Lionel Messi: Darum hätte er statt für Argentinien auch für Spanien und Italien auflaufen können

Lionel Messi ist mit 175 Spielen und 103 Toren (Stand: 19. Juni 2023) der Rekord-Nationalspieler Argentiniens. 2021 holte er nach zahlreichen bitteren Enttäuschungen die Copa América, 2022 führte er die Albiceleste zum lang ersehnten WM-Titel.

Doch es hätte auch ganz anders kommen können. Denn der 35-Jährige hätte unter Umständen auch für zwei andere Nationalteams auflaufen können. Dann hätte er womöglich gegen sein Geburtsland Argentinien gespielt.

GOAL erklärt, warum das so ist.

  • Lionel Messi schaut sich 2018 die 1:6-Klatsche Argentiniens gegen Spanien von der Tribüne aus an, mit Manuel Lanzini.Getty

    Hätte Lionel Messi auch für Spanien spielen können?

    Messi hatte mehrere Möglichkeiten, den spanischen Pass zu erhalten, den er seit 2005 besitzt.

    Erstens war sein Urgroßvater ein spanischer Katalane. So hätte La Pulga unter Umständen schon sehr früh einen spanischen Pass erhalten können.

    Im Jahr 2000 verpflichtete ihn dann der FC Barcelona von den Newells Old Boys. Bis 2021 spielte und lebte Messi in Barcelona und Spanien. Seine Muttersprache ist natürlich spanisch. Und so erhielt Messi schon nach fünf Jahren in Spanien den entsprechenden Pass - und fiel damit auch nicht mehr unter die Ausländerregelung LaLigas, die nur drei Nicht-Europäer pro Kader erlaubt.

    Der frühere Barça-Sportdirektor Carles Rexach setzte sich schon früh dafür ein, dass Messi gar nicht erst zu seiner Länderspiel-Premiere für die argentinische Nationalmannschaft kommen würde - er wollte Messi im spanischen Trikot sehen.

    "Als ich ein Kind war, erwartete ich einen Anruf vom argentinischen Fußballverband (AFA)", schrieb Messi 2014 in seinem Buch "der Patriot". "Ich wurde inoffiziell gefragt, ob ich für Spanien spielen wolle, aber ich sagte immer, dass ich für meine Nationalmannschaft spielen wolle, weil ich Argentinien liebe und dies die einzigen Farben sind, die ich tragen möchte."

    Messi führte aus: "Ich war immer ein begeisterter Fan der Nationalmannschaft. Ich habe mir die Spiele im Fernsehen angesehen, weil ich nie zu den Spielen gehen konnte."

    Sein ehemaliger Barça-Teamkollege Cesc Fàbregas hat Messis Entscheidung, Argentinien Spanien vorzuziehen, unterstützt - glaubt aber, dass La Roja dadurch einiges verpasst hat: "Es wäre phänomenal gewesen, wenn Leo für Spanien gespielt hätte", sagte der Mittelfeldspieler. "Wir hätten mehr Titel gewonnen, aber er hat sich immer sehr argentinisch gefühlt und ich denke, das war die perfekte Entscheidung." Und trotzdem: Zwischen 2008 und 2012 hätte es für Spanien nicht besser laufen können. Mit Messi wären sie aber wohl die beste National-Mannschaft aller Zeiten geworden.

    Auch der einstige spanische Nationaltrainer Vicente del Bosque erklärte: "Es gab einen Versuch (ihn abzuwerben; Anm. d. Red.). Der Verband hat alles unternommen, damit Messi für Spanien spielt. Aber Messi wollte seinem Geburtsland treu bleiben. Er blieb standhaft." Der Spanier offenbarte außerdem: "Messi ist Messi. Es gibt nur einen. Es wäre ein Traum gewesen, ihn zu trainieren."

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  • Lionel Messi 2022 beim 3:0-Sieg Argentiniens 2022 in der Finalissima gegen Italien.Imago

    Hätte Lionel Messi auch für Italien spielen können?

    Die Eltern von Lionel Andrés Messi Cuccittini kamen, wie man vermuten kann, aus Italien.

    Über seinen Urgroßvater, der 1883 vom italienischen Recanati in Messis Geburtsort Rosario auswanderte, hätte Messi sogar einen italienischen Pass bekommen können.

    Nichts deutet darauf hin, dass der italienische Fußballverband versucht hat, den jungen Messi für die italienische Nationalmannschaft zu gewinnen.

    Und so spielte Messi auch nie für Italien.

  • Weitere argentinisch-italienische Fußballer

    Beispielsweise Mauro Camoranesi, der 55-mal für Italien auflief, wurde in Tandil, Argentinien, geboren.

    Raimundo Orsi, der zwischen 1930 und 1935 fünf Titel in der Serie A gewann, war ebenfalls für beide Länder spielberechtigt und spielte sogar für beide Nationalmannschaften. Orsi spielte zwischen 1924 und 1928 für Argentinien, bevor er für sechs Jahre die Seiten wechselte, mit den Azzurri die WM gewann und 1936 sogar für ein Spiel nach Argentinien zurückkehrte.

    Dani Osvaldo, der früher bei der Roma, Juventus und Inter spielte, kam auf 14 Einsätze in der italienischen A-Nationalmannschaft, wurde aber in Lanus, Argentinien, geboren.

    Omar Sivori, Humberto Maschio und Antonio Angelillo, die den Spitznamen "Engel mit den schmutzigen Gesichtern" trugen, spielten alle sowohl für Argentinien als auch für Italien, ebenso wie Luis Monti, der früher bei Juventus spielte.

    Auch Roma-Star Paulo Dybala ist sowohl für Italien als auch für Argentinien sowie für Polen spielberechtigt, entschied sich aber für die Albiceleste.

    "Ich fühle mich zu 100 Prozent als Argentinier, obwohl ich mit meinen blassen Augen wie ein Ausländer aussehe", sagte Dybala der Zeitung La Repubblica. "Als ich mich entscheiden musste, hatte ich keine Zweifel. Ich habe keine Berechnungen angestellt. Ich weiß, dass ich in Italien oder Polen weniger Konkurrenz hätte, aber ich will für Argentinien spielen, und ich habe nie Fragen gestellt oder darüber nachgedacht, die Seite zu wechseln."

    Dybala sagte zudem: "Ich wäre nicht glücklich in einer Nationalmannschaft, die sich nicht wie meine anfühlt, in der ich eine Hymne höre, die nicht meine eigene ist, in Farben, die nicht zu mir gehören. Mein Freund Franco Vazquez hat eine italienische Mutter. Ich habe nur dank einer Urgroßmutter, von der ich nichts weiß, einen italienischen Pass. Sie fühlt sich italienisch, ich nicht."

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