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Leihe als Ausweg? Sommer-Senkrechtstarter könnte den FC Bayern im Winter verlassen

Was Nestory Irankunda generell so zuzutrauen ist? "Der Himmel ist sein Limit", sagte Brad Maloney, sein ehemaliger U17-Nationaltrainer, im Sommer zu SPOX. Ganz wunderbar unterstrich diese Aussage den Hype, der während der Saisonvorbereitung um den 18-jährigen Senkrechtstarter aus Australien ausgebrochen war.

Fast eine Million Euro hatte der FC Bayern für Irankunda an Adelaide United überwiesen. In München machte er sofort Eindruck - mit spektakulären Toren und Salto-Jubeleinlagen im Training und erstaunlich viel Spielzeit in den Testspielen der Saisonvorbereitung. Seine Kraftwürfel-Statur weckte Erinnerungen an Xherdan Shaqiri, sein Tempo an Alphonso Davies.

In Abwesenheit vieler EM-Fahrer gelangen Irankunda gegen den FC Rottach-Egern und den 1. FC Düren direkt erste Treffer. Anschließend bestritt er mit den Profis die Vorbereitungsreise nach Asien, auch bei den Generalproben gegen die WSG Tirol und die Grasshoppers Zürich kam er zum Einsatz. Beim ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal gegen den SSV Ulm schaffte es Irankunda in den Kader.

Seinen spektakulärsten Auftritt hatte er wenige Tage später für die Reserve in der viertklassigen Regionalliga Bayern: Mit zwei Treffern und einem Assist schoss er die Würzburger Kickers fast im Alleingang ab, Ende August war das. Seitdem wurde es kälter in München und ruhiger um den australischen Sunnyboy. Seine zunächst so rasante Himmelfahrt stockt.

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    Nestory Irankunda: Seit August nur einmal im Profikader des FC Bayern

    Irankunda trainierte im Herbst zwar regelmäßig bei den Profis mit, schaffte es aber wochenlang nicht in den Spieltagskader. "Ich hoffe, dass ich zumindest auf der Bank sitzen werde. Das wäre ein großer Erfolg für mich", sagte er im Oktober der australischen Nachrichtenagentur aap. "Ich trainiere jeden Tag mit der ersten Mannschaft, also lerne ich auch jeden Tag neue Dinge. Hoffentlich bekomme ich bald eine Chance."

    Sein Wunsch sollte sich erst vergangene Woche beim Champions-League-Spiel gegen Shakhtar Donezk erfüllen, zum Einsatz kam der Rechtsaußen aber nicht. In der Bundesliga stand Irankunda unterdessen noch gar nicht im Kader. Obwohl das Münchner Aufgebot aktuell von einer beachtlichen Verletzungsserie ausgedünnt ist. Seit Wochen fehlen unter anderem die Flügelspieler Kingsley Coman und Serge Gnabry. Statt Irankunda berief Trainer Vincent Kompany zuletzt gegen den FSV Mainz lieber Arijon Ibrahimovic und Jonah Kusi-Asare - und mit Anthony Pavlesic sowie Max Schmitt zwei Keeper.

    Bei der Reserve ließ Irankunda den drei Scorerpunkten gegen Würzburg nur noch fünf weitere folgen. Während die Mannschaft von Trainer Holger Seitz auf Tabellenplatz zwei stürmte, verlor Irankunda im Laufe der Hinrunde seinen unumstrittenen Stammplatz. Mal wurde er schon zur Halbzeit ausgewechselt, mal kam er von der Bank. Dreimal spielte er zudem für die U19 in der UEFA Youth League.

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  • Teamkollege Denk lobt: "Nestory sorgt immer für gute Stimmung"

    Verwunderlich ist der Durchhänger nach dem anfänglichen Hype keineswegs. Derartige Anpassungsschwierigkeiten sind normal für einen 18-Jährigen, der kurzerhand ans andere Ende der Welt übersiedelt. Alles ist neu für ihn: Umfeld, Sprache, Kultur, Trainingsintensität.

    Irankunda bewohnt eine eigene Wohnung in einem Haus nahe der Säbener Straße, in dem auch andere Talente untergebracht sind. "Ich genieße das Leben in München", berichtete er. "Es ist schön, aber anders als zu Hause. Ich bin ganz auf mich allein gestellt. Aber ich versuche, das Beste daraus zu machen."

    Mannschaftsintern scheint sich Irankunda mit seiner extrovertierten Art schnell integriert zu haben. "Nestory sorgt immer für gute Stimmung. In der Kabine macht er Musik und tanzt gerne", sagte Luca Denk, einer der Führungsspieler der Reserve, im September zu SPOX.

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    Nestory Irankunda: Wird er im Winter verliehen?

    Um seine Integration in München zu beschleunigen, verzichtete Australiens Nationaltrainer Tony Popovic bei der Länderspielphase im November bewusst auf seinen größten Hoffnungsträger. "Es ist die Chance für ihn, sich bei Bayern weiter einzugewöhnen und zu entwickeln", erklärte er. "Wir sind alle stolz auf ihn, beobachten ihn, unterstützen ihn. Hoffentlich sehen wir eine Entwicklung bis zur nächsten Länderspielphase."

    Sowohl im September als auch im Oktober hatte Irankunda die kräftezehrenden Reisen nach Australien noch absolviert und kam dabei dreimal zum Einsatz. Mittlerweile ist er für den Weihnachtsurlaub in seine Heimat zurückgekehrt. Vor einigen Tagen veröffentlichte der australische TV-Sender Ten Fotos von einem Besuch bei seinem Ex-Klub Adelaide United.

    Offen ist derweil, wie es für Irankunda nach seiner Rückkehr weitergeht. Nach Informationen von SPOX könnte er in der Winterpause verliehen werden, um Spielpraxis auf höherem Niveau zu sammeln. Leihstationen sind längst ein elementarer Bestandteil der Münchner Strategie zur Talententwicklung. Mit dem Zweitligisten SSV Ulm und dem Drittligisten SpVgg Unterhaching gibt es im Münchner Umland Kooperationspartner, die als Anlaufstationen dienen könnten.

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