Doch auch abseits personeller und taktischer Schwierigkeiten bleibt die Frage, ob Mbappe zu egoistisch ist, sich zu wenig in den Dienst der Mannschaft stellt. Auch in Paris gab es diese Vorwürfe in aller Regelmäßigkeit.
Dass Ex-Klub PSG in dieser Saison erstmals seit 2020 wieder im Finale der Champions League steht, ist kein Zufall. Mehrfach betonten Spieler, dass man endlich eine Mannschaft sei. Fakt ist: Paris spielt so ausgewogen Fußball wie vielleicht noch nie. In Madrid sollte man sich das genau anschauen.
Jürgen Klopp sagte vor einigen Wochen, dass es nur einen Spieler auf der Welt gebe, "der nicht verteidigen muss – und das ist Lionel Messi". Bei Mbappe hat man stets das Gefühl, dass er sich zu früh in derselben Kategorie sah. Vielleicht ist das die größte Herausforderung, die sein designierter neuer Trainer Xabi Alonso in Zukunft lösen muss: Mbappe zu erklären, dass seine beeindruckenden Zahlen wenig wert sind, wenn die Mannschaft darüber hinaus zu sehr unter seiner Passivität leidet. Viele große Namen scheiterten bereits daran, ihn dazu zu bewegen, den Sinn dahinter zu erkennen, auch gegen den Ball den einen oder anderen Meter zu machen.
Leverkusen war unter Alonso so erfolgreich, weil er an jedem Spieltag elf Spieler und alle auf der Bank hinter seiner Idee, seiner Herangehensweise vereinen konnte. Dort gab es keinen Egoismus. Das ist bei den Königlichen aktuell anders. Wer so viel Talent wie Mbappe hat, der kann den Fußballolymp in Madrid freilich noch erreichen.
Mit Alonso wird er bald einen Trainer haben, der die Wegbeschreibung kennt. Allerdings wird er dafür in der Lage sein müssen, sich selbst etwas stärker zurückzunehmen. Für ihn beginnt jetzt eine entscheidende Karrierephase. Eine, die darüber Auskunft geben wird, ob er einer von vielen Weltklassespielern in der Geschichte des Fußballs bleibt, oder ob er die letzten Schritte in den besagten Olymp gehen kann.