Nick WoltemadeIMAGO

"Er ist ein zwei Meter großer Musiala oder Messi": Nick Woltemade, der als Riese geborene Techniker des VfB Stuttgart

Wer die Bundesliga nicht jede Woche verfolgt, für den dürfte Nick Woltemade noch ein wenig im Schatten stehen von Harry Kane oder Serhou Guirassy. Doch der 23-Jährige war der Aufsteiger der abgelaufenen Spielzeit beim VfB Stuttgart.

Woltemade ist der zweite Spieler in unserer neuen Serie "Hidden Gems FC", die sich auf Spieler konzentriert, die in ihrer Jugend und ihren ersten Profijahren nicht als die größten Talente galten, aber nun kurz vor einem Top-Transfer stehen - sogar zum Schnäppchenpreis.

  • SV Werder Bremen v Borussia Mönchengladbach - BundesligaGetty Images Sport

    Woltemade wurde am 14. Februar 2003 in Bremen geboren. Vom TS Woltmerhausen in Bremen ging es bald zum SV Werder - und 2018/2019 folgte schon sein Debüt für die Profis. Zu diesem Zeitpunkt spielte der Stürmer noch regulär für die U17-Mannschaft von Werder. In 24 Spielen der U17-Bundesliga erzielte er 18 Tore und lieferte acht Vorlagen.

    Florian Kohfeldt, sein damaliger Trainer, war beeindruckt und gab dem Stürmer sein Debüt bei einer 1:2-Niederlage gegen den FC Augsburg. Damit war Woltemade damals mit siebzehn Jahren, elf Monaten und achtzehn Tagen der jüngste Debütant für Werder. Ein kometenhafter Aufstieg, dessen Entwicklung nicht ganz so rasant weiterging. In den folgenden Spielzeiten konnte sich Woltemade keinen Platz in der Startelf von Werder sichern. In der Saison 2019/20 spielte er für die U19-Mannschaft und kam fünfmal als Einwechselspieler für die erste Mannschaft zum Einsatz. Er erzielte keine Tore.

    Anschließend wurde Woltemade von Verletzungen geplagt. Aufgrund eines Risses an der Außenseite seines Knies, einer Virusinfektion und einer langwierigen Fußverletzung bestritt er in zwei Jahren nur dreizehn Pflichtspiele für Werder.

  • Werbung
  • Ein Umweg in die Dritte Liga ließ Woltemades Stern wieder aufgehen

    Nach zahlreichen Verletzungen musste Woltemade wieder in einen Rhythmus finden und er wurde an den SV 07 Elversberg ausgeliehen, der zu dieser Zeit in der Dritten Liga spielte. Es stellte sich heraus, dass dies der perfekte Ort für den jungen Stürmer war, um zu reifen. In der Saison 2022/23 trifft Woltemade regelmäßig für Elversberg und beendet seine Zeit dort mit zehn Toren und neun Vorlagen in 31 Ligaspielen. Der Stürmer spielt eine wichtige Rolle für den Erfolg von Elversberg und verhilft dem Verein unter anderem dank seiner Torjägerqualitäten zum Meistertitel und zum Aufstieg in die 2. Bundesliga.

    Zurück in Bremen, sitzt er meist auf der Bank. Als der VfB Stuttgart, damals frischgebackener Champions-League-Teilnehmer, anklopft, darf Woltemade gehen. Ablösefrei. Der Rest ist Geschichte.

  • Nick Woltemade: Seine Stärken

    Woltemade hat ein recht einzigartiges Profil. Mit einer Größe von 1,98 Metern ist er gebaut wie der englische Alt-Internationale Peter Crouch, er bewegt sich aber auf engem Raum wie Jamal Musiala. Der Stürmer ist eine Ausnahmeerscheinung, da er die Regel, dass große Fußballer nicht wendig seien, widerlegt. Seine Teamkollegen in Stuttgart haben sofort erkannt, dass Woltemade etwas Besonderes ist. "Ich glaube, ich erkenne einen guten Fußballer schnell, und Nick ist mir schon in der ersten Trainingswoche aufgefallen", sagte Stuttgarts Kapitän Atakan Karazor zuran, bevor er scherzhaft hinzufügte: "Woltemade hat die Technik von Messi."

