Manchester City: Darum muss Pep Guardiola Erling Haaland UND Julián Álvarez aufstellen - auch gegen Real Madrid

Mit Ausnahme von Erling Haaland hat niemand im Kader von Manchester City eine bessere Quote bei den Toren pro Minute als Julián Álvarez - auch in der gesamten Premier League ist niemand besser als die Beiden.

Der zweitbeste Torschütze der Skyblues rangiert jedoch in Bezug auf die PL-Spielminuten im Kader von Manchester City nur auf Platz 16. Er stand erst in zehn von 34 Liga-Spielen in der Startelf. Der Argentinier hat weniger Minuten in der Liga bekommen als João Cancelo, der seit Mitte Januar nicht mehr für City gespielt hat, weil er an Bayern München verliehen wurde.

In seiner ersten Saison in Europa hat der argentinische Stürmer bewiesen, dass er ein enorm effizienter Spieler ist und ideal in das System von Pep Guardiola passt. Doch trotz seiner beeindruckenden Leistungen und seines enormen Tempos muss er immer wieder auf der Bank Platz nehmen.

Für einen Spieler seiner Qualität, der sich mit 23 Jahren in der Blüte seiner Karriere befindet - ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er kürzlich die WM gewonnen hat - muss er viel mehr spielen, als er es in dieser Saison bislang durfte.

Nach seinem Siegtreffer gegen Fulham stand er immerhin auch zuletzt gegen West Ham und Leeds in der Startelf - jeweils als zentraler offensiver Mittelfeldspieler neben Kevin de Bruyne. GOAL erklärt, warum Guardiola das weiterhin so handhaben sollte - auch im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid.

  • Julián Álvarez: Entscheidend gegen Fulham

    Álvarez erhielt Ende April gegen Fulham endlich einen Startelf-Einsatz. Wie schon bei seinem bis dahin letzten Premier-League-Auftritt in der Anfangself gegen Liverpool Anfang April zeigte er dabei alles, was er drauf hat.

    Kaum eine Minute war gespielt, als er einen Elfmeter verwandelte, nachdem er im Sechzehner von Fulhams Tim Ream gefoult worden war. Doch die Londoner glichen aus - bis der Argentinier sein City wieder in Führung brachte.

    Als die Skyblues konterten, sprintete Alvarez nach vorne, um Riyad Mahrez eine kurze Passmöglichkeit zu geben. Der Algerier wollte wohl direkt schießen, spielte aber zu Álvarez ab. Fulhams Joao Palhinha kam daraufhin herausgeflogen, um einen möglichen Schuss abzublocken. Doch der Argentinier umkurvte ihn einfach, zog aus 25 Metern ab und traf perfekt ins obere Eck.

    In 61 Prozent der Spiele, in denen der 23-Jährige in der Startelf steht, trifft er - und insgesamt hat er nun 15-mal eingenetzt.

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  • Pep Guardiola Manchester City 2022-23Getty

    Nicht nur Tore

    Um Trainer Pep Guardiola zu beeindrucken, muss man nicht nur Tore schießen. Der Spanier wies nach dem Fulham-Spiel auf die anderen Eigenschaften von Álvarez hin.

    "Es geht nicht nur um das Tor und den Elfmeter, sondern um die Intensität, um den Druck, den er ausübt", sagte Guardiola. "Wie er den Ball festmacht, sein Überblick. Er ist ein unglaublicher, außergewöhnlicher Spieler, der nicht nur Tore schießt. Er weiß genau, wo die anderen Spieler stehen."

    Der Datendienstleister Opta bestätigte Guardiolas Worte. Álvarez hatte in jenem Spiel gegen Fulham 43-mal zum Pressing angesetzt - mehr als jeder andere Spieler. Hinzu kamen elf Sprints und 32 Sprints ohne Ball.

  • Erling Haaland Julian Alvarez Man City 2022-23Getty Images

    Die härteste Konkurrenz der Welt

    Bei wohl jedem anderen Klub in der Premier League wäre Álvarez absoluter Stammspieler. Er hat nur das Pech, sich die Position mit Haaland zu teilen. Der Norweger durchbrach bereits die Schallmauer von 50 Saisontoren und krönte sich in seiner Debüt-Spielzeit zum Spieler mit den meisten Toren in der Geschichte der Premier League.

    Haaland ist Álvarez' Haupthindernis auf dem Weg in die Startelf. Und bei seiner derzeitigen Form ist der Norweger weniger eine Hürde als vielmehr eine 50 Meter hohe Mauer.

    Álvarez stand in der Premier League bis dahin zumeist dann in der Startelf, wenn Haaland verletzt war.

