"Er ist dem Rest der Liga technisch überlegen": Die Zukunft des größten Talents der Serie A liegt in den Händen von Real Madrid

"Nur ein einziges Spiel und besonders eine Aktion haben gereicht, um uns daran zu erinnern, dass der Spieler dem Rest der italienischen Liga technisch überlegen ist", schwärmte das Online-Portal Ultimo Uomo. Dort hieß es weiter: "Wie vielen anderen Spielern wäre es in den Sinn gekommen, eine solche Drehung mit dem Außenrist zu machen? Und wie viele wären dazu in der Lage gewesen? Wenige, ganz wenige."

Aktionen wie diese erklären, warum Europa-League-Sieger Tottenham Hotspur am Wochenende laut Transferexperte Fabrizio Romano ein Angebot in Höhe von stolzen 70 Millionen Euro für den 20-jährigen Argentinier abgegeben haben. Allerdings seien die Spurs mit ihrer hoch dotierten Offerte wohl abgeblitzt. Comos Präsident Mirwan Suwarso dementierte im Corriere dello Sport allerdings, dass es diese Offerte für Paz gegeben habe.

Der erst vor einem Jahr von Real Madrid für nur sechs Millionen Euro abgeworbene Youngster soll nach dem Willen des Klubs nach für mindestens eine weitere Saison am Comer See bleiben. Schließlich ist der Verein mit den schwerreichen indonesischen Eignern aktuell nicht auf Einnahmen angewiesen, sondern fällt eher durch hohe Ausgaben auf. Nach zwei sehr aktiven Transferperioden hat das ambitionierte Team von Startrainer Cesc Fabregas auch in diesem Sommer schon wieder um die 100 Millionen Euro in Neuzugänge investiert.

Zum anderen hat Real Madrid bei seiner Zukunft noch ein Wörtchen mitzureden. Bei Real wurde der in Spanien geborene Sohn des ehemaligen argentinischen Nationalspielers Pablo Paz ausgebildet, dort gelang ihm 2023 auch schon sein erster Treffer für die erste Mannschaft, im Champions-League-Vorrundenspiel gegen Napoli. "Dieser Junge sollte jeden Tag mit uns trainieren, denn er ist sehr gut", sagte damals schon Toni Kroos über das Nachwuchstalent.

Laut Romano wollen die Real-Verantwortlichen, dass Nico Paz, den Carlo Ancelotti einst als "Zukunft Real Madrids" bezeichnete, 2026 in die spanische Hauptstadt zurückkehrt, weshalb man einen Transfer nach London auch unbedingt habe verhindern wollen. Suwarso bestätigte in dem Zuge ein sogenanntes "Matching Right", über das der spanische Rekordmeister verfüge.

Zudem verfügen die Königlichen über eine Rückkaufoption, die es ihnen ermöglicht, Paz im nächsten Sommer für lediglich zehn Millionen Euro zurückzuholen. Romano zufolge sei Real dann aber bereit, angesichts des bereits deutlich gestiegenen Marktwerts (laut transfermarkt.de aktuell 35 Millionen Euro) freiwillig auch eine höhere Ablösesumme zu zahlen.

Ob es in Zukunft wirklich für einen (Stamm-)platz im königlichen Star-Ensemble reicht, das mit Franco Mastantuono in diesem Sommer ein weiteres argentinisches Talent verpflichtet hat, steht noch in den Sternen. Bis dahin aber hat Paz, dessen Eltern mit ihm nach Norditalien gezogen sind, noch genügend Zeit, seine Entwicklung unter Weltmeister Fabregas weiter voranzutreiben. Und in Como hätten sie sicher nichts dagegen, den Youngster sogar noch länger halten zu können. Laut Gazzetta dello Sport arbeitet der Klub an einer Vertragsverlängerung und hofft, die Rückkaufklausel streichen zu können.

