Barcelona stadium feature GFXGOAL

In der Champions League droht dem FC Barcelona ein großes Problem: Der Horror-Umbau des Camp Nou könnte katastrophale Folgen haben

Immerhin der Name stimmte. Im Estadi Johan Cruyff, benannt nach einer der prägendsten Figuren der Vereinsgeschichte, bestritten die Fußballer des FC Barcelona am Sonntag ihr erstes Heimspiel der Saison.

Davon abgesehen aber fand die Partie gegen den FC Valencia nicht gerade in dem Rahmen statt, den man von einem der größten Klubs der Welt erwartet. Denn das 2019 eingeweihte Stadion, in dem sonst die zweite Mannschaft oder der Nachwuchs in der Youth League spielt, bietet gerade einmal Platz für 6.000 Zuschauer – eigentlich zu wenig für ein Spiel in einer europäischen Top-Liga. Die Szenerie erinnerte an ein Pokalspiel, in dem der krasse Außenseiter den großen Favoriten empfängt und ihm mit Kampfgeist und Leidenschaft ein Bein stellen will. Die Marca zeigte sogar, wie Anwohner das Spiel von ihrem Balkon aus verfolgen konnten.

  • FC Barcelona v Valencia CF - LaLiga EA SportsGetty Images Sport

    "Surrealer Moment" nach Kantersieg im Mini-Stadion

    Auf dem Platz trat der FC Barcelona freilich keineswegs auf wie ein Underdog. Die Flick-Elf verpasste dem FC Valencia, aus dessen Umfeld zuvor noch infrage gestellt worden war, ob der Platz überhaupt die Maße eines regulären Fußballfelds aufweise, auch ohne den verletzten Lamine Yamal eine 6:0-Abreibung und schoss sich damit für den Champions-League-Auftakt bei Newcastle United warm.

    Die Bilder nach Spielende sahen dann aber weniger nach einem Champions-League-Team aus, sondern hatten fast einen Hauch von Kreisliga. Aufnahmen zeigen, wie die Spieler ungeduscht und in Badelatschen in den Mannschaftsbus stiegen, um auf dem nur wenige Minuten entfernten Trainingsgelände zu duschen – wohl, da die Duschen vor Ort ihren Ansprüchen nicht genügten. Die Marca sprach von einem "surrealen Moment".

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  • Estadi Johan CruyffGetty Images

    FC Barcelona durfte nur mit Sondergenehmigung ins kleine Stadion ausweichen

    Dass die Partie überhaupt in dem kleinen Stadion hatte stattfinden können, war nur einer Sondergenehmigung der spanischen Liga zu verdanken gewesen – und nicht der ersten. Denn auf Bitten des FCB war der amtierende Meister mit drei Auswärtsspielen in die Saison gestartet, um mehr Zeit für die seit 2023 anhaltenden Bauarbeiten im Camp Nou zu haben.

    Gegen Valencia hätte dann die Rückkehr in die Heimat erfolgen sollen, auch wenn die Arbeiten dort bei weitem noch nicht abgeschlossen sind. Geplant gewesen war eine Teilöffnung vor immerhin 27.000 Zuschauern, der Termin stand bereits lange fest. Doch die erhoffte Genehmigung vonseiten der Stadt blieb wenige Tage vor dem anvisierten Datum aus.

    Wie schon in der Vergangenheit ins Olympiastadion auszuweichen, war für Barca allerdings ebenfalls nicht möglich. Nach einem Konzert des Rappers Post Malone war der Rasen dort offenbar zu ramponiert.

  • Joan LaportaAFP

    Der FC Barcelona sorgte in der Vergangenheit mehrfach für negative Schlagzeilen

    Wie schon einige Themen in den vergangenen Jahren, sei es der Skandal um den ehemaligen Schiedsrichter Jose Maria Enriquez Negreira oder die Posse um die Registrierung von Europameister Dani Olmo, sorgt auch die Stadion-Thematik bei dem Verein, der laut seinem Klubmotto bekanntlich mehr sein will als ein gewöhnlicher Fußballklub, nicht nur für positive Schlagzeilen.

    Im Gleichschritt mit dem Erzrivalen Real Madrid und dessen Stadion Santiago Bernabeu wollte auch der FC Barcelona das mythische Camp Nou, das inzwischen den nicht mehr ganz so mythischen Namen Spotify Camp Nou trägt, umbauen und modernisieren lassen. Die Kapazität soll zudem von 99.000 auf über 100.000 Zuschauer erhöht werden. 

