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Es erinnert an Zeiten beim BVB: Raphael Guerreiro hat sich beim FC Bayern zum Sorgenkind entwickelt

Raphael Guerreiro ist ein Spieler, an dem sich die Geister scheiden. Ein klassisches Fußball-Beispiel von Genie und Wahnsinn. Der Portugiese wird bis heute von vielen Seiten unterschätzt. Guerreiro ist unheimlich vielseitig, sehr aktiv, bringt eine hohe Ballsicherheit mit, ist technisch stark und auch sein Abschluss ist sehenswert. Doch er ist auch unberechenbar.

Diese Unberechenbarkeit ist eigentlich eine gute Eigenschaft. Guerreiro spielt mit viel Intuition. Sein Spielverständnis und die gute Ballbehandlung erlauben es ihm, situativ richtige Räume zu erkennen, anzuspielen und sich frei auf dem Spielfeld zu bewegen. Er wird zwar offiziell als Linksverteidiger geführt, hat im Grunde aber keine feste Position.

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    Raphael Guerreiro hat sich beim FC Bayern zum Sorgenkind entwickelt

    Das ist wiederum Fluch und Segen zugleich. Derzeit wird er beim FC Bayern München wieder "klassisch" hinten links benötigt, seitdem Alphonso Davies an einem Muskelfaserriss laboriert. Guerreiro ist also starr an eine Position gebunden - und das ist für ihn grundsätzlich nicht die beste Rolle. Hinzu kommen seit geraumer Zeit seine Defizite in der Defensiv-Arbeit, die zuletzt etwas überhand genommen haben und an den Guerreiro aus Dortmunder Zeiten erinnern.

    Auch in seinen sieben Jahren beim BVB war der 31-Jährige immer wieder anfällig, sowohl für wiederkehrende Muskelverletzungen, als auch eben für passives Verteidigen oder gar individuelle Schnitzer. In München hat er sich nach einem starken Start unter Trainer Vincent Kompany, wo er phasenweise als variabler Rechtsverteidiger eingesetzt wurde, in den vergangenen Wochen zum Sorgenkind und bisweilen Sicherheitsrisiko entwickelt.

    Das schien man auch bei Celtic wahrgenommen zu haben. Der Klub aus Glasgow machte Guerreiros Seite beim Duell in der Champions League als Schwachstelle aus und fuhr üppige 40 Prozent seiner Angriffe über rechts. Bereits nach wenigen Sekunden hatte es sogar geklingelt, nachdem Celtic über Guerreiros Flanke nach vorne kam und er dem vermeintlichen Torschützen Nicolas Kühn nur Geleitschutz gab. Das Abseits und die versperrte Sicht von Keeper Manuel Neuer bewahrten die Bayern letztlich vor einem frühen Rückstand - und Guerreiro vor den Konsequenzen eines abermaligen Patzers.

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    Raphael Guerreiro im Spitzenspiel gegen Jeremie Frimpong?

    Es war nicht der erste schwache Auftritt in der Königsklasse von ihm. Schon beim 0:3 gegen Feyenoord verursachte Guerreiro einen plumpen Elfmeter und bekam defensiv kaum Zugriff, beim dritten Gegentreffer hob er zudem das Abseits auf. Selbst beim Sieg gegen Bratislava (3:1) gehörte er zu den schwächeren Münchnern, beim Ehrentreffer der Slowaken sah er gegen Torschütze Marko Tolic sehr alt aus. Auch bei den vergangenen drei Siegen in der Bundesliga gegen Freiburg, Kiel und Bremen lieferte Guerreiro sehr überschaubare Leistungen ab.

    Aktuell gibt er dem Bayern-Spiel auf diese Weise wenig bis gar nichts. Defensiv wirkt Guerreiro verunsichert und zeigt sich anfällig für Fehler, offensiv tritt er abgesehen von seiner Vorlage gegen Kiel auf Harry Kane kaum in Erscheinung. Seine Formkrise wird vor dem Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen gewiss auch ein Thema bei beiden Mannschaften sein.

    Mit dem blitzschnellen Jeremie Frimpong als voraussichtlichen Gegenspieler dürfte der derzeit kriselnde Guerreiro arge Probleme bekommen. Eine echte Alternative zum ehemaligen Dortmunder hat Kompany zudem nicht, der wieder genesene Hiroki Ito weist noch zu großen Rückstand auf. Und den 18-jährigen Adam Aznou hatte der FC Bayern am finalen Tag der Winter-Transferperiode leihweise nach Spanien zu Real Valladolid abgegeben.

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    Zieht Vincent Kompany Konsequenzen wegen Raphael Guerreiro?

    Es wird daher spannend zu beobachten sein, wie Kompany sich entscheidet und ob er just gegen Bayers starke rechte Seite Konsequenzen aus Guerreiros schwachen Auftritten zieht. Die letzte Idee eines Bayern-Trainers auf dieser Position bei einem Gastspiel in Leverkusen ging jedenfalls nach hinten los.

    Thomas Tuchel hatte im Februar bei der 0:3-Pleite Sacha Boey als Linksverteidiger aufgeboten, doch es wurde ein sehr langer Abend für den erst kurz zuvor verpflichteten Franzosen. Das Experiment scheiterte krachend, Frimpong hatte Boey gehörige Probleme bereitet - und dies, obwohl sein Tempo deutlich höher ist als jenes von Guerreiro.

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  • FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

    Datum

    Wettbewerb

    Gegner

    Samstag, 15. Februar (18.30 Uhr)

    Bundesliga

    Bayer Leverkusen

    Dienstag, 18. Februar (21 Uhr)

    Champions League

    Celtic

    Sonntag, 23. Februar (17.30 Uhr)

    Bundesliga

    Eintracht Frankfurt

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