Lionel Messis Mission Impossible: Das schwache Inter Miami in die Playoffs zu bringen, wäre ein MLS-Wunder

Die Saison von Inter Miami lässt sich leicht in zwei Abschnitte unterteilen: vor und nach Messi. Diese Abschnitte haben keinerlei Gemeinsamkeiten. So gut Inter Miami mit Messi war, so schlecht waren sie auch ohne ihn.

Nach einer soliden Saison 2022, in der Stürmer Gonzalo Higuain ein letztes Mal für Furore sorgte, ging Miami mit einigermaßen großen Hoffnungen in die Saison 2023. Ihr Kader war sicherlich nicht der beste der MLS, aber sie hatten die Flexibilität, in diesem Sommer tätig zu werden.

Trainer Phil Neville musste seinen Job dafür räumen. Er wurde am 1. Juni entlassen, weil die Mannschaft auf dem letzten Platz lag. Doch das war nicht nur Nevilles Schuld. Einige Verletzungen von Schlüsselspielern, allen voran Kapitän Gregore, sorgten dafür, dass Miami in der ersten Saisonhälfte nur sehr wenige Spieler zur Verfügung hatte. Die Mannschaft schien unvollständig - und die Ergebnisse bestätigten das.

Vor der Leagues-Cup-Pause befand sich Miami auf dem letzten Platz in der MLS. Doch dann wurden ihre Transfer-Träume Realität.

Wo sollen wir überhaupt anfangen?

Messis Lauf mit Inter Miami war schlichtweg großartig. Es war wirklich wie aus dem Bilderbuch. Jedes Mal, wenn Inter Miami etwas Besonderes braucht, ist Messi zur Stelle und sorgt für dafür.

Es begann gegen Cruz Azul (2:1) mit seinem Freistoßtor in letzter Sekunde. Dieses Tor war nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Insgesamt hat Messi zwei Tore nach der 85. Minute erzielt und einen weiteren zum Ausgleichstreffer von Leo Campana in der 97. Minute beim Sieg im U.S. Open Cup gegen den FC Cincinnati vorbereitet.

Insgesamt hat Messi in zehn Spielen zehn Tore und sechs Assists beigesteuert. Und was noch wichtiger ist: Er hat bereits einen Titel in der Hand, den Leagues Cup. Bald könnte ein weiterer im im U.S. Open Cup folgen.

Seit Messi in South Beach aufgetaucht ist, ist es wie Tag und Nacht. Mit dem Argentinier an der Spitze hat sich Inter Miami schnell zum unschlagbarsten Team der MLS entwickelt. In acht Spielen haben sie 25 Tore erzielt, nachdem sie in ihren 22 MLS-Spielen nur 22 Treffer erzielt hatten. Keine Abwehr hat bisher einen Weg gefunden, Messi und Co. zu stoppen. Und das dürfte so schnell auch niemandem gelingen.

Doch selbst wenn Miami nun unschlagbar sein sollte, wäre das Ziel Play-Offs nicht gesichert.

Wenn Messis acht Spiele in Miami in der Liga gespielt worden wären, hätte Miami 18 Punkte gesammelt. Seit Messi hat Miami drei Elfmeterschießen in Folge gewonnen und dabei nur ein einziges Mal vom Elfmeterpunkt aus verschossen. In der Liga wäre das aber natürlich ein Unentschieden gewesen.

Wenn sie in den verbleibenden zwölf Spielen der MLS nun so weitermachen sollten, hätten sie am Ende der Saison weitere 27 Punkte auf dem Konto. Mit dann insgesamt 49 Punkten hätten sie einen weniger als im Vorjahr, als sie knapp an den Play-Offs vorbeigeschrammt waren.

Um die Postseason zu erreichen, müsste Miami im Rekordtempo Punkte sammeln. Das ist nicht unmöglich, vor allem nicht mit Messi. Aber die Herons dürften sich dann keine Fehler erlauben.

Das wäre dann ein unglaublicher Lauf. Und in den Play-Offs wären sie nach diesem dann der Favorit auf den Titel.

Doch der Spielplan ist voller harter Spiele. Inter Miami muss sich gegen einige der besten Teams der MLS durchsetzen, um überhaupt eine Chance zu haben.

