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Ideallösung, verlorener Sohn oder einer der begehrtesten Sechser im Weltfußball? Wen der FC Bayern München für Joshua Kimmich holen könnte

Seit Donnerstag schwebt ein Geist von 2005 über der Säbener Straße. Ein Geist, der auf den Namen Michael Ballack hört. Nachdem zunächst die Bild und dann der kicker übereinstimmend berichteten, dass der FC Bayern München sein Vertragsangebot für Joshua Kimmich zurückgezogen habe, fühlt man sich unweigerlich an die Ereignisse von vor fast exakt 20 Jahren erinnert.

Denn es gibt gleich mehrere unübersehbare Parallelen zwischen Kimmich und dem einstigen "Capitano". Schlüsselspieler bei Bayern? Check. Kapitän der deutschen Nationalmannschaft? Check. Eigentlich unverzichtbar? Check. Auslaufender Vertrag? Check. Interesse von sämtlichen Top-Klubs? Check. Vertragspoker, Zögern, Zaudern und ein zurückgezogenes Angebot? Check.

Bei Ballack hatte der damalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge "klipp und klar" angekündigt, "ab sofort den Markt" zu sondieren, "um nach Alternativen Ausschau zu halten". Ob die Bayern in dieser Deutlichkeit auch mit Kimmich gesprochen haben, ist fraglich.

Doch mit Blick auf den aktuellen Kader und die Tatsache, dass Kimmich für die Bayern und den Stil unter Vincent Kompany eigentlich unersetzlich ist, stellt sich die Frage nach möglichen Alternativen auf dem Transfermarkt unweigerlich und dem selbst auferlegten Sparkurs, um für einen Transfer von Florian Wirtz bereit zu sein, zum Trotz.

Welcher Spieler könnte also den Dirigenten Kimmich beim FC Bayern ersetzen, sollte es tatsächlich zu einer Trennung kommen? Mit Blick auf die Zahlen Kimmichs in der laufenden Saison, die fast so gut sind, wie die von Rodri in dessen Ballon d'Or-Saison, gepaart mit dem Gefühl, eine riesige Identifikationsfigur für Klub und Fans zu verlieren, wohl niemand. Doch es gibt durchaus interessante Alternativen.

  • Kimmich PavlovicGetty Images

    FC Bayern München: Das zentrale Mittelfeld ohne Joshua Kimmich

    Joao Palhinha, Aleksandar Pavlovic, Leon Goretzka, Tom Bischoff und Konrad Laimer - das sind nach aktuellem Stand die zentralen Mittelfeldspieler, die dem deutschen Rekordmeister im Falle eines Kimmich-Abschieds zur Verfügung stehen würden. Klingt erstmal gar nicht so schlecht, es gibt aber gleich mehrere Haken.

    Goretzkas Zeit in München läuft seit dem vergangenen Sommer ab, immer wieder wurde ihm ein zeitnaher Abschied von Vereinsseite ans Herz gelegt. Der Großverdiener soll weichen. Dass er trotz seiner nun überraschend vielen Einsatzminuten bei den Bayern bleibt, ist unwahrscheinlich.

    Womit wir zum nächsten Punkt kommen: Dass der zu Beginn der Saison noch aussortierte Goretzka aktuell so viel spielt, liegt insbesondere daran, dass er der einzig verlässliche Kimmich-Partner im Bayern-Kader ist. Während Pavlovic mit einer Formschwäche nach Schlüsselbeinbruch zu kämpfen hat, läuft Palhinha aktuell Gefahr, zu einem der größten Missverständnisse in der Transfergeschichte des Rekordmeisters zu werden. Oft verletzt, noch ohne Einfluss, wenn er spielte und überproportional teuer (51 Millionen) mit Blick auf sein Alter (29).

    Während Pavlovic Kimmich vom Spielerprofil her noch am ehesten ähnelt, allerdings noch längst keine Weltklasse ist, sind Palhinha und Laimer - der sich ohnehin seine Meriten bei den Bayern vorwiegend als Aushilfs-Außenverteidiger erworben hat - Mittelfeldarbeiter und keine Regisseure, die das Spiel lenken.

    Dass die Bayern ihre unmittelbare Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit auf der Champions-League-Bühne an die zweifelsohne talentierten Füße von Bischof kleben und das auch noch in dessen erster Saison an der Säbener Straße, ist höchst zweifelhaft.

