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Hansi Flicks Wunschspieler spaltete den Campus! So liefen die letzten Leihtransfers des FC Bayern

Eine Leihe kann ein attraktives Konstrukt sein. Wenn zwei, drei Wunschspieler nicht käuflich erwerblich sind oder etwas Unvorhergesehenes passiert, überbrückt man das Jahr eben mit einer Notlösung, die keine allzu große finanzielle Belastung darstellt.

Die Logik dahinter ist verlockend. Aber wie sieht die Realität aus? In den vergangenen zehn Jahren hat der FC Bayern München elf Spieler per Leihe verpflichtet - mit unterschiedlichem Erfolg.

  • Eric Dier (2024): Ein starker Notnagel für den FC Bayern

    Ein absolutes Paradebeispiel für einen gut funktionierenden Notnagel ist Eric Dier. Der Engländer kam im Winter 2024 nach München – und wurde zunächst kritisch beäugt. Weil er bei Tottenham zuvor kaum noch zum Einsatz gekommen war und bereits ein gehobenes Alter erreicht hatte, war man skeptisch, ob er den Kader verstärken könnte.

    Doch die Antwort lieferte Dier mit starken Leistungen auf dem Platz. Unter Thomas Tuchel entwickelte er sich zu einer festen Größe. Für "nur" 3,5 Millionen Euro Leihgebühr ein Geschäft, das sich gelohnt hat – zumal Dier nach seinem halben Leihjahr fest verpflichtet wurde. Ablösefrei, weil sein Vertrag in London auslief.

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  • FC Bayern München v VfL Wolfsburg - BundesligaGetty Images Sport

    Bryan Zaragoza (2024): Ein überflüssiger Notnagel für den FC Bayern

    Anders lief es bei Bryan Zaragoza. Das damals aufstrebende Talent sollte eigentlich im Sommer 2024 kommen, doch die Bayern zahlten nochmal vier Millionen Euro mehr, um ihn ein halbes Jahr früher nach München zu holen – per Leihe. Auch er kam also im Winter.

    Was zunächst durchaus sinnvoll erschien, weil der Kader durch Verletzungen recht dünn war und der Spanier sich so etwas früher an seinen neuen Arbeitgeber gewöhnen konnte, ging nach hinten los. Zaragoza stand oft im Fokus und ein Konflikt mit Thomas Tuchel, der ihn ignoriert haben soll, sorgte dafür, dass sein Start alles andere als harmonisch verlief.

    Der Flügelstürmer absolvierte nur 171 Minuten in der Bundesliga, wurde im Sommer zurück nach Spanien verliehen und dieses Jahr erneut. Celta Vigo hat nun eine Kaufpflicht, die bei bestimmten Bedingungen greift. Eher unglücklich gelaufen für die Bayern – und den Spieler.

  • Joao Cancelo (2023): Eine vermeintliche Königslösung

    Im Winter 2023 entschied man sich beim FC Bayern dazu, dass man rechts hinten mehr Offensivpower benötige. Da es in der Winterpause fast schon naturgemäß kaum Möglichkeiten gibt, einen Spieler für eine angemessene Ablösesumme zu verpflichten, fiel die Wahl auf eine unverhoffte Leihe von Manchester Citys Joao Cancelo. Ein Top-Spieler für vergleichsweise wenig Geld – erstmal.

    Und Cancelo überzeugte nach leichten Anlaufschwierigkeiten durchaus. Immerhin 21 Pflichtspiele absolvierte er für die Bayern, in denen er einmal selbst traf und sechs Tore vorbereitete. Viele Fans hätten ihn gern weiter in München gesehen, aber den Verantwortlichen war der von City aufgerufene Preis zu hoch. Cancelo blieb bei den Skyblues und wechselte nach einer weiteren Leihe zum FC Barcelona im Sommer 2024 für 25 Millionen Euro nach Saudi-Arabien.

