So richtig glauben kann Georgi Minoungou seine Geschichte selbst nicht. "Ich sollte eigentlich nicht hier sein", sagte der Stürmer aus Burkina Faso im Vorfeld des Afrika-Cups dem Portal Sportbible, "ich hätte mit 20 aufhören sollen. Aber jetzt ist jedes Spiel für mich wie ein Finale."
Getty Images Sport"Ich habe nur ein Auge, aber ich kann mehr als viele, die zwei Augen haben": Halb blinder Stürmer mischt den Afrika Cup auf
Seit mehr als zwei Jahren nämlich sieht Minoungou (23) nur noch auf einem Auge. Trotzdem kämpft er derzeit in Marokko um seinen ersten großen Titel - als Stammspieler, und seit Heiligabend auch als gefeierter Torschütze.
Es lief die fünfte Minute der Nachspielzeit im Auftaktspiel Burkina Fasos gegen Äquatorialguinea, als der Ball im Strafraum plötzlich bei Minoungou landete. Der dribbelstarke Stürmer zielte genau und ließ dem gegnerischen Torhüter mit seinem Flachschuss keine Chance.
Und weil kurz darauf auch noch der Leverkusener Edmond Tapsoba zum 2:1-Sieg traf, war Minoungous Traumeinstand perfekt. Ein Weihnachtswunder quasi - und der vorläufige Höhepunkt einer inspirierenden Karriere. Eine Laufbahn, die eigentlich schon vorbei zu sein schien, bevor sie richtig begonnen hatte.
Getty Images Sport"Halb blind", aber treffsicher: Minoungou mischt den Afrika-Cup auf
Der Reihe nach: 2022 landet der in der Elfenbeinküste geborene Minoungou nach einem kurzen Abstecher in die zweite tschechische Liga in den USA - beim Farmteam der Seattle Sounders. Als er dann 2023 gerade auf dem Sprung ins Profiteam ist, beginnen die seltsamen Probleme an seinem Auge.
Die Infektion verschlimmert sich, weshalb die zunächst ratlosen Ärzte sich schließlich für eine Notoperation entscheiden, die Minoungou fast die gesamte Sehkraft auf seinem linken Auge kostet. Die Fachleute sind sich hinterher einig: Eine Profifußballkarriere ist so nicht möglich.
"Ich habe nur ein Auge, aber ich kann mehr als viele"
Doch Minoungou akzeptiert das nicht. Er trägt zunächst eine spezielle Brille, schiebt jede Menge Extraschichten und merkt nach und nach, dass er trotz der Einschränkungen seinen Weg weitergehen kann. Und setzt sich in Seattle letztlich durch.
"Es war sehr schwer für mich", sagte er kürzlich dem kicker, aber auch: "Ich habe nur ein Auge, aber ich kann mehr als viele, die zwei Augen haben."
So stürmt er nun für das Geburtsland seines Vaters. Und darf sich beim Afrika-Cup einen "Kindheitstraum" erfüllen. Kein Wunder, dass der Stürmer mit der bewegten Geschichte sogar an den großen Außenseiter-Triumph glaubt. "Warum nicht bis zum Ende gehen", sagte er, "und den Afrika-Cup gewinnen?"
Beim knappen 0:1 gegen Algerien am Sonntag wurde er eingewechselt, konnte an der Niederlage nichts mehr ändern. Doch Burkina Faso hat noch Chancen aufs Weiterkommen.

