Bis in die Mixed Zone tief in den Stadion-Katakomben verfolgten Galatasarays Fans die Spieler des FC Bayern München an diesem Dienstagabend. Anders als sonst üblich hängen in der Interview-Halle des Rams Park nämlich keine Sponsoren-Banner an den Wänden, sondern Fotos von Fans mit Pyrofackeln. Ein besseres Ambiente hätte es nicht geben können, um sich über dieses Spiel zu unterhalten - und vor allem über diese Stimmung.
"Überragend, Wahnsinn", fand Matthijs de Ligt. "Das kann man sich vorher gar nicht vorstellen", sagte Joshua Kimmich: "Auch wenn man versucht, sich darauf vorzubereiten." Im Gegensatz zu so manch anderem Galatasaray-Gast verzichteten die Münchner vorab auf spezielle Vorbereitungs-Maßnahmen. Der ehemalige Schalke-Trainer Domenico Tedesco hatte seine Spieler vor einem Besuch in Istanbul einst beispielsweise im Training mit lauter Musik beschallen lassen.
Die Bayern-Spieler bekamen ihre erste Stimmungs-Kostprobe bei der Platzbegehung eineinhalb Stunden vor Anpfiff. Obwohl das Stadion zu diesem Zeitpunkt erst sehr spärlich gefüllt war, sorgten die wenigen Fans bereits für eine beachtliche Geräuschkulisse. Ein Vorgeschmack auf das, was kommen sollte. Beim Aufwärmen nahm das Pfeifkonzert dann schon solche Ausmaße an, dass kurzzeitig die Vorberichterstattung von Amazon Prime unterbrochen werden musste.
Während des Spiels drehten die Fans des türkischen Rekordmeisters schließlich auf volle Lautstärke. Aber nicht nur in der Kurve, sondern auf allen Tribünen. Bei jedem Ballkontakt eines Münchners pfiff das ganze Stadion konsequent so lange, bis der Ball verloren war. Die Ballbesitz-Phasen der eigenen Mannschaft feierten die Fans dagegen mit Gesängen. Es wirkte stets wie ein erholsamer Kurzurlaub - und es gab erstaunlich viel Kurzurlaub.





