In der 78. Minute war es soweit: Felipe Chavez von der Reserve des FC Bayern wurde bei Perus Freundschaftsspiels gegen Chile am vergangenen Wochenende eingewechselt. Tatsächlich absolvierte er vor seinem Debüt für die Profis des FC Bayern seinen ersten A-Länderspieleinsatz. Dabei trug der 18-jährige Mittelfeldspieler auch noch eine ganz besondere Rückennummer: die 14. Sowohl in Peru als auch in München gehörte sie einst Claudio Pizarro.
IMAGO / Beautiful SportsMit einem Lied "spaltet" er die Kabine! Top-Talent des FC Bayern debütiert für A-Nationalmannschaft
"Ich durfte mir die Nummer nicht aussuchen. Ob das geplant war oder Zufall, kann ich nicht sagen", erklärte Chavez in einem Interview mit den vereinseigenen Medien des FC Bayern. "Für mich war Pizarro aber immer der größte peruanische Nationalspieler - gemeinsam mit Paolo Guerrero. Auch mein Vater war immer ein großer Fan von ihm. Da ist es natürlich eine große Ehre, diese Nummer zu tragen."
Felipe Chavez erzählt von seinen Erlebnissen mit der Nationalmannschaft
Chavez wurde als Sohn eines peruanischen Vaters und einer deutschen Mutter im bayerischen Aichach geboren. Fußballerisch scheint ihn sein Vater stark geprägt zu haben. Nicht nur mit seiner Begeisterung für Pizarro, sondern auch für den peruanischen Topklub Alianza Lima - womit er Teile seiner neuen Mannschaft beim Vorstellungsabend aller Nationalmannschafts-Neulinge gleich mal gegen sich aufbrachte.
"Wir konnten zwischen Tanzen und Singen wählen. Ich habe mich fürs Singen entschieden, weil mir das Tanzen noch schlechter liegt", berichtete Chavez. "Ich habe mich für einen Song vom Club Alianza Lima entschieden. Es ist der Lieblingsverein meines Vaters, deshalb kannte ich den Text. Dafür wurde ich von einem Teil der Mannschaft gefeiert, vom anderen ausgebuht - aber alles auf witzige Weise. Ich habe mich mit allen gut verstanden."
Alianza ist einer der beiden großen Klubs von Lima. Mit 25 Meistertiteln liegt er knapp hinter dem Stadtrivalen und Rekordmeister Universitario (28). Im diesmaligen Kader stand nur ein Alianza-Profi, Universitario war mit fünf Spielern vertreten.
Die WM-Qualifikation verpasste Peru als Neunter der südamerikanischen Zehner-Liga klar. Das Testspiel gegen Chile ging aufgrund eines Gegentreffers in der Nachspielzeit mit 1:2 verloren. Chavez behielt die Partie aber dennoch in guter Erinnerung: "Es war ein besonderes Gefühl, das ich sehr genossen habe. Die Stimmung im Stadion war großartig. Die Fans haben über die komplette Spielzeit gesungen und getrommelt."
GettyFelipe Chavez: "Mr. Youth League" durfte schon bei Kompany mittrainieren
Chavez spielte in der Jugend zunächst für den FC Augsburg, ehe er 2019 im Alter von zwölf Jahren zum FC Bayern wechselte. Nach guten Leistungen und vielen Torbeteiligungen für diverse Jugend-Mannschaften rückte er vergangenen Winter zur viertklassigen Reserve auf, zudem debütierte er für Perus U20-Auswahl.
Im Sommer verlängerte Chavez trotz Angeboten anderer Bundesligisten seinen auslaufenden Vertrag bis 2027. "Pippo ist ein sehr spannendes Talent. Er hat in der zurückliegenden Saison sowohl in unserer U19 als auch bei den Amateuren viele Scorerpunkte gesammelt und somit das Interesse anderer Vereine auf sich gezogen", sagte Nachwuchs-Leiter Jochen Sauer. "Umso mehr freut es uns, dass wir ihn von einem gemeinsamen weiteren Entwicklungsweg überzeugen konnten. Wir glauben an sein Potential im Profifußball."
In der laufenden Saison ist Chavez im zentralen Mittelfeld der Reserve gesetzt. Nach zehn Spielen rangiert die Auswahl von Trainer Holger Seitz auf einem enttäuschenden zwölften Platz. Bei drei ausgetragenen Partien weniger beträgt der Rückstand auf Tabellenführer SpVgg Unterhaching bereits 18 Punkte.
Chavez trainierte auch schon unter Trainer Vincent Kompany bei den Profis mit - und spielt gleichzeitig weiterhin für die Münchner U19 in der UEFA Youth League, wo er bereits in der vergangenen Saison für Furore gesorgt hatte. In insgesamt sieben Youth-League-Einsätzen verzeichnete er schon fünf Treffer. Bei der 2:3-Pleite gegen den FC Chelsea zum Auftakt dieser Saison gelang ihm als Linksaußen ein Doppelpack, ein Treffer davon war eine direkt verwandelte Ecke. Trainer Peter Gaydarov nannte ihn anschließend "unseren Mr. Youth League".
Schüsse aus allen Lagen? Chavez: "Manchmal übertreibe ich es"
Die nun erstmalige Nominierung für die A-Nationalmannschaft kam für Chavez "nicht komplett aus dem Nichts", wie er betonte. "Der Verband und ich standen schon länger in Kontakt." Die Entwicklungen der vergangenen Monate "zeigen mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin und mich weiterentwickle. Ich möchte mich ständig verbessern und freue mich über die Möglichkeiten, die ich beim FC Bayern bekomme. Es ist jedes Mal ein Privileg, mit den Profis trainieren zu dürfen und von der aktuell besten Mannschaft der Welt zu lernen."
Was ihn auszeichnet? "Ich habe meine Stärken im Spielaufbau und werde offensiv umso gefährlicher, je weiter vorne ich spiele", sagte Chavez. "Ich schließe einfach gerne ab, auch wenn die Position mal nicht so aussichtsreich ist. Mein Leitsatz ist: Wenn du es nicht probierst, kannst du auch kein Tor erzielen. Vor allem gegen tiefstehende Mannschaften kann das ein probates Mittel sein."
Eine Gratwanderung, womit er seine Trainer nach eigener Auskunft auch mal zur Weißglut treibt. "Diese Situation hatte ich eigentlich fast schon mit jedem Trainer, weil ich es manchmal übertreibe und dann gefühlt aus jeder Lage schieße. Ich versuche ein gutes Mittelmaß zu finden, das ist wichtig. Wenn sich die Situation bietet, zögere ich nicht lange und schieße. Das ist sicherlich ein Grund, warum mir so viele Tore gelingen. Nichtsdestotrotz würde ich immer den besser postierten Mitspieler bedienen."