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"Gott" und "Teufel" in einer Person: Darum könnte PSG-Star Bradley Barcola zum FC Bayern wechseln

Paris Saint-Germain hat die Champions League nach mehreren Milliarden Euro Ausgaben und vielen Jahren des schlechten Arbeitens gewonnen. So sehr PSG in dieser Saison als Mannschaft überzeugt hat: Dieser Erfolg bringt es automatisch mit sich, dass auch die Individuen stärker im Mittelpunkt stehen.

  • Bradley Barcola schaut auf eine starke Saison mit PSG zurück

    Geschichten gibt es hier viele zu erzählen. Stars hatte dieses Team entgegen der Erzählung, man wäre ohne zum Erfolg gekommen, zur Genüge. Einer von ihnen legte trotz vieler Tore und Vorlagen eine eher unglückliche Saison hin, für die er nur wenig kann: Bradley Barcola.

    Der Franzose wechselte 2023 für 45 Millionen Euro aus Lyon in die französische Hauptstadt. Damit schafft er es nicht mal in die Top-15 der teuersten Transfers der PSG-Geschichte. Seinen Marktwert hat er in dieser Zeit dennoch vervielfacht. Laut transfermarkt.de von 18 Millionen Euro auf heute 70 Millionen Euro.

    In 97 Partien für den Klub, der abhängig von der Gunst Katars ist, erzielte der Franzose 26 Tore und bereitete 28 weitere vor. 21 Treffer und 19 Assists davon stammen aus den 58 Partien der abgelaufenen Saison. Oder noch greifbarer: Barcola war alle 91 Minuten direkt an einem PSG-Tor beteiligt.

    Mit diesen Leistungen hat er sich unlängst auch bei der französischen Nationalmannschaft festgespielt. Mit seinen 22 Jahren hat der vornehmlich auf dem linken Flügel eingesetzte Offensivspieler bereits beachtliche Erfolge erzielt und seine Entwicklung mit dem Champions-League-Sieg gekrönt.

    Zumal er im Kader von PSG der Flügelspieler mit den meisten Minuten ist. 3.643 Minuten absolvierte er für sein Team – Ousmane Dembele (3.290 Minuten), Desire Doue (3.019), Kang-in Lee (2.397) und Khvicha Kvaratskhelia (1.808) folgen. Alles gut also? Geht so. Denn obwohl dieser oberflächliche Blick auf die Zahlen vermuten lässt, dass Barcola die Zukunft in Paris gehört, keimen Wechselgerüchte auf. Weil er seinen unangefochtenen Stammplatz verloren hat – zumindest teilweise.

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    Bradley Barcola: In wichtigen Spielen nur Joker?

    In der Champions League lässt sich das Bild gut nachzeichnen. Bis zum Rückspiel in der Zwischenrunde gegen Stade Brest im Februar absolvierte Paris neun Spiele in der Königsklasse. In allen stand Barcola in der Startelf und absolvierte in acht davon mindestens 70 Minuten. Nur gegen Girona waren es 63.

    Auch im Rückspiel gegen Brest sowie in beiden Partien gegen Liverpool startete der Angreifer, kam jeweils auf 61, 66 und 67 Minuten. Dann saß er gegen Aston Villa im Hinspiel erstmals auf der Bank, wurde für 18 Minuten eingewechselt. Im Rückspiel spielte er 58 Minuten.

    Gegen den FC Arsenal spielte er zunächst von der Bank aus 20 Minuten, dann 70 Minuten von Beginn an. Und im Finale gegen Inter reichte es nur zu 24 Minuten. Im Schnitt absolvierte Barcola in den ersten neun Champions-League-Spielen 79 Minuten. In den letzten acht waren es nur noch 48 Minuten durchschnittlich.