  • DOUGLAS COSTA BAYERN MUNICH 12072015Getty Images

    Douglas Costa (2020): Eine erwartet schwache Rückkehr

    Einen alten Bekannten holten die Bayern im Jahr 2020 aus Not zurück. Douglas Costa wurde von Juventus Turin ausgeliehen. Der Brasilianer hatte bei seinem ersten München-Stint phasenweise überragend aufgespielt und gerade in seiner Debütsaison 2015/16 große Anteile am Gewinn des Doubles. Danach ging es jedoch bergab und er ging als unerfülltes Versprechen. Auch in Turin konnte er nicht überzeugen und so fragten sich viele Bayern-Fans bei dieser Leihe: Warum?

    Costa wurde zum Paradebeispiel einer verzweifelten Notlösung. Zunächst zeigte er schwache Leistungen, dann verletzte er sich so schwer, dass er gar keine Rolle mehr spielte.

  • Tiago Dantas Bayern 112020Getty Images / Oliver Hardt

    Tiago Dantas (2020): Mehr Zoff als Leistung

    Eine eher unglückliche Leihe war auch jene von Tiago Dantas. Der damals 19-jährige Portugiese kam von Benfica und galt als absoluter Wunschspieler von Hansi Flick, der offenbar viel Talent in ihm sah. Und tatsächlich zeigte er in Portugal einige beeindruckende Leistungen.

    In München aber geriet Dantas schnell zwischen mehrere Fronten. Am Campus, wo er zunächst vermehrt spielte, war man unzufrieden, weil er die Entwicklung einiger starker Talente wie Angelo Stiller blockierte. Und auch im Zoff zwischen Hasan Salihamidzic und Flick war der Mittelfeldspieler immer wieder Thema.

    Er selbst konnte am wenigsten dafür, aber diese Leihe half niemandem – und das, obwohl sie vom Konzept her vielversprechend war. Ein junger, talentierter Spieler, der ohne Ablösesumme kam und sich ein Jahr lang hätte beweisen können. Anschließend hätte es eine Kaufoption von rund acht Millionen Euro gegeben. Nicht aber unter diesen Umständen.

  • Alvaro Odriozola (2020): Der Triple-Flop

    Ebenfalls schlecht lief es mit Alvaro Odriozola. Der Spanier wurde im Winter 2020 von Real Madrid ausgeliehen, spielte dann aber keinerlei Rolle unter Flick. 179 Minuten absolvierte er für den FC Bayern. Am Ende sackte er das Triple mit ein, aber eine Zukunft beim FCB hatte er nicht. Schlimmer noch: Der einst talentierte und vielversprechende Rechtsverteidiger kam überhaupt nicht mehr auf die Beine

  • Philippe Coutinho Bayern MunihTwitter

    Philippe Coutinho (2019): Der Sane-Ersatz, Teil 1

    Größeren Anteil am Triple hatte Philippe Coutinho. Der Brasilianer kam bereits im Sommer 2019 auf Leihbasis vom FC Barcelona und kostete den FC Bayern immerhin eine Leihgebühr von 8,5 Millionen Euro und ein recht hohes Gehalt. Verpflichtet wurde der Offensivspieler nur deshalb, weil sich Leroy Sane das Kreuzband gerissen hatte. Eigentlich sollte der Deutsche damals für viel Geld von Manchester City verpflichtet werden.

    Dazu kam es dann nicht mehr. Dafür kam unter anderem Coutinho als Übergangsspieler. Retrospektiv wird dieser von vielen als herausragendes Beispiel für Kaderplanung hergenommen, weil man die Zeit erfolgreich überbrücken konnte, bis der Wunschspieler im nächsten Sommer verfügbar war. In 38 Partien war Coutinho immerhin an 20 Treffern direkt beteiligt.

    Allerdings kostete er viel Geld. Immerhin 13,5 Millionen Euro Netto-Gehalt sollen die Münchner damals für die eine Saison übernommen haben – hinzu kommt die besagte Leihgebühr. Für eine kurzfristige Übergangslösung, die zwar gut, aber nicht überragend funktioniert hat, waren das hohe Ausgaben.

  • Ivan Perisic (2019): Der Sane-Ersatz, Teil 2

    Auch Ivan Perisic kam als Reaktion auf den geplatzten Sane-Deal. Der Kroate war aber etwas günstiger. Fünf Millionen Euro Leihgebühr soll man damals bezahlt haben. Bei Inter habe er bis zu elf Millionen Euro brutto pro Jahr verdient. Wie viel der FCB davon übernahm, ist unklar.

