Krätzig stammt aus der Jugend des FC Bayern. Im Herbst 2023 absolvierte er unter Trainer Thomas Tuchel sieben Pflichtspiele für die Profis. Es folgten Leihen zu Austria Wien, zum VfB Stuttgart und zum 1. FC Heidenheim. Im Juni wechselte der 22-jährige Defensivspieler für 3,5 Millionen Euro fest nach Salzburg.
Imago"Es ist für mich sehr denkbar, zum FC Bayern zurückzukehren": Frans Krätzig spricht von FCB-Comeback
Herr Krätzig, direkt nach Ihrem Wechsel haben Sie mit Red Bull Salzburg an der Klub-WM teilgenommen, nach der Vorrunden war Endstation. Wie haben Sie das Turnier in den USA erlebt?
Frans Krätzig: Für uns als Verein und für mich als Persönlichkeit war es durchweg positiv. Wir sind zusammengewachsen, ich konnte die Mannschaft direkt gut kennenlernen. Auch abseits des Fußballs war es ein Erlebnis. Wir hatten unser Basecamp in der Nähe von New York. Vorher dachte ich, dass die Stadt gleichzeitig riesig und beengt ist. Aber ich fand sie überraschend cool. Vor allem der Urban Lifestyle in den Vierteln abseits der bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Times Square hat mir gefallen. Aber natürlich stand der Fußball im Vordergrund.
Gab es für Sie auch die Möglichkeit, mit dem FC Bayern am Turnier teilzunehmen?
Krätzig: Ja, es stand kurz im Raum, dass ich die Klub-WM mit Bayern spiele. Mit Vincent Kompany gab es deswegen keinen Austausch, aber mit anderen Leuten aus der Führungsebene. Ich habe mich letztlich dann ganz bewusst für einen vorzeitigen Wechsel nach Salzburg entschieden. Ich wollte das Turnier nutzen, um hier reinzukommen.
Vor genau zwei Jahren haben Sie ebenfalls eine prägende Sommer-Reise erlebt. Damals nahm Sie Trainer Thomas Tuchel zur Profi-Vorbereitung des FC Bayern nach Asien mit. Was sind Ihre Erinnerungen?
Krätzig: Vom Gefühl her war es ähnlich wie jetzt in den USA. Außer, dass es damals sportlich nicht so um die Wurst ging. Für mich waren das die ersten Schritte im Profigeschäft. Ich habe zum ersten Mal gesehen, wie es bei Bayern läuft und wie es so ist, Profifußballer zu sein. Als erstes denke ich natürlich an mein Tor gegen Liverpool. Das war ein Riesending für mich.
(C)Getty ImagesFrans Krätzig spricht über die herausfordernde Zeit als Leihspieler
Haben Sie damals an eine große Karriere beim FC Bayern geglaubt?
Krätzig: Ich bin bodenständig genug, um zu wissen, dass dafür ein Tor nicht reicht. Aber ich habe das damals schon als Startschuss empfunden und geglaubt: Ja, ich komme irgendwie rein in den Profifußball - vielleicht nicht bei Bayern, aber irgendwo.
Rund um den FC Bayern wird seit Jahren darüber diskutiert, ob die eigenen Talente zu wenig Spielpraxis bekommen. Aktuell etwa Lennart Karl, Adam Aznou oder Paul Wanner. Wie haben Sie das empfunden?
Krätzig: Ich hatte zu meiner Zeit im Verein schon das Gefühl, dass viel auf die eigenen Jugendspieler geschaut wird. Sonst wäre so etwas wie meine Teilnahme an der Asien-Reise gar nicht passiert. Klar ist es schön, wenn junge Spieler Chancen bekommen. Aber Bayern ist einer der größten Vereine der Welt, da ist es nicht so einfach ganz nach oben zu kommen.
Nach einer Hinrunde bei den Profis wurden Sie dreimal für je ein halbes Jahr verliehen. Wie haben Sie diese Zeit mit den vielen Ortswechseln erlebt?
Krätzig: Wechsel sind immer schön, weil man dadurch unterschiedliche Erfahrungen und Erlebnisse sammelt. Aber es ist nicht einfach, wenn es jedes Mal nur für ein halbes Jahr ist. Das ist eine echte Challenge. Ich habe mich zwar überall wohl gefühlt, aber nie so richtig zuhause. Jetzt bin ich fest nach Salzburg gewechselt, weil ich endlich wieder ein Zuhause finden wollte. Es fühlt sich anders an, wenn man einen Vertrag über mehrere Jahre unterschreibt. Ich bin gekommen, um zu bleiben. Ich spüre schon, dass ich endlich angekommen bin. Dieses Gefühl macht mich glücklich.
Imago"Es hat sofort gematcht": Krätzig über seine Freundschaft mit Woltemade
Von Ihrem halben Jahr in Stuttgart scheint Ihnen mit Nick Woltemade ein echter Freund geblieben zu sein. Was verbindet Euch?
