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"Er hat bisher alles verpatzt": Ein einstiger 55-Millionen-Euro-Spieler ist auf dem Weg, zum Flop der Saison zu werden

Liverpool, Manchester City, Chelsea und Arsenal - Raheem Sterling lief schon für vier der größten Vereine der Premier League auf. Einen ähnlichen Lebenslauf findet man nur äußerst selten.

"Es passt perfekt zu mir, bei einem Fußballverein wie diesem zu sein", sagte Sterling, nachdem er am letzten Tag des Sommertransferfensters 2024 auf Leihbasis von Chelsea zu Arsenal gewechselt war. Sterling traf erneut auf Trainer Mikel Arteta, der Pep Guardiola zwischen 2017 und 2019 als Co-Trainer bei ManCity geholfen hatte, das Beste aus dem Flügelspieler herauszuholen.

Eine Neuauflage gab es bislang nicht, Sterlings Wechsel in den Norden Londons ist bislang ein einziges Missverständnis. Wir haben die Hälfte der Saison 2024/25 hinter uns, und Sterling kam bisher nur zu sieben Einsätzen. Er hat nur ein einziges Mal getroffen, beim Sieg in der dritten Runde des Carabao Cups gegen die Bolton Wanderers. Zudem hat er nur eine einzige Torvorlage in der Premier League zu verzeichnen.

Schon jetzt steht fest, dass Sterling bei Arsenal und auch bei Chelsea keine Zukunft hat. In seinem derzeitigen Zustand stellt sich die Frage, ob es für den 30-Jährigen noch für die Premier League reicht. Wie ist es so weit gekommen?

  • Sterling-Arsenal-trainingGetty/GOAL

    Mikel Artetas erster Eindruck täuschte: "Wusste nach zehn Sekunden ..."

    Sterling war Anfang September wenig überraschend nicht in die englische Nationalmannschaft berufen worden. In der Länderspielpause hatte er zwei Wochen Zeit, um sich in Arsenals Trainingszentrum in London Colney in Topform zu bringen. Arteta war von seinem Einsatz beeindruckt.

    "Er sieht großartig aus. Er hat eine Menge Energie, ein Lächeln im Gesicht und er ist voll dabei. Er will etwas beweisen, und wenn jemand das in seinem Bauch hat, spürt man das sofort", sagte Arteta auf einer Pressekonferenz vor Arsenals Kurztrip zum Nordlondon-Derby gegen Tottenham.

    Und weiter: "Natürlich muss ich nichts weiter über seine Qualität und das, was er in die Mannschaft einbringen kann, sagen. In seinem Privatleben haben sich viele Dinge geändert, aber als Spieler ist er gleich geblieben. Als ich das erste Mal mit ihm telefoniert habe, wusste ich in den ersten zehn Sekunden, dass wir ihn holen müssen, weil er es wirklich wollte. Mein einziges Fragezeichen war, in welchem Stadium seiner Karriere er sich befindet. Nach zehn Sekunden wusste ich schon vor den nächsten Fragen, dass wir ihn hier brauchen."

    Der Spanier führte damals aus: "Was ich sehe, ist Hunger. Er ist ein Spieler, der jede Minute in jedem Spiel spielen will. Wenn das nicht der Fall ist, ist er nicht glücklich. Er will jeden einzelnen Tag spielen, und das sehe ich. Sein Engagement und die Energie, die er in die Mannschaft bringt, sind ein großer Gewinn. Das kann man spüren, wenn man durch die Tür kommt. Mit ihm sind wir besser. Er wird uns noch besser machen."

    Arteta hätte vielleicht auf sein anfängliches Bauchgefühl hören sollen: Denn für Sterling hatte sich vieles geändert, auch in seiner Karriere - und zwar nicht zum Besseren. Heute ist klar: Ein paar ermutigende Trainingsleistungen machen ihn nicht zum Topspieler.

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  • Arsenal FC v Southampton FC - Premier LeagueGetty Images Sport

    Stan Collymore über Raheem Sterling: "Er hat bisher alles verpatzt"

    Trotz der großen Worte Artetas kam Sterling beim 1:0-Sieg gegen die Spurs und beim anschließenden Unentschieden gegen Atalanta Bergamo in der Champions League nur zu kurzen Einsätzen - bevor er beim 2:2 gegen Manchester City komplett auf der Bank saß. Sein Startelfdebüt gab der Chelsea-Leihspieler schließlich erst am 25. September im Carabao Cup, wo er beim 5:1-Sieg der Gunners gegen Bolton im Emirates Stadium ein Tor und eine Vorlage beisteuerte.

