Kamerun ist eine der bedeutendsten Fußball-Nationen Afrikas. 1990 verliebte sich die Welt in den tanzenden Roger Milla, später zählte Samuel Eto'o vom FC Barcelona zu den besten Stürmern überhaupt. Kein afrikanisches Land qualifizierte sich öfter für eine WM als Kamerun (achtmal), nur Ägypten übertrifft Kameruns fünf Triumphe beim Afrika-Cup.
IMAGO / Independent Photo Agency Int.Kamerun versinkt vor dem Afrika-Cup im Chaos! Heftige Anschuldigungen gegen "narzisstischen" Samuel Eto'o
Aktuell aber stecken die unzähmbaren Löwen in einer tiefen Krise. Obwohl Afrika bei der anstehenden WM in Nordamerika so viele Startplätze zugesprochen bekam wie nie zuvor, scheiterte Kamerun in der Qualifikation - in der Gruppe an Kap Verde, in den Playoffs im November an der DR Kongo.
Daraufhin trennte sich der Verband von Nationaltrainer Marc Brys und ernannte David Pagou zum Nachfolger für den nun anstehenden Afrika-Cup in Marokko. Soweit zur Theorie. Die Realität aber ist komplizierter.
Getty ImagesEx-Nationaltrainer Marc Brys attackiert Samuel Eto'
Der belgische Trainer-Veteran Brys wurde 2024 vom mächtigen Sportministerium zum Nationaltrainer bestellt, nun aber vom seitdem erstarkten Verbandspräsidenten Eto'o entlassen. Weil das Ministerium zu diesem Schritt zunächst schwieg, akzeptierte Brys die Trennung nicht und sah sich weiterhin in Amt und Würden.
Die Folge: Brys und Pagou beriefen verschiedene Kader für den Afrika-Cup - mit pikanten Unterschieden. Die von Brys nominierten Stars Andre Onana (einst Manchester United, jetzt Trabzonspor), Vincent Aboubakar (einst FC Porto, jetzt Neftchi Baku) und Eric Maxim Choupo-Moting (einst FC Bayern, jetzt New York Red Bulls) fehlen allesamt in Pagous Aufgebot.
Unterdessen attackierte Brys im belgischen Fernsehen Eto'o. "Er wollte mich von Anfang an loswerden. Von der ersten Minute an hat er mich beleidigt. Ich war ihm einfach zu stark", sagte Brys. Eto'o "ist narzisstisch" und "hält sich für den Besten." Laut Brys hätte Eto'o dem bis dato unerfahrenen Kameruner Pagou auch dessen Aufgebot diktiert. "Natürlich war er derjenige, der diese Auswahl getroffen hat. Aber wie kann man ohne einen Weltklasse-Torwart wie Onana in diese Spiele gehen? Oder ohne Aboubakar?"
Zumindest zum Verzicht auf Aboubakar kursierte schnell eine wilde Theorie. Der 33-jährige Stürmer sei übergangen worden, weil er Eto'o (44) demnächst als Rekordtorschütze Kameruns ablösen könnte - was der ehemalige Barca-Stürmer unbedingt verhindern wolle. Eto'o erzielte einst 56 Treffer, Aboubakar hält auf Platz zwei aktuell bei deren 45.
Womöglich ist das Chaos ein gutes Vorzeichen für Kamerun
Letztlich gewann der Verband den Machtkampf gegen das Ministerium. Zunächst erkannte die FIFA Pagous (oder Eto'os?) Kader an, am Montag bestätigte schließlich auch Sportminister Narcisse Mouelle Kombi den Trainerwechsel.
Aktuell trudeln die offiziell nominierten Spieler in Marokko ein. Darunter Manchester Uniteds Stürmer Bryan Mbeumo; Sechser Carlos Baleba von Brighton & Hove Albion, zuletzt mit dem FC Bayern München in Verbindung gebracht; Bayer Leverkusens Christian Kofane; Eric Junior Dina Ebimbe, aktuell von Eintracht Frankfurt an Stade Brest verliehen. Onana, Aboubakar und Choupo-Moting fehlen derweil.
Kamerun startet am kommenden Mittwoch gegen Gabun in den Wettbewerb, anschließend geht es in der Gruppenphase noch gegen Titelverteidiger Elfenbeinküste und Mosambik. Womöglich ist das Chaos in der Vorbereitung sogar ein gutes Zeichen für die Erfolgschancen. Vor dem letztmaligen Titelgewinn Kameruns 2017 ging es nämlich ähnlich turbulent zu. Auch damals fehlten letztlich mehrere Stars wie Onana, Choupo-Moting und Joel Matip im Kader - sie hatten aber freiwillig auf eine Teilnahme verzichtet.
Kamerun beim Afrika-Cup: Der Spielplan
- 24. Dezember, 21 Uhr: Gabun
- 28. Dezember, 21 Uhr: Elfenbeinküste
- 31. Dezember, 20 Uhr: Mosambik

