"Vielleicht war es nicht der beste Weg, für den ich mich entschieden habe, aber jeder weiß, dass Auba verrückt ist - und ja, ich bin ein verrückter Junge, hahahaha!", schrieb Pierre-Emerick Aubameyang bei Instagram im Januar 2018, als er sich nach unwürdigem Verhalten erfolgreich für eine Ablösesumme von 63,75 Millionen Euro von Borussia Dortmund zum FC Arsenal gestreikt hatte.
AFPElf Scorerpunkte in zwölf Spielen! Beim Höhenflug von Ex-BVB-Star Pierre-Emerick Aubameyang gibt es nur einen Makel
Der extravagante Stürmer, der für den BVB in 213 Pflichtspielen 141 Tore schoss (36 Vorlagen), wollte nach seinem sensationellen Aufstieg in der Bundesliga mit dem Wechsel in die Premier League das nächste Level seiner Karriere erreichen. Das hat er gewiss geschafft, anschließend spielte Aubameyang noch für die beiden Top-Vereine FC Barcelona und FC Chelsea.
Ein Mehr an Titeln sprang für den Gabuner aber seither nicht heraus. Mit dem BVB gewann er 2013 und 2014 den Supercup sowie 2017 den DFB-Pokal. Zu diesen drei Trophäen gesellten sich lediglich - muss man angesichts der hochkarätigen Klubs sagen - drei weitere Titel hinzu. 2020 holte Aubameyang mit Arsenal den FA Cup sowie den Community Shield, 2023 feierte er in seinen sieben Monaten bei Barca die bislang einzige Meisterschaft seiner Laufbahn.
Aktuell ist der 36-Jährige zum zweiten Mal bei Olympique Marseille angestellt - und hat wie der Vizemeister der Vorsaison einen echten Lauf. Nach 14 Spielen in der Ligue 1 trennt OM nur ein Punkt von der Spitze, die naturgemäß der Erzrivale Paris Saint-Germain inne hat. Die Südfranzosen stellen zudem mit 35 Treffern den besten Angriff der Liga.
AFP"Ein großartiger Champion": Aubameyang brilliert in der CL
An elf davon war der in zwölf Partien eingesetzte Aubameyang beteiligt (fünf Tore, sechs Vorlagen), was in Frankreich nur von Mannschaftskamerad Mason Greenwood überboten wird (13). Zuletzt brillierte er in der Champions League, wo er den 0:1-Rückstand gegen Newcastle United mit einem Doppelpack im Alleingang zum Sieg drehte. Mit sechs Torbeteiligungen (drei Treffer, drei Assists) in fünf CL-Partien liegt er auf dem geteilten zweiten Platz des Scorer-Rankings der Königsklasse.
"Er war in Topform. Er muss niemandem mehr etwas beweisen. Sein einziger Makel ist sein Alter von 36 Jahren. Ich hoffe, er kann noch zehn Jahre spielen, denn er ist ein wahrhaft großartiger Champion", frohlockte OM-Coach Roberto De Zerbi. Frankreichs renommierte Sporttageszeitung L'Equipe titelte: "Er wird Woche für Woche jünger."
Dass Aubameyang bei seiner Rückkehr nach Marseille derart einschlägt, ist freilich keine Selbstverständlichkeit. Zwar hatte er bereits in der Saison 2023/24, als er nach zehn Jahren im Ausland in die Ligue 1 zurückkehrte, starke 41 Torbeteiligungen (30 Treffer, elf Vorlagen) in 51 Pflichtspielen für OM hingelegt.
AFPAubameyang bei Marseille: Nicht mehr nur der reine Torjäger
Doch das vergangene Jahr hatte er in Saudi-Arabien bei Aufsteiger Al-Qadsiah FC verbracht - sehr zum Missfallen De Zerbis. Marseille ließ Aubameyang zähneknirschend ziehen, schließlich winkte dem Angreifer in der Wüste mit 20 Millionen Euro netto pro Jahr das höchste Gehalt in seiner Karriere.
