Goodbye, Thiago Silva! Der beste ablösefreie Transfer ist beim FC Chelsea unersetzlich

Ungeachtet seiner Qualitäten konnte niemand vorhersehen, wie sich Silvas Karriere beim FC Chelsea letztlich entwickeln würde. Eigentlich wollte der Brasilianer nur ein Jahr bleiben.

Nachdem er 2020 nach acht Jahren bei Paris Saint-Germain kurzerhand vor die Tür gesetzt worden war, gingen die Blues - auf Drängen des damaligen Trainers Frank Lampard - ein kalkuliertes Risiko mit dem 34-Jährigen ein: Angesichts seiner Qualität und Erfahrung hätte er sicherlich noch das Zeug für eine gute Saison.

Verständlicherweise erhielt er angesichts seines Alters nur einen Ein-Jahres-Vertrag. Nach den teuren Verpflichtungen von Kai Havertz und Timo Werner für die Offensive war für die Defensive schlicht kein großes Budget übrig.

Vier Jahre und 151 Einsätze später bereitet sich Thiago auf seinen Abschied vor. Seit seiner Ankunft war er der Organisator der Abwehr - und einer der besten Innenverteidiger der Premier League.

Silva hat eine unverbrüchliche Verbindung zu den Fans an der Stamford Bridge aufgebaut - in einer Zeit, in der die Anhänger wegen schlechter Leistungen und Transfers vor allem frustriert waren. Als wahrer Meister der Kunst, hässliche Defensivaufgaben schön zu gestalten, verhinderte er Torchancen, zeigte perfekte Grätschen und wuchtete Kopfbällen hinten raus.

Darüber hinaus hat er sich in einer schicksalshaften Nacht in Porto im Jahr 2021 unauslöschlich in die Chelsea-Herzen eingebrannt - mit dem CL-Titel.

Auch ohne den Gewinn der Königsklasse wäre Silva bei Chelsea in Erinnerung geblieben. Doch mit dem Titel ist er zur Vereinslegende geworden.

Obwohl er mit Verletzungen zu kämpfen hatte, war er in der Sieger-Saison ein Schlüsselspieler in der Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel, die sich in der K.-o.-Runde gegen Atlético Madrid, den FC Porto und Real Madrid durchsetzte.

Ein Jahr nach der Finalniederlage 2020 gegen Bayern München mit PSG, damals ebenfalls unter Tuchel, bekam Silva eine weitere Chance - obwohl Chelsea gegen Pep Guardiolas Manchester City klarer Außenseiter war.

Doch der Verteidiger musste in der 39. Minute verletzt vom Platz. Havertz erzielte drei Minuten später den Siegtreffer für die Blues. Es war Silvas erster CL-Titel, mit 36 Jahren - und gleichzeitig sein letzter.

Es war trotzdem für Silva die Belohnung für mehr als zehn Jahre auf Top-Niveau in Europa. Für die Fans stieg er zum Helden auf - und ein Held bekommt einen eigenen Fan-Gesang. Seit dem Gewinn des Henkelpotts singen die Chelsea-Fans: "He came from PSG, to win the Champions League" ("Er kam von PSG, um die Champions League zu gewinnen").

Was wäre Chelsea ohne den 39-jährigen Routinier? Der Verein befand und befindet sich immer noch in einer großen Umbruchphase, die vor mehr als zwei Jahren begann, als Roman Abramovich gezwungen war, den Verein zu verkaufen.

Durch die neuen Besitzer um Todd Boehly kam Chaos ins Haus. Silva hingegen sorgte für Konstanz - mit zahlreichen neuen, jungen und talentierten Mitspielern.

Silva hat die planlose Art und Weise, wie das Boehly-Clearlake-Konsortium den Verein geführt hat, scharf kritisiert und nach der Entlassung von Trainer Graham Potter im Jahr 2023 gesagt: "Ich denke, der erste Schritt ist getan, ein falscher Schritt, aber er ist getan. Wir können nicht den Trainern die Schuld geben, wenn wir nicht die Verantwortung übernehmen. Es ist eine schwierige Zeit für den Verein, in der viel Unentschlossenheit herrscht. Wir mussten die Umkleidekabine vergrößern, weil der Kader zu groß ist."