    Doch diese Leistung gegen einen mittelmäßigen Verein aus der drittklassigen League One sagte wenig aus. Drei Tage später kam er beim 4:2-Sieg von Arsenal gegen Leicester für 16 Minuten zum Einsatz, und auch beim 2:0-Heimsieg gegen Paris Saint-Germain in der Königsklasse war er nur Ersatzspieler.

    Erst am 5. Oktober kam Sterling zu seinem ersten Startelfeinsatz in der Premier League, gegen den sieglosen Aufsteiger Southampton. Sterling verspielte dabei seine Chance auf einen Stammplatz, er verlor zehnmal den Ball und wurde nach einer Stunde beim Stand von 1:1 vom Platz gestellt. Gabriel Martinelli brachte Arsenal nach seiner Einwechslung deutlich mehr Schwung in die Offensive, und die Gastgeber gewannen am Ende mit 3:1.

    Danach wurde es für Sterling noch schlimmer. Zwischen dem 19. Oktober und dem 14. Dezember kam er nur 60 Minuten in der Premier League zum Einsatz.

    Der frühere Liverpooler Stürmer Stan Collymore sagte im Interview mit Metro: "Er hat bisher alles verpatzt. Er ist ein erfahrener Spieler, der alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Man erwartete von ihm, dass er die Kabine auf ein neues Niveau hebt, aber das hat er nicht getan."

  • FBL-ENG-LCUP-ARSENAL-PRESTONAFP

    Raheem Sterling ist nicht mehr das Spieler, der er bei Manchester City war

    Vor Arsenals Nullnummer im Heimspiel gegen Everton versuchte Arteta, Sterlings mangelnde Einsatzzeit zu erklären und betonte, dass dies nicht auf "taktische Gründe" zurückzuführen sei. Stattdessen meinte er, Sterling sei ein indirektes Opfer der Verletzungskrise in der Defensive, wo unter anderem Takehiro Tomiyasu, Ben White, Oleksandr Zinchenko und Riccardo Calafiori ausfielen.

    "Es war schwer und auch für mich sehr schwierig zu akzeptieren, dass ich ihm nicht mehr Spielzeit gegeben habe", sagte Arteta. "Wenn er nicht in der Startelf stand, habe ich 90 Prozent der Einwechslungen vorgenommen, um Minuten zu dosieren, oder um Verletzungen zu vermeiden. Ich würde mir wünschen, dass er viel mehr spielt, denn ich glaube, dass er einen sehr guten Einfluss auf die Mannschaft haben kann."

    Der Spanier fügte über Sterlings Denkweise hinzu: "Er ist sehr gut in der Umkleidekabine und will unbedingt spielen. Er hatte diese sehr wichtige Rolle [bei ManCity], er hat jedes Spiel beeinflusst, und plötzlich ist man eine Zeit lang in dieser Position. Nicht nur hier, sondern auch bei Chelsea. Es ist also immer sehr schwierig, und ich habe viel Mitleid mit den Spielern, wenn sie sich in dieser Situation befinden. Hoffentlich können wir das ändern."

    Und genau da liegt der Haken. Dies ist nicht derselbe Sterling, der in sechs aufeinanderfolgenden Spielzeiten für City Tore und Assists en masse lieferte - ein echter Matchwinner, der selbst die besten Verteidiger der Welt in Verlegenheit bringen kann. Schon bei Chelsea konnte er diese Fähigkeiten nur selten zeigen - und bei Arsenal nun sogar noch seltener.

  • FBL-ENG-PR-ARSENAL-LEVERKUSENAFP

    Hoffnung auf mehr Einsätze

    Arteta hat sein Bestes getan, um Sterling vor Kritik abzuschirmen, aber es gibt keinen Weg an der Wahrheit vorbei. Er hat nicht viel gespielt, weil Arsenal bessere Flügelspieler hat.

    Bukayo Saka ist bei den Gunners die erste Wahl auf der rechten Seite, während Martinelli und Leandro Trossard auf der linken Seite den Vorzug erhalten. Sterling agierte bei City zeitweise auch als falsche Neun - mit großem Erfolg -, aber auch im Zentrum kam er nicht zum Einsatz, weil Kai Havertz als Neuner spielt.