    Fazit: Sollte Kimmich die Bayern verlassen, muss der Rekordmeister sich nach einem neuen Spielmacher mit Weltklasse-Potenzial umschauen. Sparkurs hin oder her.

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  • FC Barcelona v Rayo Vallecano - La Liga EA SportsGetty Images Sport

    Frenkie de Jong (FC Barcelona)

    Der FC Bayern wird seit Jahren immer wieder mit dem niederländischen Ausnahmespieler in Verbindung gebracht. Schon als er bei Ajax zum Weltklassespieler reifte und sich 2019 mit seinem Wechsel zum FC Barcelona einen Karrieretraum erfüllte, soll der Rekordmeister an de Jong interessiert gewesen sein.

    Und auch als die Katalanen de Jong vor drei Jahren förmlich rausmobben wollten, um dessen exorbitantes Gehalt für ihre sommerliche Kaufsucht einzusparen, sollen die Bayern-Verantwortlichen äußerst interessierte Beobachter gewesen sein. Wird nun endlich das gut, was schon lange währt?

    Fakt ist: Einen geeigneteren Kimmich-Nachfolger gibt es von der Spielanlage her nicht. De Jong ist passsicher, laufstark, ein echter Dirigent, der weiß, wie er ein Spiel lenkt und wohin der Ball gehen muss. Zudem ist er auch ein Anführer, trägt in Abwesenheit von Marc-Andre ter Stegen sogar die Kapitänsbinde, wenn er denn spielt.

    Und dass er das in den vergangenen Jahren nicht regelmäßig tut, ist ein Problem. De Jong mutierte zu einem echten Seuchenvogel, geplagt von teils schweren Knöchelverletzungen. Seit 2022 verpasste er bereits 50 Pflichtspiele. Unter Hansi Flick ist er derzeit nicht immer gesetzt, pendelt immer wieder im überbesetzten Mittelfeld zwischen Startelf und Bank.

    Auch deshalb nahmen Gerüchte über einen bevorstehenden Wechsel im Sommer zuletzt Fahrt auf, immerhin läuft de Jongs Vertrag 2026 aus und Barca hat nur noch diesen Sommer, um mit dem 27-Jährigen noch Kasse zu machen.

    Arsenal und Liverpool sollen mehr als nur ein Auge auf ihn geworfen haben. Im Raum steht eine Ablöse in Höhe von 75 Millionen Euro. Viel Geld, womöglich zu viel für die auf Kostenreduzierung bedachten Münchner. Aber de Jong wäre zweifelsohne eine Ideallösung im Falle eines Kimmich-Abschieds.

  • Calhanoglu InterGetty Images

    Hakan Calhanoglu (Inter Mailand)

    Noch ein alter Bekannter, den die Bayern schon einmal holen wollten. Calhanoglu selbst bestätigte, dass der Rekordmeister bei ihm im EM-Sommer 2024 vorstellig gewesen worden sei. Ein Transfer kam nicht zustande.

    "'Sprich mit Inter, nicht mit mir. Ich werde nur tun, was sie wollen. Ich habe diesem Verein so viel zu verdanken'", habe der 31-Jährige zu seinem Berater gesagt. Und Inter sagte den Bayern ab, verwies auf die Unverkäuflichkeit des türkischen Nationalmannschaftskapitäns. Laut Sport Bild wäre Inter allerdings ab einem Angebot in Höhe von 60 bis 70 Millionen Euro schwach geworden.

    Calhanoglu ist bei den Nerazzurri nach wie vor gesetzt, wurde in der vergangenen Meister-Saison sogar zum besten Mittelfeldspieler der Serie A gewählt. Er genießt einen hervorragenden Ruf als Standardspezialist und ist seiner Meinung nach zudem ohnehin der beste "Regista" der Welt: "Fünf Enzo Fernández, vier Kimmich, drei Kroos, zwei Rodri, eins Calhanoglu", verkündete er im Sommer 2024 bei DAZN.

    Zuletzt hatte das Portal teamtalk berichtet, dass der Rekordmeister nach wie vor in Kontakt mit Inter und auch mit Calhanoglu stehe. Sein Vertrag läuft noch bis 2027, er wäre aber wohl aufgrund seines Alters deutlich günstiger zu haben als de Jong.

