Manchester City gegen FC Liverpool: So entstand die größte sportliche Rivalität der Premier League zwischen Jürgen Klopp und Pep Guardiola

Manchester City gegen Liverpool war in den letzten zehn Jahren die prägende Rivalität im englischen Fußball. Und mindestens in den letzten fünf Jahren war dieses Duell auch das Nonplusultra in Europa, das sogar den Clasico zwischen Barcelona und Real Madrid hinsichtlich der Qualität des Fußballs, der Namen der Stars und in puncto Spannung und Dramatik übertraf.

Die beiden Rivalen haben sich drei packende Titelkämpfe und ein unvergessliches Champions-League-Spiel geliefert, und wenn es um Unterhaltung geht, enttäuscht das Spiel fast nie.

Nach mehr als sieben Monaten Pause treffen die beiden Intimfeinde am Samstag im Etihad-Stadion erneut aufeinander, und zwar als Titelrivalen, die an der Tabellenspitze der Premier League nur durch einen Punkt getrennt sind.

Es ist ein Kampf der Stile, ein Aufeinandertreffen der beiden dienstältesten und profiliertesten Trainer der Liga und zweier Fan-Gruppen, die sich gleichermaßen verachten und respektieren.

GOAL zeigt die 10 Momente, die eine alte Rivalität in das große Spektakel verwandelt haben, wie wir es heute kennen.

  • Philippe Coutinho Getty

    April 2014: Liverpool gewinnt direktes Duell, verliert aber den Titelkampf

    Obwohl City und Liverpool nie die besten Freunde waren, spitzte sich die Rivalität ab der Saison 2013/14 zu, als Liverpool mit Manager Brendan Rodgers überraschend um den Titel kämpfte und den Nachbarn aus dem Nordwesten im direkten Duell schließlich in die Schranken wies.

    Dieses Spitzenspiel in Anfield legte den Grundstein für alle Spannungen und erhitzten Gemüter, die in den zehn Jahren danach folgen sollten. Tausende von Fans versammelten sich vor dem Spiel, um den Liverpooler Bus zu begrüßen und sorgten danach im Stadion für eine großartige Atmosphäre.

    Die Reds hatten eine Siegesserie von neun Spielen hinter sich und machten daraus unter dramatischen Umständen zehn.

    Sie waren erst 2:0 in Führung gegangen, gaben diese dann aus der Hand - bis Phillipe Coutinho zum 3:2-Endstand traf. Liverpool fühlte sich, als sei man auf dem Weg zum ersten Titel seit 24 Jahren, wie ein jubelnder Steven Gerrard seine Teamkollegen nach dem Schlusspfiff wissen ließ: "This does not slip!" Sinngemäß übersetzt: "Das lassen wir uns nicht entgehen."

    Gerrard selbst war es dann, der ein paar Wochen später bei der Niederlage gegen Chelsea ikonisch ausrutschte (to slip). Es folgte noch ein 3:3 gegen Crystal Palace. Die Reds servierten ihrem neuen Rivalen damit den Titel praktisch auf dem Silbertablett.

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  • Raheem Sterling Manchester City 2015-16Getty Images

    Juli 2015: Raheem Sterling wechselt die Seiten

    Als City Raheem Sterling für 64 Millionen Euro von Liverpool holte und damit monatelange Spekulationen beendete, wurde die Rivalität zum ersten Mal in einer Transfersaga deutlich.

    Es war kein Geheimnis, dass die Skyblues unbedingt Liverpools besten jungen Spieler verpflichten wollten. Sterling hatte in einem vom LFC nicht autorisierten Interview mit dem britischen Sender BBC Öl ins Feuer gegossen. Er betonte, dass es ihm nicht ums Geld ginge - sondern um Titel.

    Das muss man ihm lassen, der Plan ging auf: Sterling holte mit City viermal die Meisterschaft, schnappte sie davon zweimal den Liverpoolern weg.

  • Jurgen Klopp 2015Getty

    November 2015: Jürgen Klopp ändert in Manchester direkt die Vorzeichen

    Klopp war erst seit einem Monat Trainer des FC Liverpool, als es zum ersten Vergleich mit City kam. Am Ende des Spiels war klar, dass der neue Boss der Reds Großes vorhatte.