    Klar ist hingegen, dass diese Leihe zweifelsfrei ein Erfolg zu günstigeren Konditionen war. Perisic kam auf nur eine Torbeteiligung weniger als Coutinho (acht Tore, zehn Assists) und spielte rund 300 Minuten weniger als der Brasilianer. Beide zusammen kompensierten den Sane-Transfer letztlich aber ziemlich gut – und hatten damit Anteil am Triple.

  • 2017-07-25 James Bayern

    James Rodriguez (2017): Der Ancelotti-Wunschspieler

    Die bisher teuerste Leihe des FC Bayern München. Football Leaks hat die damaligen Konditionen des Vertrags dem Spiegel geleakt. Allein die Leihgebühr lag bereits bei 13 Millionen Euro – dafür kam der Kolumbianer aber gleich für zwei Jahre. In diesen zwei Jahren mussten die Münchner zudem sein Netto-Gehalt von 6,5 Millionen Euro übernehmen.

    Bei zwölf Pflichtspieltoren wurden 250.000 Euro fällig, bei 20 Pflichtspiel-Assists weitere 250.000 Euro. Beide Marken erreichte James. Außerdem bekam sein Berater eine Provision von zwei Millionen Euro. Der Star kam auf Wunsch von Carlo Ancelotti.

    Hat es sich gelohnt? Vermutlich schon. Allein die Trikotverkäufe dürften bei der riesigen Fanbase des Spielers durch die Decke gegangen sein. James war zwar nie unumstritten, lieferte aber immerhin 15 Tore und 20 Assists in 4.299 Minuten für den FCB. Eine Torbeteiligung alle 122 Minuten ist ungefähr das Level, das die meisten offensiven Mittelfeldspieler der Bayern in den letzten Jahren hatten. Und trotz hoher Kosten, hätte man für diesen Preis wohl eher keinen besseren Spieler erhalten.

    Fest verpflichten wollten die Münchner ihn aber nicht. Die Kaufoption soll bei 42 Millionen Euro gelegen haben. Es gab schon schlechtere Leihen.

  • Serdar Tasci (2016): Pflaster auf die Abwehrwunde

    Die Saison 2015/16 lief in der Abwehr nicht rund für den FC Bayern. Zahlreiche Innenverteidiger fielen aus, sodass Cheftrainer Pep Guardiola experimentieren musste. Unter anderem setzte er David Alaba und Joshua Kimmich in der Abwehrzentrale ein. So erfolgreich, dass die beiden auch vor Winterneuzugang Serdar Tasci eingesetzt wurden.

    Der kam per Leihe aus Moskau, kostete die Münchner 2,5 Millionen Euro und absolvierte letztlich nur 220 Minuten für den FCB. Die meisten davon, als die Meisterschaft schon entschieden war. Eine Leihe, die als absolute Absicherung für den Worst Case okay war. Mehr aber auch nicht.

  • KINGSLEY COMAN BAYERN MÜNCHEN IMAGO / Oryk HAIST

    Kingsley Coman (2015): Eine Erfolgsgeschichte

    Die vielleicht größte Erfolgsgeschichte per Leihe schrieb Kingsley Coman. Der damals 19-Jährige kam für zwei Jahre von Juventus Turin. Sieben Millionen Euro sollen die Münchner damals in zwei Raten an die Italiener gezahlt haben. Für 2017 gab es anschließend eine Kaufoption in Höhe von 21 Millionen Euro.

    Coman lief insgesamt 339-mal für den FC Bayern auf, erzielte 72 Tore und bereitete 71 vor. Er gewann die Champions League und erzielte dabei das Siegtor im Finale 2020 gegen PSG.

    Wahrscheinlich ist dieser Deal sogar eine Blaupause für den Best Case im Jahr 2025. Denn um den nun abgewanderten Coman zu ersetzen, wollen die Bayern einen weiteren Spieler leihen. Dass das funktionieren kann, zeigte vor allem das Coman-Modell 2015. Nur findet der FCB überhaupt einen solchen Spieler?