Ob Paz noch weitere Jahre in Como bleibt, dürfte auch davon abhängen, ob der aufstrebende Verein schon im zweiten Serie-A-Jahr den Sprung ins internationale Geschäft schafft – und ob der Linksfuß selbst sich weiter so gut entwickelt wie zuletzt. Schon in der vergangenen Spielzeit, seiner ersten kompletten Profi-Saison, zählte der flexibel einsetzbare Offensivspieler, der sich auf der "Zehn" am wohlsten fühlt, zu den besten Spielern des Aufsteigers. Wie die gesamte Mannschaft hatte er auch schwächere Phasen, konnte aber am Ende als Tabellenzehnter den ungefährdeten Klassenerhalt feiern.

Der 20-Jährige kam in 35 Saisonspielen zum Einsatz und stand dabei 30-mal in der Startelf. Er fiel immer wieder mit starken Dribblings auf und konnte nahezu kontinuierlich Scorerpunkte verzeichnen. Mehr als drei Ligaspiele in Folge blieb der Argentinier nie ohne Tor oder Torvorlage, am Ende der Saison kam er auf sechs Treffer und neun Assists. Ebenfalls wichtig: Er fiel kein einziges Mal verletzungsbedingt aus. Auch wenn Paz noch torgefährlicher werden kann, sein Auge für die Mitspieler ist schon jetzt außergewöhnlich gut: Mit sechs Torvorlagen verzeichnet er im Jahr 2025 bisher mehr als jeder andere Spieler in der Serie A.

Zugute kommt ihm dabei zweifelsohne der offensive und auf Ballbesitz ausgerichtete Spielstil von Trainer Fabregas. Paz sagte in der vergangenen Spielzeit im DAZN-Interview: "Das Wichtigste für mich ist, dass er mir vertraut, meinen Fußball zu spielen, er lässt mich mein Spiel machen. Seine Vorstellung von Fußball, den Ball nicht nach vorne zu schlagen, sondern mich zwischen den Linien zu suchen, ist sehr wichtig für mich."

Der junge Coach, der seine Spielerkarriere in Como ausklingen ließ und dann nahezu nahtlos ins Traineramt wechselte, sagt über seinen wichtigsten Offensivspieler: "Wir haben sehr viel mit ihm gearbeitet. Vom ersten Tag im Trainingslager hat er ohne Unterbrechung trainiert. Ich weiß, dass er hier sehr zufrieden ist und ein Top-Spieler werden will."

Nun könnte Paz in dieser Saison, wie das gesamte Team, den nächsten Schritt machen. Beim Saisonauftakt zeigten der Spielmacher und sein Team bereits, dass mit ihnen zu rechnen sein wird. Gegen Lazio mit dem eigentlich ebenfalls für Ballbesitzfußball stehenden Trainer Maurizio Sarri dominierte der Klub aus der Lombardei die Partie von Beginn an, hatte nach 45 Minuten 71 Prozent Ballbesitz.

Dafür, dass dieser nicht nutzlos verpuffte, sorgte der Spieler, der Paulo Dybala als eines seiner Vorbilder nennt und seit dieser Saison die Nummer 10 auf dem Rücken trägt, mit zwei genialen Momenten: Dem bereits beschriebenen Assist vor dem 1:0, und dem zweiten, ebenfalls traumhaft schönen Treffer, per direkt verwandeltem Freistoß. Daran habe Paz in der Vorbereitung sehr viel gearbeitet, verriet Fabregas. "Er hat einen Freistoß nach dem anderen geübt. Am Ende zahlt sich die Arbeit aus", lobte der Weltmeister.

Ein wenig erinnerte der Freistoß an die Paradedisziplin eines anderen Weltmeisters, mit dem Paz schon gemeinsam auf dem Platz stand. In der vergangenen Spielzeit wurde der auch für Spanien spielberechtigte Youngster erstmals für die argentinische A-Nationalelf nominiert. Bisher kommt er auf drei Einsätze für die Albiceleste. 

Das Treffen mit Superstar Lionel Messi ist ihm dabei in lebhafter Erinnerung geblieben. "Ich hatte schon einmal mit der U20-Nationalmannschaft mit ihm trainiert, aber diesmal war ich das erste Mal mit ihm in der Kabine. Ich habe nicht mit ihm gesprochen, ich war zu schüchtern, ich werde ganz nervös, wenn ich ihn sehe", erzählte Paz gegenüber DAZN.

Wenn das schüchterne Talent so weiter macht, dürften solche Begegnungen bald schon zur Normalität werden.