Seine krasseste Szene liefert Sessa ohne Zweifel am 3. Mai 2007. Im Bombonera von Buenos Aires duellieren sich die Boca Júniors mit Vélez Sarsfield. Ein aufgeladenes Spiel, bei dem Boca mit 1:0 in Führung geht. Sessa steht bei Vélez zwischen den Pfosten und nach einem langen Ball aus der Boca-Abwehr brennen ihm die Sicherungen durch. Er sprintet Richtung Spielgerät und erreicht es etwas eher als Boca-Stürmer Rodrigo Palacio. Statt die Situation zu bereinigen, holt Sessa aus und tritt seinen Gegenspieler mit voller Wucht gegen die Stirn. "Barbarisch" nennt der TV-Kommentator die Aktion, die in einer Roten Karte und einem Strafstoß für Boca mündet.
Jahre später erinnert sich Sessa in einem Interview mit Graphic: "Ich schwöre bei meinen Kindern, dass ich nicht die Absicht hatte, ihn zu verletzen. Die Szene gilt sicher als meine größte Torheit. Tatsächlich habe ich Rodrigo am nächsten Tag angerufen und mich entschuldigt."
Der Tritt gegen Palacios ist dabei nur die Spitze des Eisbergs der Sessa-Vergehen. Kostproben gefällig?
2002 ist Sessa beim Spiel zwischen Vélez und San Lorenzo bereits verwarnt und hat Schiedsrichter Sergio Pezzotta im Visier. Mit erhobener Faust droht er dem Unparteiischen Prügel an und wirft mit dem Ball nach ihm. Folgerichtig sieht der Schlussmann die Rote Karte und reagiert, indem er Pezzotta an die Gurgel geht. Sessas Erklärung: "Ich war aufgekratzt, weil man mir einige Tage zuvor mein Auto gestohlen hatte."
2016 ist er offensichtlich erneut sehr aufgekratzt, diesmal attackiert er in einem Spiel zwischen Tristán Suarez und Villa San Carlos Schiedsrichter Julio Barraza und pöbelt danach im TV: "Barraza ist ein Clown, der in einem Kostüm in der Umkleidekabine herumläuft. Ich entschuldige mich für das, was passiert ist. Aber ich bitte nur Gott um Vergebung, nicht ihn".
Die Schiris bleiben aber längst nicht Sassas einzige Opfer, auch Mitspieler sind vor seiner Impulsivität nicht sicher. Am 30. August 2006 erwischt es Lucas Castromán. Vélez verliert in der Copa Sudamericana mit 0:2 gegen Lanús. Für Sessa ist Castromán der Sündenbock, der spätere Lazio-Profi war beim Stand von 0:1 vom Platz geflogen. Nach dem Spiel ist Gato außer sich vor Wut: Er betritt den Tunnel zur Umkleide, trifft auf Castromán und greift ihn körperlich an. Nur das Eingreifen der Mannschaftskameraden und des Stabs verhindern, dass es in eine Keilerei ausartet.
Sessa sagt später kleinlaut: "Ich dachte, er sei wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Platz geflogen. Das war nicht der Fall, ich habe mich bei ihm entschuldigt. Wir haben uns umarmt, und er hat mir gesagt, wenn er am Sonntag ein Tor schießt, wird er es mir widmen."
Sessas Lieblingsfeind ist Torhüterlegende José Luís Chilavert. Auch der Paraguayer mit der überragenden Freistoßtechnik spielte viele Jahre für Vélez. Er kritisiert Sessa für den angesprochenen Tritt gegen Palacio öffentlich. "Er hat Probleme, es geht ihm emotional nicht gut, und er darf nicht weiter in unserer Mannschaft spielen," so Chilavert. Sessa antwortet trocken: "Ich hasse ihn. Wenn ich ihn auf einer verlassenen Straße beim Trampen sehe, überfahre ich ihn".