"Klar", lautete Maximilians Philipps simple Antwort. SPOX hatte ihn in einem Interview im Juli 2022 als Spieler des VfL Wolfsburg gefragt, ob er noch einmal an den Maximilian Philipp von seiner Glanzzeit beim SC Freiburg anknüpfen können wird. Heute müsste sie lauten: Nein, kann er nicht.
Getty ImagesEr war dem BVB 20 Millionen wert: Der brutale Absturz eines einstigen deutschen Shootingstars
gettyMaximilian Philipp spielte bislang nur 93 Minuten
Philipp, U21-Europameister von 2017 und im selben Jahr als bis dato teuerster Transfer der Freiburger Vereinsgeschichte für 20 Millionen Euro zu Borussia Dortmund gewechselt, ist mittlerweile 31 Jahre alt. Er kickt seit zwei Jahren wieder im Breisgau, doch eigentlich tut er genau das nicht.
Der offensive Außenbahnspieler, der auch gerne als hängende Spitze aufläuft, kommt in der laufenden Saison auf mickrige 93 Minuten Einsatzzeit: 15 in zwei Partien der Bundesliga - die letzte am 11. Januar - und 78 Ende Oktober im Pokal gegen den HSV (2:1). Im Jahr 2025 stand er bereits siebenmal nicht im Kader von Trainer Julian Schuster.
Diese Bilanz ist mit Blick auf die vergangenen fünf (!) miserabel verlaufenen Spielzeiten unzweifelhaft der vorläufige Tiefpunkt. 410 Minuten bekam Philipp im Vorjahr, als er noch leihweise aus Wolfsburg beim SC spielte. Die 22 Kurzeinsätze reichten jedoch, dass eine Kaufpflicht griff, die Philipp einen langfristigen Vertrag in Freiburg bescherte. Wie lange er läuft, verriet der Verein nicht - am Saisonende läuft er jedoch nicht aus.
gettyKarriere von Maximilian Philipp begann vielversprechend
Auch 2022/23 bei den Wölfen und später zur Leihe in Bremen durfte Philipp lediglich 550 Minuten ran und stand in 18 Bundesligaspielen nur viermal in der Startelf (ein Tor - gegen Freiburg). In den beiden Jahren zuvor war er, nachdem er im Oktober 2020 von Dynamo Moskau zum VfL gewechselt war, nie Stammspieler.
Diese Zahlen belegen den schleichenden Niedergang eines Spielers, dessen Karriere einst so vielversprechend begann. Mit 18 wechselte Philipp von Energie Cottbus in den Freiburger Nachwuchs. Dann ging es zunächst nur bergauf. Beim Sportclub gelang ihm schließlich nach einem starken Jahr in der 2. Liga und einer guten Saison in der Bundesliga der Durchbruch.
Der BVB meldete sich und Philipp überlegte nicht lange, grübelte im Nachhinein aber schon darüber, ob damals nicht ein leichterer Zwischenschritt sinnvoller für seine Entwicklung gewesen wäre. Den Anschein hatte es vor bald acht Jahren nicht: Wie das gesamte Dortmunder Team startete Philipp unter Trainer Peter Bosz hervorragend, um dann wie das gesamte Team brachial abzustürzen.
getty"Wie heimkommen": Maximilian Philipp zurück beim SC Freiburg
Peter Stöger ersetzte Bosz, später trainierte Philipp auch noch unter Lucien Favre. Drei sehr unterschiedliche Trainer also. Seine zweite und letzte Saison in Dortmund verbrachte Philipp fast nur noch auf der Bank. Er brach das Abenteuer ab, durchlebte in Moskau aber die Schrecken der Corona-Pandemie und beschäftigte sich zwischenzeitlich gar mit einem Karriereende. "Eine Kurzschlussreaktion", wiegelte er später im SPOX-Interview ab.
Vom explosiven, temporeichen und abschlussstarken Philipp aus Freiburger Zeiten war zu diesem Zeitpunkt nichts mehr übrig - und das ist eben auch heute noch so. Als er nach Wolfsburg wechselte, sagte der damalige Trainer Oliver Glasner, Philipp sei die Trainingsintensität nicht mehr gewohnt.
Die Rückkehr an den Ort, an dem sein Stern aufging und Ziehvater Christian Streich noch immer an der Seitenlinie stand, war daher die logische Konsequenz, um den Karriereknick zu begradigen. "Nach Freiburg zurückzugehen, war für mich sehr besonders. Es war irgendwie wieder wie heimkommen", sagte Philipp vor zehn Monaten.
imago imagesSC macht Maximilian Philipp klare Ansage
Und was passierte? Nur fünf Tage nach seiner Rückkehr erzielte Philipp im Heimspiel am zweiten Spieltag 2023/24 gegen Bremen als Joker in der sechsten Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer zum 1:0. "Wie ein Märchen", sagte er überwältigt. Und wusste nicht, dass dies bis heute sein letztes Bundesligator bleiben würde.