    Liverpool ging im Etihad-Stadion schnell mit 3:0 in Führung und City war auf das schnelle Pressing des Gegners einfach nicht vorbereitet. Ein Eigentor von Eliaquim Mangala sorgte früh für die Gästeführung (7.), die Treffer des brasilianischen Duos Roberto Firmino und Coutinho brachten die Entscheidung. Sergio Agüero verkürzte vor dem Pausenpfiff, doch die Reds gewannen 4:1.

    Die Art und Weise, wie der Sieg zustande kam, machte den vielversprechenden Saisonstart von City zunichte, das am Ende weit hinter dem Überraschungsmeister Leicester City liegen sollte. Liverpool legte eine Saison voller Inkonstanz hin, doch zumindest hatte man ein Ausrufezeichen in der Rivalität mit City gesetzt. Das League-Cup-Finale der beiden ging dann jedoch an Guardiolas Team.

  • Sadio Mane LiverpoolGetty

    Januar 2018: Liverpool beendet Citys Monsterserie

    Guardiola brauchte eine zweite Saison, um seine Mannschaft richtig einzustellen. Es sah so aus, als könne sie niemand aufhalten, als sie 20 Siege aus den ersten 22 Premier-League-Spielen holte. Der Titel schien nur Formsache zu sein - und die Wetten liefen, dass City die erste Mannschaft seit Arsenals berühmten Invincibles (2003/04) werden könnte, die eine ganze Saison ohne Niederlage übersteht.

    Doch dann traf man auf den FC Liverpool, der sich für die 0:5-Klatsche in der Vorsaison revanchierte und City in Anfield mit 4:3 besiegte. Guardiolas Mannschaft erholte sich zwar schnell von dieser Niederlage und eilte dem Titel ungefährdet entgegen. Doch immerhin hatten die Reds dem Rivalen den Triumph einer ungeschlagenen Kampagne verdorben.

  • Liverpool Man City busGetty

    April 2018: Champions-League-Überraschung, Liverpool-Idioten zertrümmern City-Bus

    City war der Favorit auf das Weiterkommen in diesem Viertelfinale der Champions League 2018, doch in der hitzigen Atmosphäre von Anfield, das seinem Ruf als Schauplatz unvergesslicher europäischer Nächte mehr als gerecht wurde, verlor City.

    Die Gastgeber waren schon lange vor dem Anpfiff in heller Aufregung. Das Drama begann, als die beiden Mannschaftsbusse am Stadion ankamen. Der Liverpooler Bus wurde mit "Allez, Allez"-Rufen und rotem Rauch begrüßt, während der Gästebus mit fliegenden Flaschen empfangen wurde, die die Tür zertrümmerten.

    Liverpool kam wenige Stunden später auf dem Spielfeld wie entfesselt aus den Startlöchern und überrannte Guardiolas Mannschaft förmlich . Mohamed Salah, Alex Oxlade-Chamberlain und Sadio Mané stellten frühzeitig auf 3:0. Es sollte der Endstand sein. Auch im Etihad Stadium setzten sich die Reds durch und feierten einen beeindruckenden 5:1-Gesamtsieg.

    "City war in der Liga allen anderen weit voraus, aber sie kamen nach Anfield und konnten nicht damit umgehen", sagte der frühere Reds-Spieler Jamie Carragher. "Ich denke, das ist etwas Besonderes an Liverpool. Es ist diese Mentalität; ein Team mag besser sein, aber sie haben es hier nicht leicht, auf gar keinen Fall. Es kann ein Albtraum sein, selbst für die besten Teams."

  • John Stones Man CityGetty

    Januar 2019: Stones klärt elf Millimeter vor der Linie

    City und Liverpool lieferten sich auch in der Saison 2018/19 einen Zweikampf um den Titel, ein mitreißendes Kopf-an-Kopf-Rennen , das Guardiolas Mannschaft mit 98 Punkten vor Liverpool mit 97 Punkten für sich entscheiden konnte.

    Liverpool verlor in der gesamten Saison nur ein Spiel, die 1:2-Niederlage gegen City im Etihad-Stadion. Allen Protagonisten und Fans der Hellblauen wird für immer die legendäre Tat von Verteidiger John Stones in Erinnerung bleiben, der den Ball nach einem Torschuss von Mohamed Salah von der Linie kratzte und die Liverpooler Führung verhinderte. Elf Millimeter hatten gefehlt!

    Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt erst 17 Minuten alt und selbst wenn der Ball die Linie überquert hätte, wäre City noch viel Zeit geblieben, um das Ergebnis zu drehen. Aber jenes Bild des Balles, der zum Großteil - aber eben nicht mit seinem vollen Umfang - über der Linie war, hat sich in die Folklore der Premier League eingebrannt und symbolisiert einen der knappsten Titelgewinne aller Zeiten.

  • Raheem Sterling Joe GomezGetty

    November 2019: Sterling vs. Gomez in der englischen Nationalmannschaft

    Zu diesem Zeitpunkt war die Rivalität bereits so groß, dass sie sich auf die englische Nationalmannschaft übertrug. Liverpool hatte City nur wenige Tage vor einem EM-Qualifikationsspiel mit 3:1 besiegt und die Spannungen waren immer noch groß, als Sterling von City und Joe Gomez vom LFC in der Kantine aufeinander trafen.

    Die beiden hatten sich nach dem Spiel gestritten und Sterling schubste Gomez beim Wiedersehen, wobei Letzterer einen kleinen Kratzer im Gesicht davontrug. Englands Trainer Gareth Southgate schickte Sterling nach Hause und strich ihn für die nächsten beiden Spiele aus dem Kader.

  • Pep Guardiola Jurgen KloppGetty

    April 2022: Episches Titelrennen bis zum letzten Spieltag

    Zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren lieferten sich Liverpool und City in der Saison 2021/22 ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel in der Premier League. Das Aufeinandertreffen im Etihad wurde als potenzielles Schlüsselspiel angesehen und enttäuschte nicht: 2:2 hieß es am Ende einer mitreißenden Partie.

    Das Spiel entschied das Titelrennen freilich nicht. Die beiden Teams waren vor dem letzten Spieltag nur durch einen Punkt getrennt. Am 38. Spieltag gewann City dank eines späten Treffers von Ilkay Gündogan gegen Aston Villa und schnappte Liverpool, das zwischenzeitlich von einem Ausrutscher des Favoriten träumen durfte, mal wieder den Titel weg.

    Das direkte Duell aber war Werbung für die Premier League und abgesehen von der sportlichen Klasse geprägt vom deutlich spürbaren gegenseitigen Respekt zwischen Klopp und Guardiola. Einige Experten waren sogar der Meinung, dass die Rivalität aufgrund der Harmonie zwischen den beiden Managern und den Spielern an Schärfe zu verlieren drohte.

  • Mohamed SalahGetty

    Oktober 2022: Jürgen Klopp beschwert sich über Citys Eigentümer

    Jeder Anschein eines allzu freundschaftlichen Umgangs miteinander wurde jedoch in der folgenden Saison in Anfield beendet.

    Vor dem Spiel hatte Klopp City verärgert, als er in einer Pressekonferenz erklärte, die Skyblues gehörten zu den drei Klubs, die finanziell "machen können, was sie wollen". Liverpools Manager verwies dabei auf die Unterstützung Citys durch das arabische Emirat Abu Dhabi.

    Das Spiel, das Liverpool dank eines späten Treffers von Salah mit 1:0 gewann, wurde in einer hitzigen Atmosphäre ausgetragen: Guardiola wurde von einigen Heimfans mit Münzen beworfen und der City-Busbei der Abfahrt aus dem Anfield angegriffen. Einige City-Fans fielen mit Spottgesängen auf die Tragödien von Hillsborough und Heysel negativ auf.

  • Jack Grealish Man City 2022-2023Getty

    April 2023: City lässt Liverpool auf Titel hoffen - und schägt dann zu

    Liverpool schien vom Titelrennen der vorherigen Saison 2021/22 ausgebrannt zu sein, humpelte auf den fünften Platz und verpasste zum ersten Mal seit sechs Jahren die Qualifikation für die Champions League. City hingegen war noch stärker als im Jahr zuvor und war beim erneuten Aufeinandertreffen in der Liga auf dem besten Weg, das Triple zu gewinnen.

    Salah brachte Liverpool in Führung, doch City setzte sich auch ohne Erling Haaland klar durch und gewann dank der Treffer von Stones und Jack Grealish deutlich mit 4:1.

    Es war eine herbe Abfuhr für den Herausforderer. Doch die Karten scheinen in den laufenden Spielzeit neu gemischt. Gelingt Liverpool die Revanche?

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