Krätzig: Bei uns hat es sofort gematcht. Wir sind zwei Charaktere, die perfekt zusammenpassen. Wir verstehen uns sehr gut und haben gleiche Interessen. Mit Nick macht es immer Spaß, egal ob auf oder neben dem Platz.
Während Ihrer gemeinsamen Zeit in Stuttgart in der Hinrunde der vergangenen Saison war Woltemade noch kein Stammspieler, jetzt wird er mit einem Millionen-Wechsel zum FC Bayern in Verbindung gebracht. Überrascht Sie seine Entwicklung?
Krätzig: Im Fußball geht alles schnell, egal ob nach oben oder unten. Seine Entwicklung hat mich nicht überrascht. Ich habe schon damals Nicks fußballerische Anlagen gesehen. Jetzt kommt auch noch das nötige Selbstvertrauen dazu.
Mit Woltemade teilen Sie eine Leidenschaft für Mode. Welche Rolle spielt dieses Hobby in Ihrem Leben?
Krätzig: Der Fußball ist ein großer Teil meines Lebens, aber nicht alles. Ich brauche auch ganz andere Hobbys, die mich interessieren und ablenken. Da habe ich für mich die Mode entdeckt. Das macht mir Spaß. Mit Nick tausche ich mich darüber viel aus.
Was sagen Sie zu seinem Stil?
Krätzig: Guter Style, ein bisschen besonders. Ich mag es, wenn Leute den Konsens brechen - und genau das macht er.
Zurück nach Salzburg: Welche Eindrücke haben Sie von Ihrem neuen Klub bis dato?
Krätzig: Die Infrastruktur am Vereinsgelände und am Stadion finde ich auch im Vergleich zu meinen bisherigen Stationen höchst professionell. Ich erkenne Ähnlichkeiten zu Bayern. Das hat mir schon vorab imponiert und jetzt hautnah erst recht.
ImagoFrans Krätzig: "Vielleicht ist Schritt vier eine Rückkehr zum FC Bayern"
Was sind Ihre Ziele für die neue Saison?
Krätzig: Für mich persönlich ist Spielpraxis das Wichtigste. Gleichzeitig möchte ich der Mannschaft nicht nur als Spieler, sondern auch als Persönlichkeit helfen. Nach den beiden schwierigen Jahren sollten wir demütig sein und nicht zu viel erwarten. Es wäre aber auch komisch, wenn ich sagen würde: Wir wollen Zweiter werden. Ich will am Ende so ein rundes Ding in die Höhe strecken.
Sie haben einen Vertrag bis 2029 unterschrieben. Was muss passieren, damit Sie Ihre Zeit in Salzburg danach als Erfolg bezeichnen?
Krätzig: Wenn ich mich als Fußballer weiterentwickelt habe, vor allem aber als Mensch. Wenn ich mich zuhause gefühlt habe, nette Menschen kennengelernt habe und immer gerne zum Training gekommen bin. Das alles ist meiner Meinung nach im Fußball-Business keine Selbstverständlichkeit.
Der FC Bayern besitzt eine Rückkaufoption für Sie. Ist es Ihr Traum, irgendwann zurückzukehren?
Krätzig: Bayern ist einer der größten Vereine der Welt. Wer nicht bei Bayern spielen will, der hat das Fußball-Business missverstanden. Es ist für mich sehr denkbar, irgendwann zum FC Bayern zurückzukehren. Aber jetzt will ich mich in Salzburg weiterentwickeln. Hier mache ich Schritt eins, zwei und drei. Vielleicht ist Schritt vier eine Rückkehr zum FC Bayern.
Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote: Ihr langjähriger Mitspieler Luca Denk hat im SPOX-Interview erzählt, dass Sie einst am Campus des FC Bayern beim Nudelkochen mit Torben Rhein einen Feuerwehreinsatz ausgelöst haben. Was war da los?
Krätzig: Zunächst einmal: Es ist nicht beim Nudelkochen passiert! (lacht) Es waren einmal zwei in der Küche unerfahrene junge Burschen, die gedacht haben, sie könnten ein Knoblauchbaguette in der Mikrowelle zubereiten. Das hat nicht sehr gut funktioniert. Es hat zwar nicht gebrannt, aber unglaublich geraucht. So wurde der Feueralarm ausgelöst, woraufhin ein paar Feuerwehrautos zum Campus kamen. Zum Glück war es abends und außer uns Internatsspielern niemand da. Wir mussten die anderen erstmal beruhigen und uns dann vor den Feuerwehrleuten rechtfertigen. Als Strafe gab es ein Mikrowellen-Verbot für zwei Wochen. Aus solchen Fehlern lernt man. Ich würde ein Knoblauchbaguette nicht nochmal in der Mikrowelle zubereiten.


