Jude Bellingham hat am World Mental Health Day am Freitag über seine Erfahrungen als Spitzensportler gesprochen. Der englische Superstar von Real Madrid äußerte sich dabei kritisch über den Einfluss der Sozialen Medien und sprach sich für mehr Offenheit und Empathie im Umgang mit mentalen Erkrankungen aus.
Getty Images Sport"Es gibt mehr Möglichkeiten, jemanden fertigzumachen": Jude Bellingham von Real Madrid fordert Umdenken beim Thema mentale Gesundheit im Profisport
WAS WURDE GESAGT?
"Mit der Entwicklung der Sozialen Medien und der Technologie gibt es mehr Möglichkeiten, jemanden anzugreifen und fertigzumachen", sagte Bellingham gegenüber ESPN, "und ich glaube, dass es immer noch stigmatisiert ist, über psychische Gesundheit zu sprechen."
Der 22-Jährige verwies dabei auf persönliche Erfahrungen und vorherrschende Rollenbilder im Profigeschäft.
"Es gab Zeiten, in denen ich mich verletzlich gefühlt, an mir selbst gezweifelt habe und jemanden zum Reden gebraucht habe. Stattdessen aber habe ich versucht, dieses machohafte Sportlerimage aufrechtzuerhalten, nach dem Motto: 'Ich brauche niemanden'"
Bellingham ist sich sicher: "Jeder braucht jemanden. Und man fühlt sich viel besser, wenn man über seine Gefühle und Emotionen spricht."
Getty Images SportWAS HAT BELLINGHAM AUSSERDEM GESAGT?
Für Bellingham bedarf das Bild von Profisportlerinnen und -sportlern im öffentlichen Raum einer dringenden Überholung. Hassrede als Teil der Karriere zu akzeptieren, sei für ihn keine Option und gewisse Erwartungen vollkommen unrealistisch.
Sportler würden "immer noch als Menschen angesehen werden, die den Mund halten und alles hinnehmen sollten, was eine altmodische Sichtweise ist. Dieser Hass kann für Sportler wirklich hart sein - und ich kann mich sehr gut in diejenigen hineinversetzen, die mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen haben. Jeder darf seine Meinung zum Sport haben, aber es sollte Grenzen geben für die schrecklichen Dinge, die man sagen kann."
Er selbst habe nie eine psychische Krise erlebt, "aber ich habe Menschen in meiner Umgebung gehabt, denen es so ging, und es ist traurig, das mit anzusehen."
Bellingham fordert mehr Sichtbarkeit für das Thema mentale Gesundheit und sieht sich selbst und andere in der Verantwortung: "Wenn wir unsere Verletzlichkeit zeigen, können wir einen breiteren Dialog für Menschen eröffnen, die in der Dunkelheit kämpfen. Es ist die Pflicht von Menschen wie mir und in unserer Position, Vorbilder zu sein."
WAS IST DER HINTERGRUND?
Bellingham räumte ein, dass er bei seinen Karriereanfängen in Birmingham tatsächlich nach seinem Namen in den Sozialen Medien gesucht habe. Trotz seines kometenhaften Aufstiegs über die Stationen Borussia Dortmund und Real Madrid sieht sich der englische Nationalspieler fortwährender Kritik ausgesetzt.
Sein Umgang? "Ich versuche immer, mein Selbstvertrauen hoch zu halten", erklärte der Mittelfeldspieler. "Sei es durch Selbstbestätigung oder durch die Akzeptanz der Tatsache, dass ich nicht jeden Pass spielen, nicht jeden Spieler schlagen und nicht jedes Spiel gewinnen werde."
Er habe gelernt, damit zu "leben, dass man nicht perfekt ist".
AFPWIE GEHT ES WEITER?
Bellingham ist erst kürzlich nach einer Schulteroperation im Sommer wieder ins Spielgeschehen zurückgekehrt und stand unter dem neuen Real-Trainer Xabi Alonso erst einmal in der Startformation. Für die aktuelle Länderspielpause wurde er von Nationalcoach Thomas Tuchel nicht berücksichtigt.
Am kommenden Wochenende geht es für Bellingham aber mit Klubfußball weiter. Spitzenreiter Real trifft in der spanischen Liga auswärts auf Getafe, ehe es jeweils im eigenen Stadion gegen Juventus Turin (Champions League) und den großen Rivalen FC Barcelona geht.



