Kahn, Salihamidzic, HainerImago

Jetzt sind alle weg! Wie eine gewaltige Transfer-Offensive des FC Bayern grandios floppte - aber ordentlich Geld einbrachte

Nach seiner eher durchwachsenen Leihe wechselt Mathys Tel nun also für 35 Millionen Euro fix zu Tottenham Hotspur. Damit verabschiedete sich das letzte Relikt einer umjubelten Transferoffensive des FC Bayern. Im Sommer 2022 verkauften die Münchner zwar Robert Lewandowski, holten dafür aber fünf spannende Neuzugänge. Die Begeisterung im Umfeld war groß, die Ernüchterung seitdem umso größer.

  • Ein Rückblick in den Frühsommer 2022. Ende Mai, nur wenige Tage nach dem Saisonende, verkündete der FC Bayern die ablösefreie Verpflichtung von Ajax Amsterdams Noussair Mazraoui. Man traute dem Marokkaner durchaus zu, die chronische Münchner Problemposition rechts hinten endlich langfristig zu besetzen. Drei Wochen später folgte sein Ajax-Teamkollege Ryan Gravenberch. 20 Jahre alt, Mittelfeld-Hoffnung, Ablöse 18 Millionen Euro. Die allgemeine Meinung: Schnäppchen!

    Dann der Kracher. Tatsächlich: Sadio Mane wechselt nach München. Der damals 30-jährige Superstar hatte eine überragende Saison mit dem FC Liverpool absolviert, sollte bei der Ballon-d'Or-Wahl auf Platz zwei landen und kostete nur 32 Millionen. Das war es aber noch nicht. Mit Matthijs de Ligt kam für 67,5 Millionen von Juventus Turin einer der damals besten Innenverteidiger Europas und mit dem erst 17-jährigen Mathys Tel für 20 Millionen von Stade Rennes einer der vielversprechendsten Stürmer. All das bis Ende Juli. Erstaunlich frühzeitig hatte der FC Bayern seine Transferbemühungen abgeschlossen.

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  • De Ligt MazraouiGetty Images

    Hasan Salihamidzic bekam als Lohn einen neuen Vertrag

    "Es war an der Zeit, auf dem Transfermarkt Ausrufezeichen zu setzen. Wir als FC Bayern wollen weiterhin zu den Top-Vier-Mannschaften in Europa gehören", tönte der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn. Präsident Herbert Hainer frohlockte: "Mit Sadio Mane und Matthijs de Ligt haben wir zwei absolute Top-Stars geholt. Die Attraktivität der Bundesliga steigt dadurch natürlich, das ist überhaupt keine Frage."

    137,5 Millionen Euro gab der FC Bayern in jenem Sommer aus. Dank Einnahmen in Höhe von 121,9 Millionen stand am Ende aber dennoch nur ein geringes Minus. Abgesehen von Lewandowski (für 45 Millionen Euro zum FC Barcelona) gingen ausschließlich Ergänzungs- und Jugendspieler. Der Kader war nun insgesamt breiter, hatte aber eine große Schwachstelle: Es fehlte ein hochklassiger Mittelstürmer. Die Lewandowski-Nachfolge trat Eric Maxim Choupo-Moting an. Ein Problem, das damals von allen Beteiligten kleingeredet wurde.

    Sportdirektor Hasan Salihamidzic bekam als Lohn für seine Arbeit noch im August einen neuen Vertrag bis 2026. Und Trainer Julian Nagelsmann konnte sich in dem Turnier-losen Sommer mit dem frühzeitig zusammengestellten Kader auf seine zweite Saison vorbereiten. Die Titelverteidigung in der Bundesliga war fix eingeplant, in der Champions League sollte es diesmal unbedingt über das Viertelfinale hinaus gehen. Aber dann kam alles anders.

  • Kahn, SalihamidzicGetty Images

    FC Bayern München: Das Projekt scheiterte krachend

    Vor allem die Neuzugänge gaben Rätsel auf. Mazraoui entwickelte sich nicht zur erhofften Stütze rechts hinten und fehlte zwischenzeitlich wochenlang wegen Herzproblemen. Gravenberch kam nicht über die Rolle des Ergänzungsspieler hinaus. Mane floppte komplett. Treffsicher schlug er lediglich seinen Teamkollegen Leroy Sane. Tel brauchte erwartungsgemäß noch Eingewöhnungszeit. Als Verstärkung erwies sich zunächst einzig de Ligt, zumindest so lange Nagelsmann im Amt war.

    Ziemlich überraschend musste der junge Trainer aber im März gehen. Sein Nachfolger Thomas Tuchel scheiterte mit seiner neuen Mannschaft in der Champions League und im DFB-Pokal bereits im Viertelfinale. Immerhin die Bundesliga gewann der FC Bayern in dramatischer Manier am letzten Spieltag. Überschattet wurden die Feierlichkeiten aber vom Aus des Führungsduos. Nicht einmal ein Jahr nach dem umjubelten Transferfenster wurden Kahn und Salihamidzic entlassen.

    Ihr Königstransfer Mane wechselte kurz darauf nach Saudi-Arabien. Gravenberch ging zum FC Liverpool, wo er seitdem in beachtlicher Manier aufblüht. Mazraoui und de Ligt erlebten noch eine enttäuschende Saison unter Tuchel, ehe sie zu Manchester United wechselten und dort seitdem von einer Krise in die nächste stolpern. Tel bekam Anfang 2024 zwar einen neuen Vertrag beim FC Bayern, verabschiedete sich aber bereits im darauffolgenden Winter per Leihe und nun fix.

    Geblieben sind von der Transferoffensive 2022 nur die Einnahmen aus den Weiterverkäufen. Durchaus erstaunlicherweise brachte das gescheiterte Quintett 175 Millionen Euro ein - und damit fast 40 Millionen mehr, als es einst gekostet hat.

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