LUIS DIAZ LIVERPOOL Getty Images

Luis Diaz vom FC Liverpool ist nicht der Befreiungsschlag in einem schwierigen Transfersommer des FC Bayern

Mit der bevorstehenden Verpflichtung von Luis Diaz vom FC Liverpool gelingt dem FC Bayern ein echter Transfercoup für die Offensive. Auch Nick Woltemade wird nach wie vor gehandelt. Aber in der Defensive gibt es ebenfalls klare Baustellen – wie stellt sich der FCB in der Saison 2025/26 auf und wird die Mannschaft stärker sein als im Vorjahr?

  • FC Bayern: Was bisher geschehen ist

    Mit Jonathan Tah und Tom Bischof kamen bereits zwei Spieler für kleine Ablösesummen – eigentlich waren sie ablösefrei, doch um sie für die Klub-WM nominieren zu können, mussten sie in einem speziellen Transferfenster wechseln. Laut Medienberichten kosteten sie zusammen 2,3 Millionen Euro.

    Verkauft wurden Mathys Tel (35 Millionen Euro, Tottenham), Frans Krätzig (3,5 Millionen Euro, RB Salzburg) und Gabriel Vidovic (1,2 Millionen Euro, Dinamo Zagreb). Außerdem wurden Daniel Peretz (HSV), Arijon Ibrahimovic (1. FC Heidenheim) und Maurice Krattenmacher (Hertha BSC) verliehen. Für Thomas Müller, Leroy Sane und Eric Dier ist die Zeit in München ebenfalls vorbei - sie verließen den Klub nach Auslaufen ihrer Verträge.

    Unklar ist indes noch, wie es mit Sven Ulreich weitergeht. Der Torwart war aus persönlichen Gründen zuletzt oft nicht verfügbar, sein Vertrag läuft aus. Medien berichteten zuletzt, dass auch eine alternative Rolle im Klub denkbar wäre, sollte er nicht weiter als Spieler zur Verfügung stehen.

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    FC Bayern: Was ist noch zu tun?

    Unter dem Strich haben von den Abgängen nur drei relevante Spielzeit gesammelt. In der vergangenen Saison kam Sane auf 2.520 Minuten, Müller auf 1.921 und Dier auf 1.921. Der Engländer wurde bereits durch Tah ersetzt. Allerdings ist fraglich, ob das wirklich ausreicht.

    In der abgelaufenen Spielzeit hatten die Münchner nach der Verletzung von Dayot Upamecano und mit dem nahezu dauerhaft angeschlagenen Min-Jae Kim große Probleme, die Innenverteidigung adäquat aufzustellen. Zwar kann Josip Stanisic dort aushelfen, doch der Kroate ist auf dieser Position nicht das Kaliber, das ein Topklub wie der FCB gern hätte. Vielmehr glänzt er als perfekter Rollenspieler.

    Mit Hiroki Ito lässt sich nach seinem nun mehr dritten Mittelfußbruch zunächst nicht ernsthaft planen, wenngleich seine im Oktober angedachte Rückkehr natürlich ein Lichtblick für Vincent Kompany ist. Der Japaner konnte wegen seiner Verletzungen bisher noch nicht zeigen, ob er das Niveau für die Bayern hat. Mit Tah, Upamecano und Kim, der womöglich sogar noch geht, als einzige A-Lösungen zu planen, wäre ein Risiko.

    Und auch auf der linken Defensivseite gibt es noch Fragezeichen. Die Bayern müssen zum Saisonstart und noch bis tief in den Herbst auf Alphonso Davies verzichten. Als Ersatz haben sie aktuell den polyvalenten Stanisic und Raphael Guerreiro. Letzterer spielte eine schwache Rückrunde, hat vor allem defensiv in der Champions League eher angedeutet, dass er das entsprechende Niveau nicht mehr hat. Toptalent Aznou steht derweil vor einem Abschied.

    Im Mittelpunkt der Bemühungen steht aktuell aber die Offensive. Sane und Müller müssen ersetzt werden, der schwer verletzte Jamal Musiala ebenso zumindest vorübergehend – Diaz und Woltemade stehen dabei im Fokus.

  • FC Bayern: Luis Diaz ein guter Sane-Ersatz - aber mehr nicht?

    Aber sind sie auch der richtige Ersatz? Bei Diaz ist die Antwort auf die Frage danach, wie er ins System passt offensichtlich. Auf dem linken Flügel ist er zu Hause und den hat Sane nun freigemacht. Allerdings wird er dort mit Kingsley Coman ins Duell gehen müssen.

    Der Franzose hatte eine gute Saisonschlussphase und hat abermals gezeigt, dass er, wenn er fit ist, auch gute Werte liefert. In der abgelaufenen Saison war er laut FBref in Liga und Champions League an 0,52 Toren pro 90 Minuten direkt beteiligt. Diaz kann diesen Wert mit 0,62 übertrumpfen. Auch bei den statistisch erwartbaren Torbeteiligungen hat der Kolumbianer mit 0,61 einen Vorsprung auf Comans 0,49.

