Sacha Boey Bayern 2025Getty Images

Es droht einer der teuersten Flops der Klubgeschichte! Beim FC Bayern wirkt ein Transfer nach gut einem Jahr ziemlich absurd

Torschütze Davide Frattesi war nicht der einzige Spieler, der nach Inter Mailands spätem 2:1 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Bayern schreiend abdrehte. Leon Goretzka tat es ihm gleich: Anders als Frattesi schrie Goretzka aber nicht seine Freude raus, sondern seinen Mitspieler Sacha Boey an, den er als Hauptschuldigen für das Gegentor ausgemacht hatte.

Bei der Entstehung wirkte tatsächlich die ganze Münchner Defensive konfus. Übrigens rückte auch Goretzka selbst unnötig raus, weshalb seine heftige Reaktion etwas fragwürdig erscheint. Boey ließ letztlich Carlos Augusto entwischen, der dann in der Mitte den Torschützen Frattesi bediente.

Für Boey war diese Episode ein neuerlicher Tiefpunkt. Goretzkas Wut steht sinnbildlich für seine bis dato äußerst unglückliche Zeit beim FC Bayern. Der 24-jährige Rechtsverteidiger aus Frankreich gilt längst als Verkaufskandidat und einer der teuersten Transferflops der Klubgeschichte. Wobei ihm mit Joao Palhinha ein aktueller Kollege ordentlich Konkurrenz macht.

  • Sacha Boey beim FC Bayern: Wenige Einsätze, viele Verletzungen

    30 Millionen Euro zahlte der FC Bayern im Januar 2024 für Boey an Galatasaray Istanbul. Nach einer ersten Einwechslung verhalf ihm der damalige Trainer Thomas Tuchel ausgerechnet beim Topspiel gegen Bayer Leverkusen zum Startelfdebüt. Und zwar auf ungewohnter Position als linker Schienenspieler. Boey patzte, die Münchner verloren mit 0:3 und ließen den Tabellenführer enteilen. Kurz darauf erlitt Boey einen Muskelfaserriss. Noch vor seinem Comeback folgte ein Muskelbündelriss. Saisonaus nach 109 Pflichtspielminuten.

    Vincent Kompanys Ankunft sorgte für neue Hoffnung, wollte er Boey doch einst schon zu seinem Ex-Klub FC Burnley lotsen. Zu Saisonbeginn stand er tatsächlich zweimal in der Startelf, ehe er wegen eines Meniskusrisses wieder wochenlang fehlte. Comeback, sechs Einsätze, Sprunggelenksverletzung.

    Seit seiner neuerlichen Genesung Mitte Januar spielte Boey nur in fünf von 16 Pflichtspielen mit. Anfang März durfte er letztmals beginnen, musste bei der 2:3-Pleite gegen den VfL Bochum nach einer völlig indisponierten Vorstellung aber frühzeitig runter. Während anschließend ein Verteidiger nach dem anderen verletzt ausfiel, saß Boey viermal in Folge über die volle Spielzeit auf der Bank.

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  • KompanyGetty Images

    FC Bayern: Boeys Einwechslung sorgte für Umbauarbeiten

    Gefragt nach möglichen Alternativen für die besonders ausgedünnte linke Abwehrseite, zählte Kompany zuletzt Konrad Laimer, Josip Stanisic, Raphael Guerreiro, Joshua Kimmich und sogar Serge Gnabry auf - Boey nahm er auch auf Nachfrage explizit aus der Verlosung.

    Ihn sieht Kompany ausschließlich rechts, was bei der Einwechslung gegen Inter - seinem ersten Einsatz seit dem Bochum-Spiel vor exakt einem Monat - großräumige Umbauarbeiten zur Folge hatte. Rechtsverteidiger Laimer rückte dafür auf die linke Seite und der bis dahin erneut stabile Interims-Linksverteidiger Stanisic in die Mitte neben Eric Dier. Die Folge: allgemeine Konfusion, Boeys Fehler, Inters 2:1, Goretzkas Wut.

    Der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen nahm Boey anschließend immerhin pflichtbewusst in Schutz. "Ich würde jetzt nicht von Verschulden sprechen", sagte er mit Blick auf Boeys Anteil am Gegentor. "Es ist auch nicht an der Zeit, dem einen oder anderen eine Schuld zuzuweisen. Wir sind eine Mannschaft, wir stehen als Mannschaft zusammen."

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    Findet der FC Bayern einen Abnehmer für Sacha Boey?

    Wie lange aber ist Boey noch Teil dieser Mannschaft? Obwohl er erst vor etwas mehr als einem Jahr verpflichtet wurde und sein Vertrag noch bis 2028 läuft, könnte er sich im Sommer schon wieder verabschieden. Neben Daniel Peretz, Guerreiro, Palhinha, Gnabry und Kingsley Coman zählt Boey zu den heißesten Verkaufskandidaten.

    Auf Boeys Position rechts hinten plant der FC Bayern mit Konrad Laimer, dem zuletzt sogar eine Verlängerung seines bis 2027 datierten Vertrags in Aussicht gestellt wurde. Und dem grundsoliden Eigengewächs Josip Stanisic. Dass beide zum Zeitpunkt von Boeys Verpflichtung schon beim FC Bayern unter Vertrag standen (Stanisic war an Leverkusen verliehen), lässt sie im Nachhinein durchaus absurd erscheinen. Sportvorstand Max Eberl war damals noch nicht im Amt, Sportdirektor Christoph Freund aber sehr wohl.

    Sollte Boey den FC Bayern im Sommer verlassen, droht ein gewaltiges Verlustgeschäft. Die investierten 30 Millionen Euro dürften die Münchner keineswegs zurückbekommen. Angeblich gibt es mit seinem Ex-Klub Galatasaray immerhin einen Interessenten.

    Gewissermaßen setzt Boey beim FC Bayern die fragwürdige Tradition besonders fragwürdiger Ersatz-Rechtsverteidiger fort. Alvaro Odriozola (2020) und Bouna Sarr (2020 bis 2024) präsentieren sich einst ähnlich indisponiert, waren aber immerhin deutlich billiger. Odriozola kam per Leihe. Sarr kostete "nur" acht Millionen Euro und somit weniger als ein Drittel von Boey. Ihn bekamen die Münchner übrigens gar nicht verkauft, obwohl sie es in jeder Transferphase probierten. Seit dem Ablauf seines Vertrags im vergangenen Sommer ist Sarr vereinslos.

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