Lothar Matthäus kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: "Ich bin begeistert von seiner Performance über die gesamte Saison. Er spielt mit Freude, Selbstvertrauen und Geschwindigkeit. Er hat gute Dribblings, gute Abschlüsse und einen guten letzten Pass zu seinen Mitspielern. Er ist eine Bereicherung für die Bundesliga und ich bin froh, dass er hier ist", sagte er bei Sky. Die Rede war - natürlich - von Randal Kolo Muani.
Dieser hatte ein weiteres Mal unterstrichen, warum er zu den besten und begehrtesten Angreifern der Liga zählt. Der Franzose, der vor der Saison ablösefrei aus Nantes kam und noch bis 2027 an die Hessen gebunden ist, sammelte seine 19. Torbeteiligung im 17. BL-Spiel, klarer Bestwert in der Liga. In den vergangenen fünf Ligaspielen waren es sogar sieben!
Mit seinem Treffer, bei dem er Upamecano ganz alt aussehen ließ und Sommer aus kurzer Distanz überwand, besorgte er nicht nur seiner Mannschaft den neunten Punkt nach Rückstand (nur Köln hat mit zwölf mehr), sondern zeigte eindrucksvoll, wie wichtig ein torgefährlicher Mittelstürmer sein kann - auch den Bayern. Diese haben zwar mit Eric Maxim Choupo-Moting eine der Cinderella-Stories der Saison in ihren Reihen, der Kameruner hat sich seinen Platz in der Stammformation aufgrund seiner Torquote fraglos verdient. Aber klar ist: Ein Mann für die mittel- und langfristige Zukunft ist er nicht - und dass der 33-Jährige die beste Lösung für einen Verein wie den FC Bayern in den ganz großen Spielen ist, darf zumindest angezweifelt werden.
Kolo Muani, der dreimal für Frankreich bei der WM zum Einsatz kam (79 Minuten im Finale), verkörpert viele Eigenschaften, die für den FCB interessant sein sollten: eine gewisse Körperlichkeit, Tempo, Abschlussstärke und sogar Qualitäten im finalen Zuspiel. Gerüchte um einen Wechsel zu einem größeren Klub gibt es logischerweise längst, zuletzt berichtete die Sport Bild, dass die Bayern den Spieler beobachten.
Kolo Muani: "Bayern kann sich jeder Spieler vorstellen"
Entsprechende Spekulationen heizte dessen Berateragentur MDC Advisors zuletzt an: "Bayern ist ein Weltklasse-Klub, jeder Spieler kann sich das vorstellen. Und auch bei Randal können wir uns die Antwort denken", ließ diese sich von der Münchner Abendzeitung zitieren. Ein Wechsel im Winter sei jedoch kein Thema. Und der Spieler selbst? Dieser sagte nach dem Bayern-Spiel ähnliches: "Bayern München ist eine große Mannschaft, jeder Spieler träumt davon, bei großen Vereinen zu spielen. Ich konzentriere mich aber einfach auf das Hier und Jetzt." Ein Bekenntnis über die Saison hinaus klingt anders.
Auch Trainer Oliver Glasner ist sich bewusst, dass die Möglichkeiten der Eintracht begrenzt sind, wenn die großen Teams locken: "Wir haben nicht so viel Geld wie die Bayern", sagte er, mache sich aber aktuell "keine Gedanken, was im Sommer sein wird. Kolo ist bei uns gut aufgehoben." Nicht zum ersten Mal würde sich Bayern für den Sturm in der Bundesliga bedienen - man denke an Mario Gomez, Miroslav Klose oder Mario Mandzukic -, die Eingewöhnungszeit wäre entsprechend kurz. Angesichts des langfristigen Vertrags von Kolo Muani wäre dies sicherlich ein teures Unterfangen.
Mindestens bis nach der Saison müssen die Münchner jedenfalls andere Lösungen finden, ob mit Choupo-Moting, dem jungen Mathys Tel oder einem Stürmer Müller, von dem Nagelsmann forderte, "in manchen Situationen egoistischer, weniger selbstlos" zu sein. Der Druck wächst - auf Müller, auf Nagelsmann, auf alle.
"Mir ist es lieber, dass wir jetzt durch eine schwierige Phase gehen als am Ende der Saison", stelle Kahn klar, rätselte aber gleichzeitig, "warum wir im Moment unsere PS nicht auf die Straße bekommen". Nagelsmann hingegen ist "sehr weit weg" davon, von einer Krise zu sprechen, es sei allerdings notwendig, "schnell in einen Lauf" zu kommen, "es kommen wichtige Spiele." Los geht es mit diesen in Mainz: "Es ist kein Wunschkonzert. Wir müssen mit der Situation klar kommen und haben gar keine andere Wahl, als in Mainz zu gewinnen", erklärte Müller.