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Fast jeder darf beim FC Bayern bei der Klub-WM ran - aber einer nicht: Vergrault Vincent Kompany gerade ein vielversprechendes Talent?

Der Achtelfinal-Einzug des FC Bayern stand schon vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon fest. Also warf Trainer Vincent Kompany die Rotationsmaschine an. Im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen die Boca Juniors vollzog er gleich sieben Wechsel in der Startelf.

  • Unter anderem begann Leroy Sane, der den FC Bayern nach dem Achtelfinale zu Galatasaray Istanbul verlassen wird - und sich beim 0:1 gegen Benfica als Chancentod erwies. Auch die Verkaufskandidaten Sacha Boey und Joao Palhinha standen in der Startelf. Beide enttäuschten. Genau wie alle anderen, abgesehen von Keeper Manuel Neuer. Tom Bischof feierte ein blasses Debüt für den FC Bayern.

    Insgesamt 19 verschiedenen Spielern verhalf Trainer Vincent Kompany bei den bisherigen drei Partien der Klub-WM schon zu Startelf-Einsätzen. Einer durfte merkwürdigerweise aber noch gar nicht beginnen und kam insgesamt erst acht Minuten zum Einsatz: Adam Aznou. Und das wirft Fragen auf.

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  • GuerreiroGetty Images

    FC Bayern: Vincent Kompany vertraut Raphael Guerreiro

    In Abwesenheit des verletzten Platzhirschen Alphonso Davies begann in allen drei Spielen Raphael Guerreiro als Linksverteidiger. Beim 10:0 gegen Auckland City zählte der 31-jährige Verkaufskandidat zu den schwächsten Münchnern. Kompany wechselte Aznou aber erst in Minute 82 ein.

    Gegen Boca blieb Guerreiro in der Startelf, wieder enttäuschte er. Also nahm ihn Kompany Mitte der zweiten Halbzeit aus dem Spiel. Statt des positionsgetreuen Ersatzmannes Aznou kam Innenverteidiger Dayot Upamecano, Josip Stanisic rückte nach links.

    Gegen Benfica blieb Guerreiro wieder in der Startelf, wieder enttäuschte er. Das 0:1 entstand über seine linke Abwehrseite, offensiv setzte er keine Akzente. Und diesmal spielte er sogar durch. Als Rechtsverteidiger Sacha Boey mit Krämpfen runter musste, hätte Kompany auch Aznou bringen und Guerreiro auf rechts schieben können. Stattdessen kam Konrad Laimer ins Spiel.

  • Adam Aznou kehrte extra für die Klub-WM vorzeitig zurück

    Vor dem Turnier galt der 19-Jährige als einer der jungen Hoffnungsträger. Aznou debütierte vergangenen Herbst sowohl für die Profis des FC Bayern als auch für die marokkanische A-Nationalmannschaft. In der Rückrunde spielte er per Leihe für Real Valladolid in der spanischen Primera Division, erarbeitete sich dort einen Stammplatz und sammelte wichtige Spielpraxis.

    Genau wie Maurice Krattenmacher vom SSV Ulm (der übrigens noch gar nicht zum Einsatz kam) holte der FC Bayern auch Aznou extra zur Klub-WM vorzeitig von seiner Leihe zurück. "Adam Aznou hat bei Real Valladolid wertvolle Erfahrungen gesammelt und sich sehr gut weiterentwickelt. Seine kontinuierlichen Einsatzzeiten belegen, dass er sich auf diesem hohen Level behaupten konnte", sagte Sportdirektor Christoph Freund. "Wir wollen ihn jetzt bei der Klub-WM wieder näher an unsere Profis heranführen, damit er die nächsten Schritte machen kann."

    Diese Schritte sind bisher aber klein, für seinen Geschmack vermutlich: zu klein. Nach dem Kurzeinsatz gegen Auckland gab Aznou dem spanischen Streamer Gerard Romero ein Interview, in dem er betonte: "Meine Zukunft ist unklar. Ich will spielen. Wenn ich beim FC Bayern keine Einsatzzeit bekomme, müssen wir eine Lösung finden." Vergrault Kompany gerade ein vielversprechendes Talent?

  • AznouGetty Images

    Vincent Kompany wandelt bei der Klub-WM auf einem schmalen Grat

    Erst vor wenigen Tagen forderte der mächtige Aufsichtsrat Karl-Heinz Rummenigge in einem Welt-Interview größeren Fokus auf die Entwicklung der eigenen Talente: "Der FC Bayern muss in der Lage sein, in der Zukunft mehr Spieler wie Aleksandar Pavlovic oder Josip Stanisic herauszubringen. Idealerweise bringen wir jedes Jahr einen Spieler raus, der es in die erste Mannschaft schafft. Man muss den Trainer dabei unterstützen." Auch Freund betonte neulich im Interview mit SPOX, dass die hauseigenen Talente "realistische Chancen auf Spielminuten bei den Profis" brauchen.

    Bei der Klub-WM wandelt Kompany aber gleichzeitig auf einem schmalen Grat. Die Integration von Talenten ist das eine. Es soll aber natürlich auch der Titel sein, zumal die exorbitanten Preisgelder essentiell für die wirtschaftliche Situation der Münchner sind. "Es geht darum, alles zu tun, um ins Finale zu kommen", sagte Kompany zur Turnier-Einstimmung. "Die Priorität ist, konkurrenzfähig zu sein. Die besten Spieler müssen auf dem Platz stehen."

    Aber gegen die Amateure von Auckland? Oder im letztlich ebenso irrelevanten wie verlorenen dritten Gruppenspiel gegen Benfica mit einer ohnehin durchrotierten Startelf? Wenn Aznou da schon keine Chance bekommt, dann wohl eher auch nicht in der nun anstehenden K.o.-Phase. Im Achtelfinale trifft der FC Bayern am Sonntag um 22 Uhr auf den brasilianischen Topklub Flamengo.

    Sollte Aznou aufgrund fehlender Perspektive nach der Klub-WM tatsächlich einen Abschied anstreben, droht dem FC Bayern eine unnötige Baustelle. Zur Verfügung stünden für links hinten dann erstmal nur der formlose Guerreiro sowie Allrounder Stanisic. Davies wird nach seinem Kreuzbandriss erst im November zurückerwartet.