Jetzt hätte er in München wohl seine Chance bekommen! Vom FC Bayern geflüchtet - bei seinem neuen Klub noch ohne Einsatz

Vincent Kompanys vorerst letzte Linksverteidiger-Option beim FC Bayern war der eigentlich vom Mittelfeldspieler zum Rechtsverteidiger umgeschulte Konrad Laimer: Beim 4:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim wechselte er die Seiten, Sacha Boey begann rechts. Guerreiro schaffte es derweil immerhin wieder in den Kader, gegen Werder Bremen am Freitag könnte er sein Comeback feiern. 

Die Verletzungsprobleme des FC Bayern links hinten sind fast schon absurd - und dürften einem 19-jährigen Marokkaner in Liverpool wohl zu denken geben. Sein Name: Adam Aznou. In Hoffnung auf mehr Spielzeit wechselte er im Sommer zum FC Everton. Während in München personeller Notstand herrscht, stand er für Evertons Profis noch keine Sekunde auf dem Platz.

Aznou kam einst im Alter von 14 Jahren vom FC Barcelona an den Münchner Nachwuchs-Campus, wo er sich schnell den Status als vielversprechendes Talent erarbeitete. Vergangenen Herbst debütierte Aznou für die Profis des FC Bayern und sogar für die marokkanische A-Nationalmannschaft, in der Rückrunde sammelte er bei einer Leihe zum damaligen spanischen Erstligisten Real Valladolid reichlich Spielpraxis. 

Dergleichen verlangte Aznou anschließend auch beim FC Bayern - und zwar öffentlichkeitswirksam in einem Interview während der Klub-WM. In den USA kam Aznou aber insgesamt nur acht Minuten zum Einsatz. Um seine Chancen auf eine Teilnahme mit Marokko am Afrika Cup zum Jahreswechsel und an der WM im kommenden Sommer nicht zu behindern, drängte er anschließend auf einen Wechsel. 

Widerwillig verkaufte ihn der FC Bayern letztlich für neun Millionen Euro an Everton. Dem Vernehmen nach sicherten sich die Münchner immerhin ein Matching Right bei einem künftigen Transfer. Heißt: Sofern Everton ein Angebot für Aznou akzeptiert, muss der FC Bayern darüber informiert werden und kann den Spieler für die gebotene Summe zurückholen.

"Wir bedauern, dass es mit Adam keinen weiteren gemeinsamen Weg geben konnte", sagte Sportvorstand Max Eberl zum Abschied und versicherte: "Wir haben die Zielsetzung, künftig noch mehr auf unsere Talente zu setzen." Zumindest bei Lennart Karl bewahrheitete sich das bis dato, der 17-jährige Rechtsaußen sammelte in dieser Saison insgesamt schon 177 Einsatzminuten und stand gegen Hoffenheim sogar in der Startelf. Aznou wartet dagegen weiterhin auf seinen ersten Pflichtspieleinsatz für Everton. 

Nach zwei Einwechselungen in der Vorbereitung schaffte er es an den ersten beiden Premier-League-Spieltagen jeweils nicht in den Kader, die dritte Partie verpasste er wegen Sprunggelenksproblemen. Am 4. Spieltag gegen Aston Villa stand Aznou zwar erstmals im Kader, saß aber über die volle Spielzeit auf der Bank - obwohl der nominelle Linksverteidiger Vitaliy Mykolenko verletzt fehlte. Statt Aznou vertraute Trainer David Moyes links hinten lieber Mittelfeldspieler James Garner. Bei der 1:2-Pleite im Derby gegen den FC Liverpool am Samstag kehrte Mykolenko in die Startelf zurück. Als er runter musste, kam Mittelfeldspieler Carlos Alcaraz.

Marokkos Nationaltrainer Walid Regragui verzichtete bei den WM-Qualifikationsspielen Anfang September derweil ebenfalls auf Aznou. Dafür spielte er in der EFL Trophy für Evertons U21 - und kassierte mit seiner Mannschaft eine 1:2-Pleite gegen die Doncaster Rovers.