Der Rekord-Saisonstart des FC Bayern ist eine große Erfolgsgeschichte, die viele kleine Erfolgsgeschichten umfasst. Sie nennen sich Harry Kane, Lennart Karl oder Konrad Laimer. Eine dieser Erfolgsgeschichten heißt auch Dayot Upamecano.
Getty ImagesHohe Handgelder der Kollegen und ein Berater, der an zwei spektakulären Streiktransfers beteiligt war: Warum die zeitige Verlängerung des FC Bayern mit Dayot Upamecano scheiterte
Schon in Vincent Kompanys erster Saison überzeugte der 27-jährige Franzose, leistete sich vor allem in der Champions League aber noch vereinzelte Aussetzer. Die entscheidende Saisonphase verpasste er wegen eines Knorpelschadens. In der neuen Spielzeit zählt Upamecano als Abwehrchef zu den konstantesten Münchnern, nennenswerte Fehler unterliefen ihm bis dato keine.
"Jetzt verschlechtere ich wahrscheinlich meine Verhandlungsposition, aber er ist einer der besten Innenverteidiger der Welt und den wollen wir bei uns behalten", sagte Sportvorstand Max Eberl neulich bei Sky. Womit wir auch schon beim großen Problem des FC Bayern wären: Upamecanos Vertrag läuft im kommenden Sommer aus.
Laut Eberl ist seine Verlängerung beim FC Bayern aktuell "das, was über allem steht". Gleichzeitig buhlen aber etliche europäische Topklubs um Upamecanos Dienste. Allen voran Real Madrid, die Experten für ablösefreie Transfers - siehe David Alaba, Antonio Rüdiger, Kylian Mbappe, Trent Alexander-Arnold und so weiter. Aber auch der FC Liverpool, der FC Chelsea und Paris Saint-Germain.
Getty Images SportFC Bayern: Anfang des Jahres scheiterte eine schnelle Verlängerung
Aus heutiger Sicht ist es für den FC Bayern höchst ärgerlich, dass Anfang des Jahres keine schnelle Einigung gelang - möglich erschien sie damals allemal. "Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung, mit unserer Mannschaft und mit dem Verhältnis zu Vincent Kompany. Ich hoffe, dass es weitergeht", sagte Dayot Upamecano Mitte Januar, also vor über neun Monaten. Die Bosse des FC Bayern nahmen diese Avance dankend an, kurz darauf begannen konkrete Verhandlungen.
"Die Gespräche sind gut", betonte Upamecano Anfang Februar. Sportdirektor Christoph Freund äußerte sich ähnlich und sagte: "Wir würden gerne zeitnah mit ihm verlängern." Sky und Bild schrieben Mitte Februar, dass nur noch letzte Details zu klären seien und die Verkündung kurz bevorstehe. Und dann? Kein schneller Vollzug, stattdessen das große Schweigen.
Jamal Musiala und Alphonso Davies bekamen derweil lukrative Vertragsverlängerungen. Vor allem ihre Handgelder von jeweils rund 20 Millionen Euro sollen bei Upamecano neue Begehrlichkeiten geweckt haben. Thema wurde zudem eine Ausstiegsklausel, wie sie auch Musiala (bei ihm 175 Millionen Euro) in seinem Vertrag hat. Die Verhandlungen stockten, wurden schließlich über die Sommer-Transferphase pausiert und erst im September wieder aufgenommen.
AFPUpamecanos Berater Moussa Sissoko war an zwei Streik-Transfers beteiligt
Für den FC Bayern ist die Situation nun deutlich komplizierter als Anfang des Jahres. Aufgrund des auslaufenden Vertrags können interessierte Klubs Upamecano noch konkreter locken. Ein hervorragendes Druckmittel bei den Verhandlungen. In München werden längst Erinnerungen wach an die Situation von Davies in der vergangenen Saison.
Auch er zögerte monatelang mit einer Verlängerung seines auslaufenden Vertrags, gleichzeitig buhlte Real intensiv um eine ablösefreie Verpflichtung. Letztlich ließen sich die Bayern-Bosse zu einer kostspieligen Verlängerung hinreißen, die Upamecano nun als Vorbild dient. Beim Handgeld, aber auch beim Gehalt. Davies kassiert seit seiner Vertragsverlängerung inklusive Boni bis zu 20 Millionen Euro pro Jahr. Upamecano steht aktuell bei rund 16 Millionen. Denkbar, dass diese Summe bei einer erfolgreichen Verlängerung zu seinem Grundgehalt wird und er somit in Davies' Sphären aufsteigt.
Ähnlich wie Davies mit Nick Huoseh lässt sich auch Upamecano von einem harten Verhandler vertreten: Moussa Sissoko. Er betreute Ousmane Dembele und Randal Kolo Muani, als sie sich zu ihren Wunschtransfers streikten. Dembele 2017 von Borussia Dortmund zum FC Barcelona, Kolo Muani 2023 von Eintracht Frankfurt zu Paris Saint-Germain. Auch Dembeles Wechsel von Barca zu PSG 2023 blieb nicht ohne Störgeräusche.
Getty ImagesFC Bayern: Marc Guehi und Nico Schlotterbeck gelten als Alternativen
Unabhängig von der monatelangen Hängepartie, dem Interesse anderer Topklubs und dem harten Verhandlungspartner geben sich Eberl und Freund immer noch zuversichtlich. Wohlwollend soll Upamecano derweil Kompanys Verlängerung aufgenommen haben. Wie eigentlich alle Spieler hat auch er eine hervorragende Beziehung zum Trainer, zumal Kompany einst selbst Innenverteidiger war und sich mit ihm auf französisch unterhalten kann.
Im Hintergrund laufen beim FC Bayern aber bereits Vorkehrungen für den Fall eines ablösefreien Abgangs. Dabei stehen vor allem zwei Kandidaten im Fokus. Einerseits der englische Nationalspieler Marc Guehi (25) von Crystal Palace, dessen Vertrag kommenden Sommer ebenfalls ausläuft. Andererseits Nico Schlotterbeck (25), der noch bis 2027 an den BVB gebunden ist.
Laut TV-Experte Lothar Matthäus hätte es bereits Kontakt zwischen den Bossen des FC Bayern und Schlotterbeck gegeben.Sky berichtete, dass sich Eberl kürzlich mit Guehis Berater getroffen habe. Darauf angesprochen erwiderte Eberl im Rahmen des Bundesligaspiels gegen Borussia Mönchengladbach: "Unser klares Ziel ist, mit Upa zu verlängern. Falls das nicht klappen sollte, muss man sich vorbereiten. Es wäre dumm, wenn wir es nicht täten. Ich bestätige gar nichts - aber wir sind auf dem Markt unterwegs."

