Verwässertes Niveau, langweilige Gruppenphase, Kantersiege der großen Nationen - die Angst vor der Aufstockung war riesig, als die FIFA 2019 den Beschluss veröffentlichte. Experten und Expertinnen, aber auch viele Berichterstatterinnen und Berichterstatter waren sich uneinig: Wird es dem Frauenfußball helfen, wenn zu den bisher 24 WM-Teilnehmernationen noch acht weitere hinzukommen?
Die WM 2023 hat eine klare Antwort gegeben: Ja. Und das gleich auf mehreren Ebenen. Nicht im Achtelfinale der Weltmeisterschaft standen: Kanada, Brasilien und Deutschland. Auch nicht dabei: Italien, das zwar weit davon entfernt ist, zu den Topfavoriten zu zählen, aber sich in der Vergangenheit durchaus einen guten Ruf erspielte. Mit dabei hingegen: Marokko, Südafrika, Jamaika und Nigeria.
Insgesamt gab es sieben Spiele, in denen ein Team mit mindestens fünf Toren Unterschied gewann. Das sind fünf mehr als bei der WM vor vier Jahren. Ein deutlicher Qualitätsunterschied zwischen dem Vietnam oder den Philippinen einerseits und den Top-Nationen andererseits lässt sich also kaum abstreiten. Doch es geht bei einem derart großen Turnier auch nicht immer nur um Qualität.
Die Philippinen beispielsweise feierten mit ihrem 1:0-Erfolg über Co-Gastgeber Neuseeland ein regelrechtes Fest, das über die Landesgrenzen hinaus die Herzen vieler Fans erreichte. Wen interessiert da schon die 0:6-Klatsche in Unterzahl gegen Norwegen? Marokko verlor den Auftakt zwar ebenfalls mit 0:6 gegen Deutschland, sorgte bei der ersten Teilnahme überhaupt aber für eine Nation und zog ins Achtelfinale ein - während der DFB ausschied.
Haiti trotzte den Engländerinnen einen harten Kampf ab, verlor am ersten Spieltag nur mit 0:1. Die vermeintlich kleinen Fußballnationen haben abgeliefert und gezeigt, dass sie würdig sind, bei einer WM dabei zu sein. Das Turnier profitierte sowohl kulturell als auch sportlich davon.