Florian Wirtz Bayer Leverkusen 2025Getty Images

Florian Wirtz' Absage an den FC Bayern: Diese Annahme wäre ein großer Trugschluss

Zunächst zwei wichtige Fakten zu Florian Wirtz' geplatztem Wechsel zum FC Bayern.

  • Erstens: Die Münchner haben nicht nach einem neuen Zehner gesucht und Wirtz als geeignetsten Kandidaten ausgemacht. Nein, sie haben ja schon Jamal Musiala. Sie wollten Florian Wirtz verpflichten, weil er neben Musiala der beste Fußballer des Landes ist und es Teil des klubeigenen Selbstverständnisses ist, dass dieser beim FC Bayern spielt.

    Ein großartiger Fußballer wie Wirtz hätte im Münchner Ensemble trotz Musiala zwar sicherlich seinen Platz gefunden, es hätte aber taktische Anpassungen und womöglich eine Abkehr vom 4-2-3-1-System gebraucht. Tatsächlich spielte die Frage nach seinem exakten Einsatzgebiet (samt angeblich unterschiedlichen Auffassungen zwischen Trainer Vincent Kompany und der Klubführung) wohl eine Rolle bei seiner Entscheidung gegen den FC Bayern und für den FC Liverpool.

    Zweitens: Das für Wirtz veranschlagte Gesamtpaket von 250 bis 300 Millionen Euro liegt nicht einfach auf der Bank herum und kann jetzt munter für andere Spieler ausgegeben werden. Die Annahme, von einer hemmungslosen Transferoffensive des FC Bayern auszugehen, ist ein Trugschluss. Nein, diese Summe wäre größtenteils eigens für den Wirtz-Transfer aus Finanzierungshilfen von Sponsor Adidas und Krediten zusammengekratzt worden.

    Letztlich wäre es somit auch ein Vorgriff auf künftige Transfer-Einnahmen gewesen. Joao Palhinha, Kingsley Coman, Raphael Guerreiro, Min-Jae Kim, Sacha Boey sowie die Leihgaben Bryan Zaragoza und Mathys Tel sollen verkauft werden. Auch die Großverdiener Serge Gnabry und Leon Goretzka dürften theoretisch gehen, beharren aber wohl auf ihre bis 2026 gültigen Verträge.

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    FC Bayern: Baustellen schließen statt Prestige-Transfer

    Tatsächlich darf die Wirtz-Absage insgeheim sogar als Chance betrachtet werden. Vielleicht wurden die Münchner Kaderplaner um Sportvorstand Max Eberl gar zu ihrem Glück gezwungen. Statt der Abwicklung eines womöglich jahrelang finanziell belastenden Prestige-Transfers können sie sich nun mit mehr Spielraum den dringenderen Kader-Baustellen widmen: Neuordnung der Innenverteidigung, Linksaußen, Backup für Harry Kane.

    Eine klare Wirtz-Alternative zu verpflichten steht entsprechend nicht auf der Agenda. Dazu passt, dass sich die Münchner dem Vernehmen nach nicht mehr um Xavi Simons von RB Leipzig bemühen. Nach dem ablösefreien Abgang Thomas Müllers könnte alternativ zu Musiala auch Michael Olise zentral spielen - oder Leroy Sane, sofern er seinen Vertrag doch noch verlängert. Führt die Absage von Wirtz zu einem Umdenken bei Sane? Womöglich bekommt er nun ein verbessertes Angebot.

    In der Innenverteidigung soll Jonathan Tah den Kaderplatz des ablösefrei abgewanderten Eric Dier einnehmen. Tahs Vertrag bei Bayer Leverkusen läuft zwar Ende Juni aus. Um ihn bereits bei der Klub-WM einsetzen zu können, ist wohl eine niedrige Millionen-Summe fällig. Sofern der FC Bayern einen Abnehmer für den in der Rückrunde schwächelnden Min-Jae Kim findet, dürfte ein weiterer hochklassiger Innenverteidiger kommen. Dayot Upamecano ist ungeachtet seines 2026 auslaufenden Vertrags als Stammspieler fest für die kommende Saison eingeplant.

    Das defensive Mittelfeld verstärkt der ablösefreie Neu-Nationalspieler Tom Bischof von der TSG Hoffenheim, er wird auch schon bei der Klub-WM dabei sein.

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    FC Bayern: Die Kandidaten für die linke Außenbahn

    Für die Offensive sucht der FC Bayern als Ergänzung zu den unumstrittenen Musiala, Olise und Kane nun vor allem einen Linksaußen mit Stammplatz-Potenzial. Als Kandidaten gelten der Japaner Kaoru Mitoma (28) von Brighton & Hove Albion, der Portugiese Rafael Leao (25) von der AC Mailand, der Engländer Eberechi Eze (26) von Crystal Palace und der Niederländer Cody Gakpo (26) vom FC Liverpool.

    Mitoma kam in der abgelaufenen Saison auf 15 Scorerpunkte für Brighton, bei Japans sensationellem Sieg gegen Deutschland bei der WM 2022 stand er auf dem Platz. Er würde etwa 50 Millionen Euro kosten. Leao (25 Scorerpunkte) ist seit vielen Jahren ein äußerst effektiver Leistungsträger bei Milan, will den Klub nach dem Verpassen der internationalen Startplätze aber verlassen. Milan fordert angeblich rund 80 Millionen Euro, auch der FC Arsenal und Atletico Madrid sollen interessiert sein.

    Eze (25 Scorerpunkte) schoss Palace im FA-Cup-Finale gegen Manchester City kürzlich zum ersten Titel der Klubgeschichte. In der Saison 2023/24 harmonierte er bei den Londonern bereits blendend mit Olise. Auch Eze dürfte etwa 80 Millionen Euro kosten. Gakpo (25 Scorerpunkte) war in der abgelaufenen Saison bei Liverpool kein unumstrittener Stammspieler - mit einem gewissen Florian Wirtz dürfte zudem neue Konkurrenz kommen. Kostenpunkt bei Gakpo: etwa 50 Millionen Euro.

    Die dritte Baustelle ist ein Backup für Mittelstürmer Kane. Gehandelt wurde zuletzt der Tscheche Patrik Schick (29) von Bayer Leverkusen, der angeblich über eine Ausstiegsklausel in Höhe von 25 Millionen Euro verfügt. Und bereits seit Winter der Franzose Christopher Nkunku (27) vom FC Chelsea - als Allrounder könnte er auch auf den Flügeln aushelfen. Sofern kein Kane-Backup kommt, soll der zuletzt formverbesserte Gnabry diese Rolle einnehmen.

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