    Wenn Arteta seine gesamte Offensive zur Verfügung steht ist kein Platz für Sterling. Der ehemalige Star von Liverpool und City ist nicht mehr in der Lage, mit der Explosivität von Saka, der Unberechenbarkeit von Martinelli oder der Cleverness von Trossard aufzutreten.

    Doch noch ist nicht alles verloren. Saka hat sich Ende Dezember eine schwere Kniesehnenverletzung zugezogen, und Ersatz-Mittelstürmer Gabriel Jesus wurde Anfang der Woche an einem gerissenen Kreuzband operiert. Es wurde berichtet, dass beide bis mindestens Ende März ausfallen könnten - was bedeutet, dass Sterling wahrscheinlich mehr Einsatzchancen erhalten wird.

    Sterling erholte sich von seinen Knieproblemen rechtzeitig für Arsenals FA-Cup-Drittrundenspiel gegen Manchester United am 12. Januar und spielte schließlich 80 Minuten. Die Gunners verloren schließlich im Elfmeterschießen, aber Sterlings Leistung war durchaus ermutigend. Er bereitete der United-Defensive einige Probleme und war zum ersten Mal seit seinem Wechsel im Sommer ein Lichtblick.

  • Raheem Sterling Arsenal 2024getty

    Raheem Sterling kommt nicht in den Flow

    Die verbesserte Leistung gegen United hätte Sterling weiterhelfen sollten. Er drängte sich gegen Tottenham in der Premier League auf und begann auf dem rechten Flügel statt Martinelli.

    Doch in diesem Spiel war er fast nicht zu sehen. Der Engländer wurde nach einer Stunde zu Recht ausgewechselt. Jedes Mal, wenn Sterling den Ball in aussichtsreicher Position erhielt, wählte er die sichere Variante und bremste Arsenal. Man spürte, dass er sich nicht traute, Spurs-Außenverteidiger Djed Spence zu attackieren.

    Ähnlich war es bei Arsenals 3:0-Sieg gegen Dinamo Zagreb. Sterling absolvierte nur zwei Dribblings, gab keinen einzigen Schuss ab und wurde wieder einmal ausgewechselt.

    Sterling hat nicht nur körperlich zu kämpfen, er scheint auch mental nicht in Topform. Laut der Daily Mail glauben einige Personen aus der Arsenal-Führungsetage, dass er an einer "Vertrauenskrise" leide und jede Bewegung auf dem Spielfeld überdenkt, anstatt sich auf seinen Instinkt zu verlassen.

  • Arsenal v Manchester United - Emirates FA Cup Third RoundGetty Images Sport

    Raheem Sterling braucht ein neues Umfeld

    Arsenal hat keine Kaufoption für Sterling, und nichts deutet darauf hin, dass man ihn halten wollen würde. Auch an der Stamford Bridge wird es für Sterling keine zweite Chance geben.

    Der Engländer steht bei Chelsea noch bis 2027 unter Vertrag, doch Trainer Enzo Maresca hat eine Fülle an besseren Offensivspielern zur Verfügung. Cole Palmer ist unantastbar - Jadon Sancho, Pedro Neto, Noni Madueke und Joao Felix kämpfen um die zwei weiteren Stammplätze. Bald könnte auch noch Alejandro Garnacho kommen.

    Um die Situation für Sterling noch schlimmer zu machen, hat Maresca öffentlich gesagt, dass er "eine andere Art von Flügelspieler bevorzugt". Chelsea, das 2022 rund 55 Millionen Euro Ablöse für ihn hinblätterte, wird daher versuchen, ihn im Sommer 2025 zu verkaufen - und das wird nicht leicht. So wie es aussieht, ist er der Anwärter auf den Titel "Flop der Saison".

    Auch Saudi-Arabien könnte eine Option für den 30-Jährigen sein. Laut dem britischen Mirror lehnte der erfahrene Stürmer im Sommer ein Angebot über 650.000 Pfund (etwa 78.000 Euro) pro Woche bei einem Klub aus dem Nahen Osten ab. Schließlich wolle er wieder in die englische Nationalamannschaft zurück, hatte er in einem Interview mit The Athletic erklärt.

    Doch davon ist er aktuell enorm weit weg. Es ist gut möglich, dass er seine Einsatzzahl von 82 für England nicht ausbauen wird. Zuletzt wurde er 2022 zur Weltmeisterschaft nominiert.

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