    "Das Wichtigste ist, dass wir Woltemade genug ins Spiel einbinden. Das kann er als tief stehender Stürmer zwischen den Linien oder als echte Nummer 9 im gegnerischen Strafraum. Wir wissen, was wir an Nick haben: Er ist ein zwei Meter großer Musiala oder Messi", schloss Karazor mit einem weiteren Augenzwinkern.

    Neben seiner Technik zeichnet Woltemade eine hohe Arbeitsmoral aus. Er übt Druck auf den Gegner aus, kann den Ball mit dem Rücken zum Tor behaupten. Und natürlich erzuielt er Tore. Und dank seiner Technik sieht das alles gleichermaßen mühelos aus.

    Eines seiner besten Spiele bestritt er gegen die spanische U21. In dieser Partie erzielte der Stürmer einen Hattrick, wobei er bei seinem ersten Tor all seine Qualitäten unter Beweis stellte. Er nahm den Ball an, spielte seinen direkten Gegenspieler mit einer Tunnel-Passe aus und lupfte ihn dann cool über den Torwart hinweg. Technisch kompliziert, aber er ließ es wie ein Kinderspiel aussehen. Er strahlte Klasse aus jeder Pore.

  • FBL-GER-CUP-BIELEFELD-STUTTGARTAFP

    Nick Woltemade, der Pokalheld

    Woltemade hat persönlich eine gute Debütsaison hinter sich. Er wurde mit 17 Toren in allen Wettbewerben bester Torschütze des Vereins und gewann mit Stuttgart den DFB-Pokal. Der Stürmer erzielte in fünf Pokalspielen fünf Tore, darunter einen Treffer im Finale, das Stuttgart mit 4:2 gegen Arminia Bielefeld gewann.

    Auch nach dem Pokalfinale zeigte sich der Stürmer von seiner besten Seite, als er erst allen Spielern von Arminia Bielefeld die Hand schüttelte, bevor er mit seinen eigenen Teamkollegen den Sieg feierte. "Vor zwei Jahren habe ich noch in derselben Liga wie Arminia Bielefeld (3. Bundesliga) gespielt, daher hielt ich es für die richtige Entscheidung. Ich habe noch viel Zeit, um den Sieg mit den Fans und meiner Familie zu feiern", begründete er. Woltemade, der Ehrenmann.

  • DSC Arminia Bielefeld v VfB Stuttgart - DFB Cup Final 2025Getty Images Sport

    Wie sieht Nick Woltemades Zukunft aus?

    Dank seiner Leistungen hat Woltemade das Interesse mehrerer großer Vereine in Europa geweckt. Bayern München, Atlético Madrid, Brighton & Hove Albion und Everton sollen den Stuttgarter Star auf ihrer Wunschliste haben. Woltemade könnte wohl für 20 Millionen Euro gehen, ein Schnäppchen.

    Wenn es nach Stuttgart-Präsident Alexander Wehrle geht, bleibt Woltemade dennoch beim VfB. "Nick ist unser Spieler und wird auch in der nächsten Saison für uns spielen. Er ist seit einer Saison hier und ich denke, er sollte die Chance bekommen, noch ein paar Saisons beim VfB zu spielen. Denn es macht Spaß, hier zu spielen", sagte der Geschäftsführer Ende Mai zu RTL.

    Neben dem Interesse mehrerer Vereine hat der Stürmer auch die Aufmerksamkeit von Nationaltrainer Julian Nagelsmann auf sich gezogen. Der Trainer hat den Stuttgarter Stürmer für die Finalpartien der Nations League am Mittwoch und Sonntag in München und evtl. Stuttgart erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert.

    Spätestens danach sollte er auch der breiteren Öffentlichkeit in Europa bekannt sein.