Da er sich nicht durchsetzen konnte, versuchte es Klemens Hartenbach mit einer öffentliche Ansage, die man in Freiburg eigentlich eher selten macht. Der Sportdirektor wollte vor dem Start der aktuellen Spielzeit künftig "mehr Schärfe und Galligkeit" von Philipp im Training sehen. "Er muss eine Schippe drauflegen, auch für sich selbst. Er ist ja keine 36, sondern eigentlich noch in einem blühenden Alter. Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, er würde irgendwas ausklingen lassen", sagte Hartenbach. "Natürlich hat er Konkurrenz, aber er kann nicht damit zufrieden sein, der Mann für die letzten 20 Minuten zu sein. Sein Anspruch muss es sein, sich einen Platz zu erkämpfen."
Dass dies nicht funktionierte, obwohl sich im Freiburger Sturm die klassischen Goalgetter auch nicht gerade die Klinke in die Hand geben, liegt wie man hört nicht an Philipps mangelndem Eifer oder Ehrgeiz. Seine Torabschlüsse sollen im Training weiterhin für Staunen sorgen, er lässt sich nicht hängen.
imago imagesJulian Schuster: Maximilian Philipp hat "nicht den Anschluss verloren"
Als Schuster ihn Mitte Dezember 2024 gegen Hoffenheim erstmals als fitten Spieler aus dem Kader strich, sagte der Coach: "Ich würde nicht unterschreiben, dass er den Anschluss verloren hat. Er hat eine tolle Reaktion gezeigt, da haben wir drüber gesprochen." Schuster bemängelte jedoch: "Wichtig für ihn sind die Themen Torgefahr, Abschluss, Verhalten in den Zwischenräumen und wie es weitergeht, wenn die erste Linie überspielt ist."
Ein paar Wochen später hätte Philipp um ein Haar in seiner Heimatstadt Berlin an diesen Aspekten weiterarbeiten können. Der Wechsel zu Union platzte aber auf der Zielgeraden, obwohl sich alle Parteien bereits einig waren. Die Bild schrieb, Philipp sei durch den Medizincheck gefallen. Dies deckt sich jedoch nicht mit SPOX-Informationen.
Als Hartenbach im vergangenen Juni seine Forderung an Philipp formulierte, erwähnte er noch einen Punkt, der bei Philipp hinsichtlich des Verlaufs seiner Karriere vermutlich ein ganz entscheidender Faktor ist: die Psyche. "Auf den letzten 30 Metern kann er ein Spiel entscheiden, mit einem tollen letzten Pass oder mit seiner Abschlussstärke. Milli muss sich aber mental und physisch in die Lage bringen, das auch zu jeder Zeit abrufen zu können. Das verlangen wir von ihm."
imago imagesMaximilian Philipp: "Vertrauen ist das Wichtigste"
Philipp ist ein sensibler Typ, der vollumfängliche Rückendeckung spüren muss, um Spaß zu haben und sportlich funktionieren zu können. Ist das nicht in ausreichendem Maße vorhanden, gehen ihm die Dinge trotz seines Talents schwerer von der Hand.
Auf die damalige Frage, was ihm zur Bestform in Wolfsburg fehle, antwortete Philipp: "Vertrauen! Das ist das Wichtigste. Vertrauen in den Spieler und Vertrauen in die eigenen Stärken - es ist von beidem etwas."
Philipp gilt dazu als sehr reflektiert. Er macht vieles mit sich selbst aus und bringt auch eine emotionale Intelligenz mit, die ihm im knallharten Geschäft Profifußball vielleicht nicht immer zwingend guttut. Dass er ein spezieller Kerl ist, der das Herz am rechten Fleck hat, sagen Begleiter wie Beobachter unisono. Nicht nur als Spieler ist Philipp also ein Feingeist - auf dessen Dienste nun jedoch schon mehrere Trainer in Serie verzichtet haben.
Maximilian Philipp: Die Statistiken seiner Karriere
Zeitraum
Verein
Pflichtspiele
Tore
Vorlagen
2014-2017
SC Freiburg
88
18
20
2017-2019
Borussia Dortmund
51
11
8
2019-2020
Dynamo Moskau
29
9
1
2020-2023
VfL Wolfsburg
54
7
6
2023
Werder Bremen (Leihe)
15
1
-
seit 2023
SC Freiburg
25
2
3

