Trotz allem haben die Bayern in den letzten Wochen aber mehrfach bewiesen, dass sie defensiv mittlerweile sehr stabil sein können. Nur das gilt für Manchester City ebenso. Die Cityzens bestritten sogar rund 73 Prozent ihrer Pflichtspiele mit weniger als einem erwartbaren Gegentor. Die Herausforderung könnte für die Münchner also kaum größer sein.
Zwei Fragen muss Tuchel vor dem Duell mit den Skyblues allerdings noch klären. Erstens: Spielt Leon Goretzka wieder? Und wenn ja, wer weicht dafür? Jamal Musiala machte seine Sache in Freiburg gut, gab dem Spiel der Bayern vor allem in Ballbesitz viele Elemente, die mit Goretzka im Pokal noch fehlten. Allerdings ist der gebürtige Bochumer ein herausragender Zweikämpfer, was gegen ein von Guardiola trainiertes Team wohl wichtiger sein könnte. Mit Ballbesitzwerten jenseits der 60 Prozent ist jedenfalls nicht zu rechnen.
Musiala könnte seinen Platz dann wiederum in der Offensive finden, wo er sich wohl vor allem mit Thomas Müller und Serge Gnabry duellieren würde. Als der 20-Jährige im Pokal vergangene Woche eingewechselt wurde, spielte er für wenige Minuten als Mittelstürmer. Tuchel sah sich das allerdings nur wenige Minuten an, ehe er ihn ins Mittelfeld verschob.
Die zweite offene Frage ist jene nach der Grundausrichtung. Der FC Chelsea spielte unter Tuchel meist mit einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette. Angesichts der Formstärke der Innenverteidiger wäre das zumindest für das Auswärtsspiel auch eine Option. Dagegen spricht, dass der 49-Jährige bisher noch nicht an der Viererkette gerüttelt hat. Womöglich hätte er sich das mindestens einmal angesehen, würde er damit gegen City planen.
Stattdessen ging Tuchel eher pragmatisch vor. Sein Ziel war es, die Abläufe zunächst möglich simpel zu halten, um den Spielern wieder Selbstvertrauen zu geben. "Uns allen fehlt ein wenig die Leichtigkeit", analysierte er dementsprechend vor dem Duell mit City. Ein Systemwechsel könnte den Rhythmus stören. Andererseits führen die schwankenden Offensivleistungen vielleicht dazu, dass der Trainer die vorhandenen Stärken im Abwehrverbund weiter verstärken will - insbesondere mit Blick auf das, was Manchester City im Angriff aufbietet.
Gegen Paris Saint-Germain profitierten die Bayern von der Dreierkette. Ausgeschlossen ist eine solche Umstellung nicht, wenngleich Tuchel keine Einblicke geben wollte. Mit dem FC Chelsea gewann Tuchel drei der vier Duelle mit Guardiolas City. Zweimal blieb er dabei zu Null. Als er Trainer von Borussia Dortmund war, holte er sich eine 1:5-Klatsche in München ab. Die darauffolgenden Duelle mit den Bayern endeten nach 90 Minuten jeweils 0:0. Tuchel weiß also, wie man die Offensive einer Guardiola-Mannschaft einschränken kann. Jetzt wird es darauf ankommen, das auch mit dem FC Bayern zu schaffen.