Die Schwierigkeit liegt nicht nur in der Anzahl der Punkte, sondern auch in den Gegnern.

Von den zwölf verbleibenden Spielen werden wenig überraschend sechs gegen Mannschaften ausgetragen, die sich derzeit auf Play-Off-Plätzen stehen. Dazu gehören der FC Cincinnati, der LAFC und der Nashville SC, drei der stärksten Teams der MLS. Zum Glück für Miami findet nur das Spiel gegen den LAFC auswärts statt, aber auch das werden schwere Spiele.

Außerdem steht das Florida-Derby gegen Orlando City auf dem Programm. Jeder MLS-Fan weiß, dass solche Spiele nie vorhersehbar sind. In Miami steht außerdem ein Wiedersehen zwischen Josef Martínez und Tata Martino mit Atlanta United auf dem Programm.

Oberflächlich betrachtet scheint dieser Spielplan machbar zu sein, doch realistisch betrachtet könnten schon zwei oder drei schlechte Ergebnisse ausreichen, um Miami aus der Postseason zu werfen. Der Spielraum für Fehler ist einfach zu gering und es gibt viele Mannschaften, die Miami die Punkte abknüpfen können.

Martino hat es kurz vor dem Halbfinale des U.S. Open Cups zugegeben: Irgendwann wird Messi eine Pause brauchen. Und nicht nur er; Miami ist seit einem Monat im "Go-Modus" und irgendwann geht allen der Treibstoff aus.

"Man muss bedenken, dass wir in 45, 50 Tagen sehr viele Spiele bestritten haben", sagte Martino. "Leo und viele andere Spieler erreichen eine physische Grenze. Ab heute werden wir damit beginnen, dies zu bewerten - wie gehe ich mit mindestens den nächsten drei Spielen um."

Es ist viel verlangt von einem 36-jährigen Stürmer mit insgesamt über 1.000 Spielen in den Beinen: Die Reisen, die Hitze, die Spiele... irgendwann werden Messi und alle anderen eine Auszeit brauchen.

Für Martino wird das die große Herausforderung sein: Momente zu finden, in denen sich Messi ausruhen kann. Die Pokalspiele haben bisher keine Möglichkeit geboten. Messi hat im Halbfinale des U.S. Open Cups gegen den FC Cincinnati die volle Spielzeit von 120 Minuten absolviert, nachdem er in den meisten Leagues-Cup-Spielen von Miami 90 Minuten durchgespielt hatte.

In einer idealen Welt würde Messi dazu beitragen, dass Miami die Gegner schnell wegpustet, um sich dann Ruhepausen zu verdienen. Aber so funktioniert das in der MLS nicht. Martino wird sich einige Spiele aussuchen müssen - wenn er die falschen wählt, könnte das verheerend sein.

Alle oben genannten Gründe lassen das Ziel Play-offs als praktisch unmöglich erscheinen. So viele schwierige Spiele, so wenig Spielraum für Fehler - und das alles für eine erschöpfte Mannschaft, die immer noch auf ein weiteres Pokalfinale hinarbeitet.

Wenn es jemanden gibt, der das schaffen kann, dann ist es Messi. Er hat bereits etwas scheinbar Unmögliches geschafft, indem er Miami so weit gebracht hat. Vor einem Monat waren die meisten nicht einmal sicher, ob Miami überhaupt ein Spiel im Leagues Cup gewinnen könnte. Jetzt haben sie den Titel in der Hand und peilen den nächsten an.

Messi und seine Teamkollegen aus Miami haben eine phänomenale Leistung gezeigt, aber sie dürfen jetzt nicht nachlassen. Es gibt Grund zur Hoffnung, auch wenn alles noch sehr unwahrscheinlich erscheint.

Messi hat in Miami bereits gezaubert, aber seine größte Prüfung beginnt an diesem Wochenende. Wenn er das schafft, wenn er seinen Verein aus den Tiefen der Eastern Conference in die Play-Offs bringt.... Nun, was gibt es sonst noch zu sagen? Das ist schließlich Messi und mit ihm scheint alles möglich zu sein.