    Das "Espai Barca Projekt", das auch unter anderem den Bau einer 15.000 Zuschauer fassenden Halle vorsieht, war eines der zentralen Versprechen der zweiten Amtszeit des 2021 nach über zehn Jahren Pause erneut zum Klub-Präsidenten gewählten Joan Laporta gewesen. "Wir bitten euch um das Vertrauen, denn dieser Schritt ist notwendig, um zu wachsen, und mit unseren Rivalen mitzuhalten", hatte dieser die Mitglieder gebeten, und diese hatten mit deutlicher Mehrheit für das 1,5-Milliarden-Euro-Projekt gestimmt.

  • Die Rückkehr ins Camp Nou war ursprünglich für November 2024 geplant

    Die Arbeiten begannen im Juni 2023. Der ursprüngliche Plan sah vor, schon im November 2024, pünktlich zum 125-jährigen Vereinsjubiläum, in das Stadion zurückzukehren - wenn auch deutlich vor dem endgültigen Ende der Bauarbeiten und mit einer vorerst reduzierten Kapazität von lediglich 62.000 Plätzen.

    Doch die türkische Baufirma Limak, die zwar wenig Erfahrung mit Fußballstadien vorweist, aber einen schnellen Bau versprochen hatte, konnte den Zeitplan nicht einhalten. Wegen diverser Probleme wie bürokratischen Hürden und Problemen mit den Anwohnern verschob sich der Zeitpunkt des ersten Spiels immer weiter nach hinten.

    Die zumindest teilweise Rückkehr zur neuen Saison war nun fest anvisiert, zunächst mit einer Kapazität von 27.000 Plätzen. Doch eine Genehmigung steht weiterhin aus. In dieser Woche musste der Klub erneut eine Niederlage einstecken und zähneknirschend mitteilen, dass auch das zweite Ligaheimspiel gegen den FC Getafe am Sonntag im Estadi Johan Cruyff ausgetragen wird

    Der FC Barcelona ohne Camp Nou: Was nur eine Übergangsphase von etwas mehr als einer Saison hätte werden sollen, zieht sich immer mehr in die Länge.

  • General Aerial View Of The Camp NouGetty Images Sport

    Barca-Präsident Laporta bittet die Fans um Geduld

    Präsident Laporta bat die Fans zuletzt um Geduld: "Das Stadion ist fertig, um darin spielen zu können. Wir müssen nur noch administrative Dinge und Formalitäten erledigen", beschwichtigte er. Man müsse jetzt zusammenhalten, denn es handele sich um "das wichtigste Projekt in der Geschichte des FC Barcelona." Einen genauen Zeitpunkt aber konnte er nicht nennen. "So bald wie möglich" werde die Rückkehr ins geliebte Stadion erfolgen, so sein Versprechen.

    Ein weiteres Liga-Heimspiel hat der FCB nach dem Getafe-Match im September noch zu bestreiten. Sollte bis dahin noch immer keine Spielgenehmigung vorliegen, müsste man wohl erneut ins Estadi Johan Cruyff oder ins Olympiastadion ausweichen. Noch wichtiger aber ist der 1. Oktober: Dann trifft die Flick-Elf nämlich in der Champions League auf Titelverteidiger Paris Saint-Germain. Sollte die Partie ebenfalls nicht im Camp Nou stattfinden können, dürfte Barca laut UEFA-Statuten dorthin auch im weiteren Verlauf der Ligaphase nicht zurückkehren. Ein Stadionwechsel ist dort nämlich - ohne eine weitere Sondergenehmigung - erst ab der K.-o.-Runde wieder möglich.

  • General Aerial View of the Nou Mestalla Construction DevelopmentGetty Images Sport

    Situation beim FC Valencia ist noch komplizierter

    Auch wirtschaftlich ist die Situation für den ohnehin hoch verschuldeten Verein ein Problem: Aufgrund des Umzugs ins Olympiastadion hatte man bereits mit deutlich verringerten Einnahmen gerechnet, die Zuschauerzahlen sollen in den vergangenen beiden Spielzeiten aber noch geringer gewesen sein als erwartet. In der Zukunft erhofft man sich hohe Einkünfte durch das neue Aushängeschild, und ein Teil der VIP-Tribünen wurde offenbar bereits für rund 100 Millionen Euro an Investoren aus Katar und Saudi-Arabien verkauft. Ob diese allerdings, wie den Käufern versprochen, schon 2026 fertig sind, steht noch in den Sternen.

    Häme von Seiten des am Sonntag im Mini-Stadion unterlegenen FC Valencia ist freilich nicht angebracht. Deren Neubau des Estadio Mestalla lässt nämlich schon etwas länger auf sich warten. Der Bau wurde bereits 2007 begonnen, geplant ist die Eröffnung nach einem jahrelangen Baustopp für das Jahr 2027. Man darf gespannt sein, welches Stadion schneller fertig wird.