Dort traf der 81-fache Nationalspieler zwar 21-mal in 36 Pflichtspielen. Es erstaunt dennoch, wie problemlos er nach seiner Vertragsauflösung die Umstellung vom niedrigeren Niveau der Saudi Pro League mit ihren oft auch sehr hohen Temperaturen auf das europäische Top-Level bewerkstelligte. "Sein Weggang hat uns geschadet", sagte De Zerbi. "Er ist nach wie vor in Form. Die Mannschaft profitiert nun von einem reiferen Aubameyang."
Diese Reife spiegelt sich auf dem Feld in einer veränderten Positionierung wider. De Zerbi gab Aubameyang eine neue Rolle: mehr Beweglichkeit, mehr Verantwortung, mehr Führung. Aubameyang ist bei OM nicht mehr nur der reine Torjäger, der er bei Dortmund oder Arsenal war.
AFPAubameyang schneller als Mbappe und Frimpong
Nun agiert er etwas zurückgezogener, lässt sich tief fallen, beteiligt sich am Spielaufbau und setzt seine Mitspieler in Szene. Er beeinflusst das gesamte Offensivspiel der Mannschaft. "De Zerbi war streng mit ihm", sagte zuletzt sein ehemaliger Nationaltrainer Patrice Neveu bei La Provence. "Er ist nach wie vor ein Torjäger, hat sich aber gleichzeitig zu einem Schlüsselspieler und einem hervorragenden Passgeber entwickelt."
Dennoch zeigt Aubameyang, mit 34 Buden in 62 Spielen übrigens Erster in der ewigen Torschützenliste der Europa League, dass er in entscheidenden Situationen seinen Killerinstinkt vor dem Kasten auch im fortgeschrittenen Alter nicht verloren hat. Zwölf Tore und neun Vorlagen in 20 Partien dieser Spielzeit für Klub und Land sprechen eine deutliche Sprache. Und das, obwohl er zwischen Ende September und Anfang November eine rund sechswöchige Flaute durchmachte.
Was zudem beinahe noch beeindruckender ist als seine Scorerpunkte: Aubameyang hat nichts an seiner exorbitanten Geschwindigkeit verloren. Mit 35,8 km/h wurde er in der CL gemessen - der viertbeste Wert in dieser Saison. Die zehn beziehungsweise zwölf Jahre jüngeren Kylian Mbappe und Jeremie Frimpong etwa waren langsamer.
AFPDe Zerbi adelt Aubameyang: "Er ist ein kompletter Spieler"
Bis 2027 steht Aubameyang bei OM unter Vertrag, seine schnelle Rückkehr hat sich für den Klub bislang vollkommen bezahlt gemacht. Als "sehr wichtigen Neuzugang" bezeichnete ihn De Zerbi. Denn: "Er ist ein kompletter Spieler."
Der Torjäger fühlt sich in der emotionalen Hafenstadt wohl. "Als Marseille anrief, war es unvermeidlich, eine Herzensentscheidung", sagte er nach seinem Wechsel im Sommer.
Ob er als Anführer der Marseiller Offensive die Vorherrschaft von PSG - in den vergangenen 13 Jahren gelang das nur Monaco und Lille (2017 und 2021) - durchbrechen kann, muss für den Moment fraglich bleiben. Es wäre aber zweifelsohne die Krönung für ihn, den verrückten Jungen.
Pierre-Emerick Aubameyang: Die Statistiken seiner Karriere
Zeitraum Verein Pflichtspiele Tore Vorlagen 2008-2011 AC Mailand - - - 2008-2009 FCO Dijon (Leihe) 39 10 2 2009-2010 OSC Lille (Leihe) 24 2 2 2010-2011 AS Monaco (Leihe) 23 2 3 2011-2013 AS Saint-Etienne 97 41 21 2013-2018 Borussia Dortmund 213 141 36 2018-2022 FC Arsenal 163 92 21 2022 FC Barcelona 24 13 1 2022-2023 FC Chelsea 21 3 1 2023-2024 Olympique Marseille 51 30 11 2024-2025 Al-Qadsiah FC 36 21 3 seit 2025 Olympique Marseille 17 8 9

