"Sein Spiel bei Lecce besteht aus ständigem Hinterherjagen, Duellen mit doppelt so großen Innenverteidigern und höchstens gelegentlichen Zuspielen mit dem Rücken zum Tor. Klare Pässe: Mangelware. Echte Torchancen: Fehlanzeige", urteilte die Gazzetta dello Sport jüngst über die schwierige Situation des "Jahrhunderttalents" beim Abstiegskandidaten.
Auf ein Tor in der Serie A wartet Camarda seit jenem 28. September gegen Bologna. Nur zweimal stand er seitdem in der Startelf. Dennoch ist er Publikumsliebling. Sein Trikot mit der 22 ist der Bestseller bei Lecce. Auch eine Kaufoption soll es übrigens geben, Milan hat jedoch per Rückkaufklausel die Kontrolle bei Camarda.
Sein Selbstvertrauen in Form von Toren holte er sich zuletzt ausschließlich bei der U21, für die er im Oktober debütierte. Vier Spiele, vier Tore, eine Torvorlage und natürlich ein Rekord stehen seitdem zu Buche. Bei seinem Debüt gegen Schwedens Juniorenauswahl versenkte er einen Elfmeter per Panenka und wurde somit zum jüngsten Torschützen der italienischen U21.
Auch wegen solcher Erfolgserlebnisse ist die Erwartungshaltung bei Camarda trotz der schwierigen Lage bei Lecce ungebrochen. "Manchmal ist er technisch noch etwas unbeholfen, wenn er sich tief fallen lässt. Aber in der Box ist er ein Phänomen", adelte Italiens U17-Trainer Massimiliano Favo seinen EM-Titelgaranten: "Seine Fähigkeit, sich in den richtigen Räumen zu bewegen, dort den Ball zu kontrollieren und sein kompromissloser Abschluss - das sind alles Dinge, die ich noch nie bei jemandem in seinem Alter gesehen habe."
Camarda selbst will von diesen Vorschusslorbeeren und der von allen Seiten geäußerten Prophezeiung, er werde einmal ein Schlüsselspieler für den italienischen Fußball sein, indes nichts wissen. "Ich denke darüber nicht nach. Die Leute sagen, dass ich zu etwas Großem bestimmt bin. So sehe ich das nicht. Es geht um Arbeit, Tag für Tag. Ich versuche, immer mein Bestes zu geben und das Gerede auszublenden. Denn am Ende wird auf dem Platz gesprochen."
Dort ist es zuletzt in der Serie A etwas leiser um Camarda geworden. Und so müssen sich die Tifosi bei ihm wohl noch ein wenig gedulden, bis sie wirklich Großes von ihm verlangen können. Aber die Zeiten, in denen nur sein "Held" Ibrahimovic seinen Namen kennt, sind längst vorbei.