Schon 2005 wollte Newcastle United den talentierten Ben Arfa verpflichten. Berater Montgomery flehte den Verein an, den damals 15-Jährigen zu holen, wie er The Athletic verriet. Damals war der Franzose für nur 600.000 Euro zu haben, weil er noch keinen Profivertrag bei Lyon unterschrieben hatte. Doch die Verantwortlichen von Newcastle hatten noch nie von ihm gehört, obwohl er in Frankreich als Wunderkind bezeichnet wurde.
Acht Jahre später gaben die Magpies das Fünffache dieses Betrags für eine Leihe mit Kaufoption für einen 23-Jährigen aus, der für seine schlechte Einstellung bekannt war.
Er verließ Marseille mit dem gleichen Enthusiasmus wie Lyon zwei Jahre zuvor und erklärte seinen Weggang in aller Deutlichkeit: "Ich bin den Verantwortlichen des Klubs völlig egal. Ich bin bereit, meine Karriere auf Eis zu legen, wenn sie das Angebot von Newcastle nicht annehmen. Ich bin nicht nur ein Sack schmutziger Wäsche oder ein Stück Scheiße."
Trotz Ben Arfas Talent war der Transfer ein großes Risiko für die Magpies. Doch die Befürchtungen wurden durch ein Tor bei seinem Debüt zerstreut, als Ben Arfa beim 1:0 im Goodison Park einen Schuss aus 30 Metern Entfernung abfeuerte und traf.
Die bekannten Einstellungsprobleme traten erst einmal nicht mehr auf. Pausieren musste er nur, als ein Beinbruch seine Debütsaison im Oktober 2008 früh beendete.
Das folgende Jahr war wohl Ben Arfas bestes im Profifußball. Eine Saison, die ihn zu einem der besten und Fußballer der Welt machte. Der Franzose schoss fünf Tore und steuerte sechs Assists bei, als Newcastle auf Platz fünf landete.
"Es war absurd, wie gut er war. Wir hatten gehört, wie alle von ihm geschwärmt haben - und man hat sofort gesehen, warum", erinnerte sich James Perch, ein ehemalige Mittelfeldspieler bei den Magpies.
An die Newcastle-Saison erinnert man sich heutzutage nicht mehr unbedingt wegen des starken Endergebnisses oder den 16 Ligatoren von Demba Ba - sondern wegen eines Dribblings von Ben Arfa.
Er umkurvt einen Bolton-Verteidiger in der eigenen Hälfte und rennt dann den ganzen Platz rauf. Dann weicht er einem Zweikampf aus, lupft den Ball über den Kopf eines anderen Spielers und schiebt den Ball am hilflosen Keeper vorbei ins Tor. Bolton wollte in dieser Situation zwar partout nicht verteidigen, aber der Franzose wollte hier eben auch partout sein schönstes Tor erzielen.
Bis heute ist es einer der hübschesten Treffer der Premier-League-Geschichte - und ein fester Bestandteil von YouTube-Clips mit überschwänglichen Titeln.
Dieses Tor war der Höhepunkt seiner Zeit in England.
Ben Arfa, gerade einmal 24 Jahre alt, fiel in den folgenden drei Jahren im englischen Fußball sowohl bei seinen Mannschaftskameraden als auch bei allen Trainern in Ungnade. Irgendwann wandte sich sogar Mannschaftskapitän Fabricio Coloccini an Trainer Alan Pardew und verlangte, Ben Arfa auf die Bank zu setzen. Der Argentinier drohte damit, dass der Rest der Mannschaft sich weigern würde, zu spielen, wenn der Franzose in der Aufstellung stünde.
Am Ende wurde Ben Arfa an Hull City ausgeliehen und bezeichnete sich später als "Gefangener", als die von Mike Ashley geführten Magpies zusammenbrachen. Newcastle löste seinen Vertrag Ende 2014 auf, sechs Monate vor dem geplanten Auslaufen. Ben Arfa war mit 27 Jahren plötzlich vereinslos - aber nur ein halbes Jahr lang.