"Es geht zwar immer besser, aber schlechter auch, es ist alles im Soll", zog Papa Boris im Februar 2025 ein Zwischenfazit. "Es geht nicht immer um schneller, höher, weiter. Der Übergang vom Kinder- zum Erwachsenenfußball wird oft unterschätzt. Diesen Schritt hat Noah in Barcelona vollzogen, hat körperlich, mental und spielerisch einen immensen Sprung gemacht und gelernt, im Profifußball klarzukommen."
Dass das Zwischenfazit beinahe schon ein endgültiges Fazit war und Darvich Barca wenige Monate später schon wieder verlassen würde, war damals noch nicht klar. In der zweiten Saison bei Barca B lief es zwar besser, wurden die längeren Einsatzzeiten regelmäßiger. Doch er musste dabei oft als Rechtsaußen agieren und durfte immer seltener im Mittelfeldzentrum spielen, wo er seine Stärken eigentlich besser einbringen kann und wo er auch in den deutschen U-Nationalteams gesetzt ist.
Und ganz generell war auch die zweite Saison in Barcelona so wirklich gut nicht. Gegen Ende der Spielzeit saß Darvich immer häufiger auf der Bank und seit er Anfang Februar von einer Muskelverletzung zurück kam, sammelte er in den dreieinhalb verbleibenden Monaten bis Saisonende lediglich noch 124 Einsatzminuten.
Bei Barca hat man den Glauben an Darvich aber offenbar noch längst nicht aufgegeben, wenngleich man ihn nun nach Stuttgart ziehen ließ. Schließlich hat sich der spanische Meister eigenen Angaben zufolge neben einer Weiterverkaufsbeteiligung auch ein Matching Right gesichert, dass es Barca erlauben würde, jedes künftig für Darvich eingehende Angebot zu überbieten.
Der will beim VfB, wo er für vier Jahre bis 2029 unterschrieben hat, nun erst einmal beweisen, dass die zwei Jahre bei Barca für ihn tatsächlich ein Sprungbrett zum Durchbruch im Profifußball gewesen sind. Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß soll viel von dem technisch versierten Spielmacher halten und ihn in persönlichen Gesprächen von einem Wechsel nach Stuttgart überzeugt haben.
Wie Darvichs Aussichten auf regelmäßige Spielzeit aussehen, hängt auch von den weiteren Transferentwicklungen beim VfB ab. Beim vom FC Bayern umworbenen Nick Woltemade sieht es aktuell nach Verbleib aus, während sich Enzo Millot im Gegenzug für viel Geld entschied, seine Karriere in der Wüste in Saudi-Arabien erst mal zu parken. Für beide Profile wäre Darvich per se ein geeigneter Ersatz: Der deutsche Junioren-Nationalspieler gefällt allen voran durch seine Spielintelligenz, seine Übersicht und sein Timing bei gegnerüberwindenden, tödlichen Pässen in die Spitze. Hinzu kommen eine gute Dynamik und inzwischen auch eine ordentliche Robustheit - gepaart mit der exzellenten Passtechnik beste Voraussetzungen, um auch auf der Doppelsechs agieren zu können. Diese liegt beim VfB aber bekanntlich ziemlich fest in den Händen von Atakan Karazor und Angelo Stiller.
Hoeneß dürfte Darvich daher eher als aus dem Halbraum agierenden Achter oder als hängende Spitze a la Woltemade im Sinn haben. Der VfB-Coach hat nicht zuletzt bei Woltemade bewiesen, dass er talentierten jungen Spielern zu einer optimalen Entfaltung ihrer Möglichkeiten verhelfen kann. Auch ohne Millot wäre die Konkurrenz in Stuttgarts Offensive aber groß, zumal Hoeneß zuletzt ankündigte, möglicherweise noch einmal auf dem Transfermarkt nachlegen zu wollen.
Darvich muss daher Geduld haben, könnte Spielpraxis zunächst möglicherweise auch erst einmal über die zweite Mannschaft des VfB in der 3. Liga sammeln müssen. Familie und Freunde haben sich jedenfalls "sehr darüber gefreut", dass er der Heimat nun wieder deutlich näher ist, betonte Darvich. "Das macht das Besuchen einfacher." Den Einstieg beim VfB erleichtert ihm unter anderem Innenverteidiger Finn Jeltsch, den er aus den DFB-Auswahlteams bestens kennt, an dessen Seite er U17-Europa- und -Weltmeister wurde.
Ob Darvich in Stuttgart ähnlich filmreife Momente erlebt wie in Barcelona, wird sich zeigen. Er wird jedenfalls alles daran setzen, dass sein VfB-Film ein Happy End hat.