FC Bayern München vs. Bayer Leverkusen: Vincent Kompany braucht einen neuen Plan für Joshua Kimmich

Ein maßgebliches Duell im Bundesliga-Spiel zwischen beiden Teams trug sich zwischen diesen Mittelfeldakteuren bereits Mitte Februar zu. Obwohl Wirtz als Stürmer neben Nathan Tella aufgeboten wurde, kümmerte sich gerade in der Anfangsphase Kimmich um das Leverkusener Ausnahmetalent. Das führte zuweilen dazu, dass Kimmich bei Vorstößen von Wirtz an der Abseitslinie stand, wodurch die Münchner Präsenz im Mittelfeld geschmälert wurde.

Kimmich ist per se kein defensiv denkender Sechser auf Top-Niveau, sondern aufgrund seiner Fähigkeiten als Ballverteiler so wertvoll. Insofern müssen die Bayern überlegen, ob sie nicht einen der Innen- oder Außenverteidiger auf Wirtz abstellen. Das hängt jedoch von der Grundformation Leverkusens ab. Zumindest kann Kimmich in puncto Agilität (sollte er vollständig von seiner Sehnenreizung genesen sein) mit Wirtz halbwegs mithalten. Sobald sich die Bayern selbst im Ballbesitz befinden, könnte sich Wirtz etwas zur Seite fallen lassen und einem der Sechser der Werkself die Bewachung überlassen.

Natürlich gibt es das Duell zwischen Sechser und Zehner auch auf der anderen Seite. Auch hier bleibt zunächst abzuwarten, wie sich die Spieldynamik vor allem im ersten Aufeinandertreffen in der Allianz Arena entwickelt. Es ist definitiv denkbar, dass Leverkusen mit Xhaka als zentralen Durchlauferhitzer phasenweise den Ballbesitz kontrolliert. In diesen Momenten könnte Musiala von den Bayern als Pressingspieler neben Harry Kane für das Anlaufen von Matěj Kovář und den Leverkusener Innenverteidigern eingesetzt werden.

Es würde zu wenigen direkten Duellen kommen. In anderen Spielphasen, sprich mit Bayern im Ballbesitz, wird Musiala wiederum die Räume zwischen den Linien suchen, während Xhaka und sein Nebenmann (Exequiel Palacios oder Aleix García) versuchen, die Passwege zu Musiala zu blockieren. Xhaka ist keiner, der sich all zu weit auf die Flügel ziehen lässt, um dort im Eins-gegen-eins zu verteidigen. Seine Raumintelligenz könnte sich zu einer echten Prüfung für Musiala entwickeln, welcher der deutsche Ausnahmespieler an guten Tagen sicherlich gewachsen ist.

Je nach Ballbesitz-Struktur dürfte sich Olise entweder auf dem Flügel aufhalten oder aber, wie schon des Öfteren in dieser Saison, über den rechten Halbraum kommen. In jedem Fall wird er es häufig mit den zwei Leverkusenern auf seiner Seite zu tun bekommen. Für Olise ist wichtig, dass die Bayern ihn zumindest partiell in dynamischen Situationen anspielen und nicht dann, wenn er stillsteht und auch der Rest des Feldes statisch positioniert ist.

Das kann sowohl im offensiven Umschalten wie bei seinem Tor gegen den VfB Stuttgart geschehen oder eben auch durch schnelles Auslösen des Spielaufbaus. Wenn Olise mit Schwung an den Ball kommt und beispielsweise seinen fast Robben-esquen Drive nach innen entwickelt, hat er die Möglichkeit Hincapié stehen zu lassen und zum Abschluss zu kommen.

Noch ist nicht klar, ob Alonso - anders als kürzlich in der Bundesliga-Partie gegen die Bayern - wieder auf einen klassischen Neuner setzt oder doch erneut Wirtz und Tella in vorderster Front aufbietet. Denkbar ist ein Startelfeinsatz von Schick aber schon.

Der Tscheche könnte eine interessante Prüfung für das Münchner Innenverteidiger-Duo werden, denn seine lateralen und zurückfallenden Bewegungen würden einen der beiden dazu verleiten, aus der Kette rauszugehen, um wie von Kompany stets gefordert den Kontakt zu halten und gegebenenfalls Schick bei der Ballannahme zu stellen.

Es gab eine Zeit, da wäre das für die Bayern katastrophal geendet, weil das Verschiebeverhalten innerhalb der Viererkette schwach war. Mittlerweile sind Upamecano und Kim viel besser darin, sich gegenseitig abzusichern. Aber unfehlbar sind sie nicht.

Der Belgier hat in dieser Saison viele positiv überrascht - gerade diejenigen, die dem vormaligen Burnley-Trainer ein frühes Scheitern prophezeiten. Nur dreimal schienen die Bayern in dieser Saison wirklich unterlegen, ansonsten haben sie viele spielerisch ansprechende Leistungen und einige geduldige Auftritte.

Die Verbesserungen der taktischen Abläufe verglichen mit dem Saisonbeginn sind signifikant. Und doch ist Kompany im Trainer-Duell zunächst in der defensiven Rolle. Alonso wird gegebenenfalls die taktische Ausrichtung seines Teams anpassen und Kompany müsste darauf reagieren. Gerade das Pressingverhalten der Bayern war beim sehr schmeichelhaften 0:0 kürzlich ein Problem, denn in Folge des Anlaufens von drei oder vier Bayern-Spielern wurde aufgrund der mannorientierten Verteidigungsweise nicht richtig durchgeschoben. Große Lücken im Mittelfeld waren zuweilen die Folge.

Bayern muss den Spielaufbau und die Einbindung von Xhaka unterbinden, um mit mehr Selbstbewusstsein das methodische Ballbesitzspiel aufzuziehen und damit das Geschehen zu kontrollieren. Kompany wird in den ersten Minuten der Partie gefordert sein. Findet er die richtigen Anpassungen auf Leverkusens Vorgehen besonders im Ballbesitz, haben die Bayern eine Siegchance vor heimischer Kulisse.