    Interessant: Auch in der Liga waren es in der Hinrunde rund 67 Minuten pro Spiel, in der Rückrunde fünf Minuten weniger. Und im Coupe de France sowie der Trophee des Champions kam er in sieben Spielen viermal von der Bank. Barcola schien sich zum wichtigsten Offensivspieler bei PSG zu entwickeln, musste dann aber zunehmend weichen, wenn es in die wichtigen Spiele ging – vor allem international.

  • "Heute ist er Gott, aber gestern war er der Teufel"

    Und das hat auch Gründe: In der Champions League war der 22-Jährige eher durchschnittlich unterwegs. Dort hat er mit sieben Torbeteiligungen in 17 Einsätzen die mit Abstand schlechteste Quote aller Wettbewerbe – den französischen Supercup mal ausgeklammert. Zumal sich drei Tore und drei Vorlagen auf die Spiele gegen Manchester City, den VfB Stuttgart und Stade Brest verteilen.

    Im Finale sammelte er nach Einwechslung ebenfalls einen Assist, als die Partie schon entschieden war. Ansonsten lief es für ihn oft unrund – und für PSG ja ebenfalls. Noch im September gab es große Kritik am Klub und am Spieler. So heftig, dass sich Trainer Luis Enrique dazu genötigt sah, öffentlich einzuschreiten.

    "Können wir bitte das Niveau heben", fragte er die versammelte Presse in einer Medienrunde damals: "Nennen Sie mir einen Spieler, der in der Geschichte des Fußballs in jedem Spiel gut gespielt hat." Die Kritik an Barcola sei "sehr langweilig", zumal es sich dabei um einen sehr jungen Spieler handle: "Heute ist er Gott, aber gestern war er der Teufel."

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    Warum sich der FC Bayern bei Bradley Barcola Hoffnungen machen kann

    Und doch vertraute Enrique dem immer besser werdenden Duo bestehend aus Doue und Dembele zunehmend mehr. Im Winter verpflichtete PSG noch Kvaratskhelia für 70 Millionen Euro aus Neapel, setzte Barcola so einen weiteren Konkurrenten vor die Nase.

    Dass Enrique in der entscheidenden Saisonphase nahezu ohne Qualitätsverlust rotieren konnte, ist ein Rezept für den Erfolg gewesen. Die Offensive von Paris ist unglaublich gut besetzt. Aber das kann letztlich auch dazu führen, dass sich Spieler wie Barcola trotz einer starken Saison Gedanken über ihre Zukunft machen.

    Im Saisonverlauf gab es Gerüchte, dass der Katar-Klub gern mit ihm verlängern würde. Laut französischen Medien wollte sich Barcola aber nicht zu voreilig entscheiden. Mittlerweile wird berichtet, dass ein Wechsel im Bereich des Möglichen liege. Der FC Bayern München gilt als interessiert.

    Noch ist unklar, wohin die Reise für ihn geht. Einerseits dürfte ihm klar sein, dass über 3.600 Minuten und 41 Torbeteiligungen für einen 22-Jährigen bei einem Top-Klub mit dieser Konkurrenz herausragend sind. Ein weiteres Jahr könnte seiner Entwicklung helfen. Andererseits könnte er auch die berechtigte Sorge haben, dass die Jokerrolle auch in der kommenden Saison zum Standard für ihn wird.

    Und das ist dann eben auch eine dieser Geschichten, die PSG als Champions-League-Sieger schreibt: Dieser breite Kader mit zahlreichen sehr teuren Spielern funktioniert nur in Zeiten des Erfolgs. Das Triple werden sie nicht jedes Jahr gewinnen. Spieler, die dieses Jahr häufiger auf der Bank saßen, könnten dann unruhig werden.

    Auch in Paris weiß man daher, dass der eine oder andere Verkauf notwendig sein könnte, um sich in der Breite neu aufzustellen. Die große Frage wird sein, ob Barcola einer von ihnen ist. Solange die nicht beantwortet ist, kann sich der FC Bayern womöglich Hoffnungen machen.