Er prophezeite sogar, dass Chelsea aufgrund der Turbulenzen auch in dieser Saison mit Problemen zu kämpfen haben werde: "Einige Spieler schaffen es nicht in den Kader, wir haben im Januar acht Neue verpflichtet. Wir müssen damit aufhören und eine Strategie entwickeln, sonst könnten wir nächste Saison die gleichen Fehler machen. Jeder redet zu viel über die Entlassung von Trainern."

Der Brasilianer wird von seinen Teamkollegen geschätzt, genauso wie auf der ganzen Welt. Laut einem Bericht habe Trainer Mauricio Pochettino ihn mehrmals in dieser Saison gebeten, sich mit einer Ansprache an seine unerfahrenen Mitspieler zu wenden - unter anderem kürzlich in der Halbzeitpause gegen Aston Villa, als Chelsea mit einem starken Comeback in der zweiten Halbzeit nach einem 0:2-Rückstand noch ein 2:2 rettete.

Es ist alarmierend, dass Chelsea ab diesem Sommer ohne Silva auskommen muss. Jeder Entscheidungsträger mit einem Funken Verstand weiß, dass er schlichtweg unersetzlich ist - selbst, da nun einige gute Innenverteidiger im Kader stehen.

Nach den üppigen Ausgaben der letzten Jahre stehen die Franzosen Axel Disasi, Benoit Badiashile und Wesley Fofana weiterhin zur Verfügung, ebenso wie die Engländer Levi Colwill und Trevoh Chalobah.

Während sich Disasi in seiner ersten Saison gut geschlagen hat, war Badiashile unbeständig und Fofana von Verletzungen geplagt - während Colwill mit Fitnessproblemen zu kämpfen hatte und man davon ausgeht, dass Chalobah in diesem Sommer verkauft wird.

Silva wird also nicht nur eine große Lücke im Verein und in der Mannschaft hinterlassen. Seine Fähigkeiten, Führungsqualitäten und Erfahrung werden nicht zu ersetzen sein.

Silvas tränenreiche Abschiedsankündigung von Chelsea war ein Beweis für die gegenseitige Liebe und den Respekt. Trotz seines robusten Auftretens auf dem Platz hat er immer sein Herz auf der Zunge getragen und wurde von den Fans stets sehr geschätzt.

In einer emotionalen Botschaft an den Verein und seine Anhänger sagte Silva: "Ich denke, dass ich in den vier Jahren hier immer alles gegeben habe. Aber leider hat alles einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Es ist eine unbeschreibliche Liebe. Ich kann nur Danke sagen. Ich habe viel Zuneigung und Respekt hier gespürt. Es ist schon unter normalen Umständen schwer, sich zu verabschieden, aber wenn es gegenseitige Liebe ist, ist es noch schwieriger. Aber einmal ein Blue, immer ein Blue."

"Ich bin als Leader zum Klub gekommen, auch wenn ich mich nicht so gefühlt habe, weil ich der Neue war. Es war ein Traum, definitiv ein Traum. Nicht einmal in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir vorstellen können, dass ich so etwas Großartiges erreichen und einen der größten Titel, die Champions League, bei einem der größten Vereine der Welt gewinnen könnte."

Aber diese Liebesgeschichte ist vielleicht doch noch nicht zu Ende. 2020 wurde bekannt, dass Silva auf seinen Trainerschein hinarbeitet - und in letzter Zeit hat er darüber gesprochen, dass er nach dem Ende seiner Karriere weiter im Fußball tätig sein möchte. Vielleicht wird er ja eines Tages Trainer beim FC Chelsea.

Diese Botschaft bekräftigte er in seinem Abschiedsgruß: "Das bedeutet nicht, dass dies ein endgültiges Ende ist. Ich hoffe, die Tür offen lassen zu können, damit ich in naher Zukunft zurückkehren kann, wenn auch in einer anderen Rolle. Abschiede sind für diejenigen, die gehen und nicht zurückkommen. Ich habe die Absicht, eines Tages zurückzukommen ..."

Silva ist einer der intelligentesten Verteidiger aller Zeiten und er hat zweifellos das Zeug zu einem Spitzentrainer. Bei Chelsea würde die Vereinslegende, die einst ablösefrei kam, mit Sicherheit mit offenen Armen empfangen werden.