    Dafür ist der Franzose aber intensiver in die Entstehung von Torchancen involviert. 5,68 Aktionen pro 90 Minuten führen bei ihm zu einem Abschluss, 0,77 zu einem Tor. Bei Diaz sind es "nur" 4,34 und 0,53. Coman gewinnt auch mehr Dribblings (2,54 von 5,03) im Vergleich zum Liverpool-Star (2,17 von 4,51) und hat mit 50,5 Prozent zu 48 Prozent die leicht bessere Erfolgsquote.

    Beide Spieler haben bei ihren Werten einen gewissen Abstand zur Weltspitze rund um Lamine Yamal. Diaz ist rein sportlich betrachtet wohl ein guter Ersatz für Sane. Auch weil seine direkte Spielweise und seine Fähigkeit, Tiefe durch Dribblings und Läufe anzubieten, gut reinpassen würden. Aber er ist realistisch betrachtet kein Upgrade im Vergleich zur vergangenen Saison.

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    FC Bayern: Wie passt Nick Woltemade ins System?

    Etwas schwieriger ist die Situation bei Woltemade. Der Stuttgarter ist ein hervorragender Kombinationsspieler im Zentrum, kann selbst in Dribblings gehen und sich zuverlässig in gute Abschlusssituationen bringen. Als Mittelstürmer wird er allerdings kaum gebraucht – zumindest im aktuellen System mit einer Spitze.

    Harry Kane wird auch in der kommenden Saison den Großteil der Minuten sammeln. Aber: Der Engländer fiel auch mal mit einem Muskelfaserriss aus und dann wäre ein Backup durchaus wichtig. In der Spielzeit 2024/25 stand er in vier Wettbewerben 3.958 Minuten auf dem Feld. 5.040 Minuten wären möglich gewesen. Allein in dieser Rolle würden also nur 1.082 Minuten oder etwas mehr als 20 Prozent der möglichen Spielzeit für Woltemade frei.

    Aber: Musiala hat sich bei der Klub-WM nun mal schwer verletzt. Auf der Zehnerposition gäbe es also weitere Minuten zu ergattern. Dort könnte Woltemade wichtige Arbeit leisten, um die sich Kane dann nicht mehr kümmern muss. Ein Problem der Bayern war, dass der Top-Stürmer nicht oft genug in seiner Position war, weil er sich zu oft ins Mittelfeld fallen ließ.

    Die beiden könnten sich hier flexibel abwechseln und so für Unruhe im Zentrum sorgen. Außerdem würden sie mit ihrer Präsenz vermutlich einen Großteil der gegnerischen Abwehr binden, was den Flügelstürmern Räume öffnet. Für Woltemade gibt es im Kompany-System durchaus sinnvolle Einbindungsoptionen. Müller und Tel kamen zusammen in der vergangenen Saison auf rund 2.400 Minuten. Zeit, die sich Woltemade mindestens schnappen könnte.

  • Wen könnte der FC Bayern noch verkaufen?

    Obwohl die Bayern auf der Abgangsseite bereits einiges zu verzeichnen haben, könnten noch weitere Spieler gehen. Für Sacha Boey gibt es hinter Konrad Laimer und Stanisic eigentlich keinen Platz mehr. Auch Joao Palhinha wird es nach dem Transfer von Tom Bischof schwer haben, weiter Spielzeit zu sammeln. Selbst wenn noch unklar ist, wie die Münchner mit dem ehemaligen Hoffenheimer planen.

    Hinten gab es lange Gerüchte um Kim – geht der Südkoreaner, um einen neuen Innenverteidiger zu finanzieren, bleibt das oben beschriebene Problem der fehlenden Breite weiterhin bestehen. Mit weiteren Abgängen in der Offensive ist indes kaum zu rechnen.

  • Paris Saint-Germain v FC Bayern München: Quarter Final - FIFA Club World Cup 2025Getty Images Sport

    FC Bayern: Besser als im Vorjahr?

    Ob die Bayern mit dem bisherigen Transferkurs wirklich besser sind als im Vorjahr, ist fraglich. Die bisherigen Neuzugänge füllen die Lücken, die andere hinterlassen haben, ungefähr gleichwertig auf. Ähnlich ist das mit dem bevorstehenden Diaz-Transfer, der den Sane-Abgang kompensieren würde.

    Einzig Woltemade könnte mit seinem besonderen Profil eine neue Komponente in den Kader bringen, die in der vergangenen Saison gefehlt hat. Hinzu kommt aber der Faktor Zeit bei Vincent Kompany. Denn im zweiten Jahr dürften die taktischen Abläufe von Beginn an klarer sein als im ersten.

    Was dem FC Bayern bisher aber noch nicht gelang, ist eine dringend notwendige Verjüngung des Kaders. Der älteste Champions-League-Sieger seit der Saison 2012/13 war Real Madrid im Jahr 2022. Deren eingesetzte Spieler waren 27,7 Jahre alt. Im Schnitt waren die Sieger des Wettbewerbs seit 2013 26,5 Jahre alt.

    Die in der vergangenen Saison eingesetzten Spieler des FCB waren durchschnittlich 28,2 Jahre alt. Es sieht nicht danach aus, als würde sich daran signifikant etwas ändern – außer die Münchner entdecken doch noch ihren Campus, den sie in den vergangenen Jahren eher so nebenbei laufen ließen.