"Gib mir dein Telefon": Wie Romelu Lukaku dem FC Liverpool und Jürgen Klopp einen Transfer versaute

Arsenal, Manchester City, Chelsea, Ajax Amsterdam und die PSV Eindhoven: Zahlreiche europäische Spitzenklubs wollten den mittlerweile 21-jährigen Jérémy Doku verpflichten, als er 15 Jahre alt war und beim RSC Anderlecht kickte. Aber kein Klub rollte ihm den Roten Teppich so sehr aus wie der FC Liverpool.

"Steven Gerrard hat uns Videos mit taktischen Analysen gezeigt", verriet Dokus Vater David später der niederländischen Zeitung Het Nieuwsblad: "Auf dem Trainingsgelände kamen [Simon] Mignolet, [Sadio] Mané und [Georginio] Wijnaldum, um mit uns zu sprechen. Wie wir dort empfangen wurden... verdammt!"

Liverpools intensives Interesse an Doku war verständlich. Der Belgier ist ein blitzschneller Flügelstürmer, der mit herausragenden Dribblings gesegnet ist und dem man bereits damals eine große Karriere zutraute. Anderlecht hatte deshalb die Befürchtung, eines seiner aufregendsten Talente für eine geringe Ablösesumme zu verlieren, noch bevor dieses sein Debüt in der ersten Mannschaft gegeben hatte.

Doch ein spontanes Treffen mit Romelu Lukaku veränderte alles.

  • Jeremy Doku Anderlecht 2019Getty

    Romelu Lukaku: "Komm, gib mir dein Telefon"

    Auch Lukaku hatte einst die Jugendmannschaften von Anderlecht durchlaufen und blieb dem Verein trotz seines Wechsels zum FC Chelsea im Jahr 2011 sehr verbunden.

    Er kehrte regelmäßig auf das Trainingsgelände seines Ex-Klubs zurück, und bei einem dieser Besuche in Neerpede im Jahr 2018 traf sich Lukaku mit Jean Kindermans, dem Jugendkoordinator des RSC.

    Die beiden sprachen über die Spieler, die am ehesten in Lukakus Fußstapfen treten könnten. Kindermans erwähnte Doku, beklagte aber, dass es immer schwieriger werde, solche Talente zu halten.

    Jürgen Klopp bot nicht nur an, aus Doku den nächsten Mané zu machen, Liverpool hatte auch ein finanzielles Paket geschnürt, das Dokus Vater nur schwer ablehnen konnte, wie er dem Jugendkoordinator sagte.

    Lukaku war jedoch der Meinung, dass er Anderlecht helfen könnte, seinen wertvollsten Besitz zu behalten. "Komm, gib mir dein Telefon", sagte er zu Kindermans. "Ich werde ihn anrufen."

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  • Lukaku AnderlechtGetty

    Jérémy Doku: Durchbruch in Belgien

    Kindermans war der Meinung, ein Video würde noch mehr Wirkung zeigen.

    "Ich habe das Video immer noch auf meinem Handy", sagte Kindermans im vergangenen Jahr dem englischen Sunday Mirror. "Darauf ist zu hören, wie Romelu Dokus Familie einen Ratschlag gibt, indem er sagt: 'Hey Jungs, bleibt noch eine Weile bei Anderlecht'."

    Es war, wie Dokus Vater zugab, ein sehr "kluger" Schritt. Doku hatte ohnehin Zweifel, ob er in so jungen Jahren nach Liverpool gehen sollte - und die Nachricht von Lukaku half ihm bei seiner Entscheidung, bei Anderlecht zu bleiben. "Romelu sagte in dem Video, dass es besser sei, zuerst in Belgien den Durchbruch zu schaffen", verriet David Doku: "Und dann durch das Haupttor zu gehen."

    Genau das tat Doku, der im Alter von 16 Jahren sein Profidebüt für Anderlecht gab, bevor er im Oktober 2020 für 26 Millionen Euro zu Stade Rennes wechselte.

  • Jeremy Doku Rennes 2022-23Getty

    Jérémy Doku bereut Entscheidung gegen Liverpool nicht

    Aus diesem Grund bereute Doku es nicht, das Angebot der Reds abgelehnt zu haben. Er hatte das Gefühl, dass er auf dem richtigen Weg für sich und seine Entwicklung war.

    "Ich habe viel mit Mané gesprochen, aber wir haben nicht wirklich über Fußball gesprochen", sagte er 2021 gegenüber der Zeitung Ouest-France. "Wir haben über alles gesprochen. Er hat mir gesagt, dass ich noch jung bin, dass ich noch Zeit habe. Er hat nicht versucht, mich zu überzeugen oder mir zu sagen 'Komm her, du wirst Erfolg haben'."

    "Ich zog es vor, vorsichtig zu sein. Ich weiß, wie mein Werdegang aussehen muss. Ich weiß, welchen Weg ich einschlagen muss, und ich wusste in diesem Moment, dass ich bei Anderlecht bleiben muss", führte Doku aus: "Wenn ich gefragt werde, ob ich es bereue, sage ich immer 'Nein', denn wenn ich Liverpool mit 15 gefallen habe, werden sie später zurückkommen, das ist sicher. Es liegt an mir, gut zu spielen."

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  • Jeremy Doku Manchester City 2023-24Getty Images

    Doku: Manchester City statt FC Liverpool

    Doku hat in Frankreich sehr gut gespielt und sich als einer der besten Dribbler in Europa erwiesen. Nicht der FC Liverpool, sondern Rivale Manchester City hat den 21-Jährigen im vergangenen Sommer für 60 Millionen Euro verpflichtet.

    Doku hat sich im Etihad-Stadion sehr gut eingelebt und den Platz von Jack Grealish auf der linken Seite eingenommen. In dieser Saison hat er bereits fünf Tore und sechs Assists beigesteuert.

    Am vergangenen Sonntag traf er dann mit City auf Liverpool, das ihn vor sechs Jahren unbedingt haben wollte. In der Schlussphase traf er in der Offensive erst den Pfosten. Bei einer Ecke des FC Liverpool wollte er in der letzten Aktion den Ball im eigenen Sechzehner klären und traf dabei Alexis Mac Allister elfmeterwürdig. Klopp regte sich nach dem Spiel darüber auf.

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