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  • Angelo-StillerGetty Images

    Angelo Stiller (VfB Stuttgart)

    Kehrt der verlorene Sohn doch noch einmal zurück? Stiller hatte beim FC Bayern sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen, wurde mit der zweiten Mannschaft sogar Drittliga-Meister, agierte dort als Kopf und Stratege der Mannschaft. Eine echte Chance bei den Profis wurde ihm jedoch damals unter Flick stets verwehrt. Rückblickend betrachtet einer der größten Fehler der jüngeren Bayern-Geschichte in puncto Personalplanung und Weitsicht.

    "Das war schon wie ein Schlag ins Gesicht, muss ich sagen. Ich habe damit gerechnet, dass ich die Chance oben bekomme und mittrainieren kann. Am letzten Tag habe ich dann von der Presse erfahren, dass Spieler verpflichtet wurden, die auf meiner Position spielen", sagte Stiller einmal zu seinem unrühmlichen Abschied von seinem damaligen Herzensverein.

    Stiller folgte 2021 ablösefrei seinem Mentor und Trainer Sebastian Hoeneß - erst nach Hoffenheim, dann zum VfB Stuttgart, wo er sich zu einem der besten zentralen Mittelfeldspieler der Bundesliga und zum deutschen Nationalspieler mauserte.

    Mit seinen 23 Jahren hat Stiller seinen Zenit längst nicht erreicht, aber schon einige Erfahrungen gesammelt - unter anderem auch in der Champions League. Er wäre wohl zu einem für die Münchner durchaus verschmerzbaren Preis zu haben (Marktwert 32 Mio.), ist vertraglich aber noch bis 2028 an die Schwaben gebunden.

    "Nö!", sagte Stiller noch im Oktober, angesprochen darauf, ob er sich eine Rückkehr zu den Bayern zumindest vorstellen könne. Damals verwies er darauf, wie wohl er sich beim VfB fühle: "Es gibt für mich keinen Grund, über einen Abschied vom VfB nachzudenken."

    Womöglich aber ändert sich demnächst etwas an Stillers Wechselbereitschaft. VfB-Trainer Hoeneß könnte den Verein im Falle einer verpassten Champions-League-Qualifikation per Ausstiegsklausel in Richtung RB Leipzig verlassen. Womöglich wäre Stiller dann nicht mehr gänzlich von einem Wechsel abgeneigt - und wenn dann auch noch ein Platz im Bayern-Mittelfeld frei wäre ...

  • Martin Zubimendi SpainGetty

    Martin Zubimendi (Real Sociedad)

    Er gilt als einer der begehrtesten Sechser im Weltfußball. Sein Gesamtpaket aus intelligentem Stellungsspiel, Ball- und Passsicherheit sowie sein Umgang mit offensiven und defensiven Pressingsituationen spülten den 26-Jährigen auf die Einkaufslisten von einigen Top-Klubs.

    Der FC Liverpool blitzte im Sommer bei ihm ab, weil er seinen Jugendklub nicht verlassen wollte. Im Winter galt er bei Manchester City als Ersatzkandidat für den schwer am Knie verletzten Rodri. Diesen hatte Zubimendi bereits im EM-Finale für eine Halbzeit bravourös vertreten.

    Bei Real Sociedad agiert Zubimendi mal in einem 4-4-2-Rautensystem als alleiniger Sechser, mal als Ballverteiler in einem 4-2-3-1-System. Seit Saisonbeginn 2022 hat kein LaLiga-Spieler mehr Balleroberungen im Mittelfeld vorzuweisen als Zubimendi.

    Problem für die Bayern, die sich im Wintertrainingslager 2024 sogar mit Zubimendis Berater getroffen haben sollen: Der Spanier soll sich bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem FC Arsenal über einen Wechsel im Sommer befinden. Seine Ausstiegsklausel soll bei nur 60 Millionen liegen. Bei den Gunners würde er zudem in Mikel Merino auf seinen ehemaligen kongenialen Partner bei Sociedad treffen. Prognose: Der FC Bayern hat eher schlechte Karten.

