten zum Vorschein kam: "Er hat noch viel Raum für Verbesserungen. Er muss hart arbeiten, denn er hat das Potenzial, ein Star zu werden. Das stellt er gerade unter Beweis", lobte Conte nach dem 2:1-Sieg gegen Genua vor der Länderspielpause, zu dem Höjlund den entscheidenden Treffer beisteuerte. Es war bereits sein viertes Tor im sechsten Einsatz für den italienischen Meister.

    Und der Ketchup lief dann eben auch beim Nationalteam weiter, auf einen Doppelpack beim 6:0 gegen Belarus vergangene Woche folgte am Sonntag das wichtige Führungstor gegen Griechenland. Höjlund roch seine Chance bei einem zu kurz geratenen Rückpass auf den griechischen Keeper, spritzte gedankenschnell dazwischen und schob den Ball clever mit dem Außenrist am Torhüter vorbei. Tore, die man so selbstverständlich vor allem dann erzielt, wenn man im Flow ist.

    Hält dieser Flow nachhaltig an, könnte Höjlund langfristig in Neapel bleiben. Die Italiener haben für den kommenden Sommer eine Kaufoption, die bei rund 50 Millionen Euro liegen soll. Höjlund betonte zuletzt, dass er gerne über das Saisonende hinaus bleiben würde und hat auch keine Angst vor dem Konkurrenzkampf mit Romelu Lukaku, sobald dieser voraussichtlich im Dezember wieder zurückkehrt. Das in Manchester schon verloren geglaubte Selbstvertrauen ist aktuell wieder auf Höjlunds Seite.

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