Rafael Leao Milan 2024Getty Images

Fan-Attacke, "Urlaub" in Dortmund und fünf Jahre Rechtsstreit! Hinter Bayern Münchens Transferkandidat Rafael Leao liegt ein brisanter Wechsel

Auf der Suche nach einem neuen Linksaußen entpuppt sich Rafael Leao von der AC Milan immer mehr als vorrangiges Transferziel des FC Bayern. Laut kicker hat vergangene Woche sogar ein Treffen zwischen Vertretern der Münchner und Leaos Beratern stattgefunden. Der 25-jährige Portugiese soll grundsätzliches Interesse an einem Transfer signalisiert haben.

  • Das Problem: Milan will Leao eigentlich nicht verkaufen, die Ausstiegsklausel beträgt astronomische 175 Millionen Euro. Seinen aktuellen, bis 2028 datierten Vertrag hat Leao 2023 unterschrieben - und damit eine fünfjährige Posse um seinen umstrittenen Transfer von Sporting Lissabon zu OSC Lille im Sommer 2018 beendet.

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  • Rafael Leao: Kündigung bei Sporting, Urlaub in Dortmund, Wechsel nach Lille

    Leao stammt aus Sportings Jugendabteilung. Anfang 2018 stieß er im Alter von 18 Jahren zur Profimannschaft und absolvierte anschließend fünf Pflichtspiele, ehe er aufgrund einer Muskelverletzung die restliche Saison ausfiel. Seine Kollegen verpassten unterdessen die Qualifikation für die Champions League, woraufhin eine Gruppe von etwa 50 Fans das Klubgelände stürmte und dabei die eigenen Spieler attackierte.

    Aus Angst um ihre Sicherheit kündigten in Folge dessen mehrere Profis ihre Verträge. Darunter die Nationalspieler Gelson Martins und Rui Patricio sowie Leao. Das Toptalent, damals schon als "portugiesischer Kylian Mbappe" betitelt, fühlte sich ablösefrei. Also machte er sich auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber, die durchaus kuriose Züge annehmen sollte.

    Highlight war ein Foto vom Alten Markt in Dortmund. Wohl um sich beim BVB ins Gespräch zu bringen, reiste Leao in Eigeninitiative nach Dortmund und inszenierte seinen Besuch in den sozialen Netzwerken. Leaos Berater Nelson Almeida sagte den Ruhr Nachrichten, dass sein Klient im wunderschönen Dortmund "nur Urlaub" gemacht habe. Der BVB dementierte jegliches Interesse, zu unsicher sei die rechtliche Situation mit der Kündigung.

    Lille schreckte vor etwaigen Komplikationen dagegen nicht zurück und nahm Leao Anfang August 2018 ablösefrei unter Vertrag. Spielberechtigung bekam Leao zunächst keine, zwischenzeitlich soll er sogar eine neuerliche Kündigung in Erwägung gezogen haben. Ende September debütierte Leao schließlich bei seinem neuen Klub und brachte es letztlich auf zehn Scorerpunkte. Bereits im darauffolgenden Sommer 2019 zog er für 29,5 Millionen Euro zu Milan weiter.

  • Leao MilanGetty Images

    Nach fünf Jahren: Das Ende der Transferposse um Rafael Leao

    Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Ex-Ex-Klub Sporting längst gegen Leaos ablösefreien Abschied geklagt. Es folgte ein fünf Jahre andauernder Rechtsstreit. Der internationale Sportgerichtshof CAS gab Sporting letztlich recht. Leaos Ausbildungsklub stünden 16,5 Millionen Euro zu, diese Summe wurde als marktgerechte Ablösesumme für den damaligen Zeitpunkt errechnet. Mit Zinsen und Kosten für den Gerichtsprozess erhöhte sich der Betrag auf insgesamt 20,6 Millionen Euro. Wer zahlt?

    Leao hatte sich bei Milan in der Zwischenzeit zu einem Weltklassespieler entwickelt. 2022 führte er die Rossoneri zum Scudetto, wurde zu Italiens Spieler des Jahres gewählt und belegte bei der Weltfußballerwahl Platz 14. Im Sommer 2023 wollte Milan unbedingt mit dem Schlüsselspieler verlängern, sein damaliger Vertrag lief im darauffolgenden Sommer aus und mehrere Topklubs buhlten um ihn, angeblich auch der FC Bayern.

    Kurz nach dem finalen CAS-Urteil unterschrieb Leao einen neuen Kontrakt bis 2028. Und Milan bezahlte im Zuge dessen mit 17,6 Millionen Euro den größten Anteil der Strafe - obwohl der Klub mit den Vorfällen von 2018 nichts zu tun hatte. Leao selbst steuerte eine Million Euro bei. Lille übernahm nur zwei Millionen Euro und hält laut Gazzetta dello Sport zudem weiterhin eine Weiterverkaufsbeteiligung in Höhe von 15 Prozent an Leao.

    Sollte Leao also tatsächlich für 175 Millionen Euro wechseln, würde Lille demnach rund 26 Millionen kassieren. Bei einer realistischeren Ablösesumme von 100 Millionen wären es immerhin noch 15. Lille ging somit als Gewinner aus der Posse hervor - diese Rolle hätte auch der BVB einnehmen können, hätte er sich damals auf den windigen Deal eingelassen.

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  • Rafael Leao of Portugal during the UEFA Nations League QuarterfinalGetty Images

    Rafael Leao trifft mit Portugal am Mittwoch in München auf den FC Bayern

    Für Milan gelangen Leao in bis dato 260 Pflichtspielen starke 132 Torbeteiligungen. Leao ist nicht nur höchst effektiv, er ist auch ein begnadeter Dribbler und strahlt mit seiner Körpergröße von 1,88 Metern zudem physische Wucht aus. Zweifel gibt es bisweilen einzig über sein Defensivverhalten. Milans Trainer Legende Arrigo Sacchi kritisierte Leao 2023 beispielsweise explizit für seine "Schwächen in der Rückwärtsbewegung".

    Beim FC Bayern könnte Leao gewissermaßen zwei Baustellen beheben. Er wäre potenzieller Stamm-Linksaußen und gleichzeitig ein bitter benötigter Backup für Harry Kane, Leao bewährte sich schließlich auch schon als Mittelstürmer. Bereits am Mittwoch wird er in München gastieren: Und zwar nicht für einen "Urlaub", um einen Wechsel voranzutreiben. Sondern wegen des Nations-League-Halbfinals mit der portugiesischen Nationalmannschaft gegen Deutschland.

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