Was für die Bundesliga ebenfalls interessant sein dürfte, sind die taktischen Trends. Mit Paris Saint-Germain, dem FC Barcelona und dem FC Arsenal standen drei Teams im Halbfinale, die sich in ihrer Identität klar dem progressiven und aktiven Offensivfußball verschrieben haben.
Selbst Inter Mailand, das in der Herangehensweise am ehesten dem Narrativ eines Teams entspricht, das den Fokus auf die Defensivarbeit legt, spielte in dieser Saison teils begeisternden Offensiv- und Ballbesitzfußball. Mindestens in Phasen.
Ein Schlüssel zum Erfolg für all diese Teams ist das spielstarke zentrale Mittelfeld. Barca setzt mit Pedri, Frenkie de Jong, Marc Casado und Gavi auf sehr feine Techniker und Passgeber. Der Fokus liegt auf wendigen und spielintelligenten Fußballern. PSG spielte meist mit einem Dreiermittelfeld, das aus Fabian Ruiz, Vitinha und Joao Neves bestand – auch hier stehen Technik, Passstärke und Spielgestaltung weit über defensiven Attributen.
Beim FC Arsenal mag Thomas Partey ein wichtiger Anker sein, der Zweikampfstärke einbringt und auch Declan Rice ist gegen den Ball stark. Aber im Verbund mit Martin Ödegaard ist auch dieses Dreiermittelfeld in erster Linie eines: spiel- und passstark. Inter Mailand hat für ein italienisches Team ebenfalls ungewöhnlich wenige "Zerstörer" in seinen Reihen.
Meist standen Nicolo Barella, Hakan Calhanoglu und Henrikh Mkhitaryan auf dem Feld. Alles robuste und ordentliche Zweikämpfer, die ihre größten Stärken aber mit dem Ball am Fuß haben. Jahrelang wurde in Deutschland von Mentalitätsspielern, Zweikämpfern und der berühmten "Holding Six" fantasiert. Dass beim FC Bayern der langersehnte Sechser Joao Palhinha unter Kompany so gar keine Rolle gespielt hat, gibt zu denken.
Womöglich ist das die größte Erkenntnis für alle deutschen Mannschaften aus dieser Champions-League-Saison: Man sollte den Fokus wieder deutlich stärker auf die fußballerischen und spielerischen Elemente legen - sowohl auf dem Transfermarkt als auch in der Ausbildung. Spielstärke scheint Titel zu gewinnen.