    Der andere Spieler, mit dem er um einen Platz in der Startelf konkurriert, ist Kevin De Bruyne. Wenn der Argentinier Einsätze bekam, dann vor allem, wenn der Belgier fehlte. Das war zuletzt gegen West Ham (3:0) der Fall - beim 2:1-Sieg über Leeds standen sogar beide in der Startelf. Dafür saßen Bernardo Silva und Jack Grealish auf der Bank.

    Álvarez ist nur zu bemitleiden: Seine Konkurrenz sind der beste Stürmer der Premier-League-Geschichte und einer der besten Spielermacher aller Zeiten.

  • Erling Haaland Julian Alvarez Man City 2022-23Getty Images

    Álvarez und Haaland: Eine tödliche Waffe

    Nachdem Álvarez ManCity zum Sieg gegen Fulham geschossen hatte, bezeichnete Guardiola das Duo aus dem Argentinier und Haaland als "eine große Waffe". Aber es ist eine Waffe, die Guardiola nicht sehr oft eingesetzt hat.

    Álvarez spielte eine sensationelle Weltmeisterschaft 2022 in Katar, bei der er fünf Tore zum argentinischen Titel beisteuerte. Guardiola wurde deshalb gefragt, ob er es verdient habe, mit Haaland zusammenzuspielen. "Ja, das kann passieren. Wenn man zwei Stürmer hat, die Tore schießen können, ist es immer besser", antwortete Guardiola. "Aber diese Chancen muss man erst einmal kreieren. Manchmal braucht man andere Spieler, um diese Chancen herauszuspielen."

    Doch ihre Zusammenarbeit spricht für sich. In den zehn Spielen, in denen Haaland und Álvarez gemeinsam in der Startelf standen, hat City achtmal gewonnen, einmal unentschieden gespielt (0:0 bei Borussia Dortmund) und ein Spiel verloren (0:1 gegen Tottenham). Haaland hat in diesen Spielen elf Tore erzielt, während Álvarez acht Treffer schoss. City hat dabei insgesamt 30 Tore erzielt, Nottingham Forest und Burnley mit 6:0 geschlagen, den FC Kopenhagen mit 5:0 besiegt und 4:1 in Bournemouth gewonnen.

    Vielleicht sollte Guardiola öfter von dieser "Waffe" Gebrauch machen.

  • julian alvarez manchester city america amistoso 20072022Logan Riely/Getty Images

    Julian Álvarez: Zu gut für die Bank

    De Bruyne, Haaland und Álvarez standen erst zweimal gemeinsam in der Startelf - beim 6:0 gegen Burnley im FA Cup Mitte März (Hattrick Haaland, Doppelpack Álvarez und zwei Vorlagen de Bruyne) sowie zuletzt beim 2:1 gegen Leeds, als Ilkay Gündogan beide Tore erzielte.

    Auch wenn es das 6:0 nur gegen ein Team aus der zweiten Liga gab, hat Burnley unter Vincent Kompany doch eine grandiose Saison hinter sich und schaffte den Aufstieg in die Premier League sieben Spieltage vor Schluss - so schnell wie noch nie.

    "Wenn man fast alle Spiele um den Weltmeistertitel mit Argentinien bestreitet, wo es tausend, Millionen außergewöhnliche Spieler gibt, und man in der Lage ist, dort zu spielen, dann liegt das daran, dass er etwas Einzigartiges hat", sagte Guardiola.

    "Er hat mir sehr geholfen zu verstehen, dass ich in Zukunft vielleicht etwas anpassen muss, damit sowohl er als auch Kevin spielen können. In engen Spielen, in denen wir gegen Mannschaften mit fünf Spielern hinten spielen, wird das sehr wichtig sein."

  • julian alvarez manchester city 2028@ManCity

    Zeit für Pep, etwas Besonderes zu machen

    Guardiola ist von Natur aus innovativ und ein Meister darin, sich neue taktische Konzepte auszudenken.

    Das beste Beispiel ist die Umstrukturierung seiner Abwehr: Er hat Nathan Aké und John Stones als Außenverteidiger eingesetzt, die sich bei Ballbesitz ins zentrale Mittelfeld bewegen - auf Kosten von Cancelo und Kyle Walker.

    Jetzt muss er sich um seinen Angriff kümmern und einen Weg finden, um den Mann unterzubringen, den er als "einzigartig" bezeichnet. Álvarez ist ein Matchwinner, den er so oft wie möglich einsetzen sollte, weil er sich in der aufregendsten Phase seiner Karriere befindet.

    Theoretisch könnte er sich einen neuen Verein suchen, bei dem er jede Woche in der Startelf steht, aber er hat sich an City gebunden. Im März unterschrieb er einen neuen Vertrag, der es in sich hat. Guardiola muss Álvarez nun für die Verlängerung belohnen, indem er ihn öfter spielen lässt.

    Einen lauffreudigeren oder produktiveren Stürmer wird er sicher nicht finden - mit Ausnahme von Haaland natürlich.