  • BarriosGetty Images

    Pablo Barrios (Atletico Madrid)

    Beging einst das "Sakrileg" und wechselte in der Jugend von Real zu Atlético Madrid, durchlief dort dann sämtliche Jugendmannschaften. Barrios gilt mit 21 Jahren als ein kommender Mittelfeld-Star, er könnte gar das neue Gesicht der Rojiblancos werden. Unter Diego Simeone war er zuletzt zumindest in LaLiga gesetzt.

    Vor kurzem berichtete bereits die Sport Bild, dass Barrios das Interesse des FC Bayern geweckt habe, allerdings sei der FC Chelsea bereit, 70 Millionen Euro für die Dienste des Spaniers zu bezahlen. Erste Gespräche mit dem Spieler hätten bereits stattgefunden, allerdings lehne Atlético jegliche Offerten ab, heißt es.

  • Bruno Guimaraes (Newcastle United)

    Der Brasilianer ist für Newcastle das, was Kimmich für die Bayern ist: Unverzichtbar und aktuell wohl einer der besten Mittelfeldspieler der Welt. Der Kapitän stand in fast jedem einzigen Pflichtspiel in der laufenden Saison für die Magpies auf dem Platz, lediglich im League-Cup-Halbfinale gegen Arsenal fehlte er gelbgesperrt. In der Liga verpasste er gerade einmal 85 (!) Spielminuten. Das unterstreicht seinen Stellenwert.

    Laut teamtalk hat Guimaraes mit Newcastle eine mündliche Vereinbarung, die es ihm erlaubt, den Klub bei einem Angebot über 100 Millionen Euro zu verlassen. Angeblich soll Manchester City großes Interesse am 27-Jährigen haben. Auch hier dürfte der FC Bayern trotz der unbestreitbaren Qualitäten keine Chance und auch kein Interesse haben.

  • gündoganGetty Images

    Ilkay Gündogan (Manchester City)

    Er erlebte vor wenigen Jahren bei Manchester City seinen fußballerischen Karriere-Höhepunkt. Auch bei der Heim-EM 2024 war Gündogan Schlüsselspieler und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Seit seiner Rückkehr vom FC Barcelona zu ManCity merkt man ihm das fortgeschrittene Fußballer-Alter (34) jedoch an.

    Aber: Gündogans Vertrag bei den Skyblues läuft im Sommer aus und nach der verkorksten Saison wird er wohl trotz seiner engen Beziehung zu Pep Guardiola dem nötigen Umbruch zum Opfer fallen. Was also tun?

    Klar, Gündogan könnte seine ruhmreiche Karriere da beenden, wo er zum Weltstar wurde. Oder er wagt nochmal eine Rückkehr nach Deutschland, zurück zu seinen fußballerischen Wurzeln. Wie erfolgreich so ein später Karriere-Abstecher nach München verlaufen kann, stellte Xabi Alonso einst unter Beweis.

    In Madrid nicht mehr als Startelf-tauglich abgestempelt, erlebte der Spanier in München noch einmal einen herausragenden Karriere-Herbst. Allerdings war er da noch zwei Jahre jünger als Gündogan jetzt.

    Bereits mehrfach soll es in der Vergangenheit Kontakt zwischen Gündogan und den Bayern gegeben haben. Ein Wechsel kam nie zustande, vielleicht bekommen die Bayern in ihm aber doch noch einen Alonso 2.0.

  • FBL-FIFA-QAT-REAL MADRID-PACHUCA-PRESSERAFP

    Eduardo Camavinga (Real Madrid)

    Auch er fand sich bereits dem Vernehmen nach auf dem Einkaufszettel der Münchner wieder. Damals ging es jedoch für 31 Millionen Euro von Stade Rennes nicht an die Säbener Straße, sondern an die Avenida de Concha Espina. Real Madrid hatte angeklopft und Camavinga öffenete die Tür.

    Fünf Jahre später ist Camavinga nach wie vor ein blutjunger Spieler (22), erlebt allerdings aktuell eine echte Seuchensaison mit vielen Verletzungen. Stammspieler ist der Franzose bei den Königlichen bei weitem nicht und muss aushilfsweise immer wieder auf verschiedenen Positionen spielen: mal als Linksverteidiger, mal als linker Mittelfeldspieler, mal zentral.

    Womöglich könnte sich Camavinga im Sommer eine Luftveränderung vorstellen - und womöglich erinnert er sich dann an Vereine, die ihn einst als Mega-Talent holen wollten.

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